Duisburg. Das 3. Philharmonische Konzert in der Duisburger Mercatorhalle stand im Zeichen des Rhythmus. Wer nicht bis zum Schluss blieb, hat was verpasst.

Ganz im Zeichen des Rhythmus stand das 3. Philharmonische Konzert der Saison. Generalmusikdirektor Axel Kober hatte seinen ersten Auftritt mit dem Orchester in der laufenden Saison und dirigierte ein dreiteiliges Programm mit Werken des 20. und 21. Jahrhunderts, das so eigentlich schon im Juni 2020 hätte erklingen sollen. Besonders ein Stück wurde zum umjubelten Erfolg.

Leonard Bernsteins Ouvertüre zur Oper „Candide“ ist das einzige Werk des Abends, das in Duisburg schon einmal gespielt wurde, ansonsten stehen Erstaufführungen auf dem Programm. Axel Kober lässt die Philharmoniker flink und leichtfüßig durch die abwechslungsreiche und virtuose Bernstein-Partitur rauschen. Da die Musiker in weiten Abständen sitzen, tönt das Orchester nicht so kompakt, wie man es gewohnt ist, sondern man hört einen weit gestreuten Raumklang, in dem man Entfernung und Richtung einzelner Musiker klar orten kann.

Duisburger betonen rhythmische Seite von Rachmaninow

Ein effektvolles Werk sind Sergej Rachmaninows „Sinfonische Tänze“ aus dem Jahr 1940. Der in die USA emigrierte Russe zeigt sich hier einmal mehr als Meister des Ohrwurms, den er in das perfekte instrumentale Arrangement verpackt. Kober betont immer wieder die starke rhythmische Seite dieser Musik. Wenn sich dann eine sehnsüchtige Streichermelodie über leicht dahin schwingende Klavierakkorde ergießt, kann auch Kober den Kitsch-Faktor nicht ganz ausblenden. Der Mittelsatz im Walzerrhythmus ist voller nostalgischer Dekadenz, während das Finale wieder vor rhythmischen Intelligenz funkelt.

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Dass die neueste Komposition, nämlich „Spices, Perfumes, Toxins“ erst nach der Pause gespielt wird, es dem Publikum somit leicht gemacht wird, der modernen Musik zu entfliehen, ist ungewöhnlich. Wer in der Pause gegangen sein sollte, hat eine mitreißende Aufführung eines großartigen Werkes verpasst. Das Konzert für Schlagzeug-Duo und Orchester von Avner Dorman, dessen Titel übersetzt „Gewürze, Düfte, Gifte“ bedeutet, wurde 2006 in Tel Aviv uraufgeführt und soll die junge israelische Kultur widerspiegeln.

Zwei Schlagwerker wirbeln über Metall und Fell

Bei der Duisburger Erstaufführung stehen die beiden Schlagwerker Rafael Sars und Johannes Wippermann an den Trommeln, Stabspielen und Becken und sind fast pausenlos im Einsatz. Mit kraftvollen und kantigen Rhythmen beginnt die großangelegte Komposition, die melodisch an Klezmer und andere Musikwelten des Mittleren Ostens erinnert. Diese Musik verstört oder verschreckt in keiner Weise, sondern geht direkt in die Füße der mitwippenden Zuhörer. Das Duo Sars und Wippermann spielt das Stück auswendig, kann sich also ganz der Gestaltung der Musik hingeben.

Die Tatsache, dass sich die beiden Schlagwerker vor dem Orchester gegenüberstehen, gibt dem Klang zusätzliches Volumen und beschert der Aufführung noch viele theatralische Momente: So spielen sie sich die perkussiven Bälle hin- und her oder wechseln während des Stückes an eine andere Schlagzeugbatterie. Die Duisburger Philharmoniker lassen sich ebenfalls von der Kraft dieser Musik mitreißen und hier für die melodiösen Momente zuständig.

Stehen in den ersten beiden Sätzen Xylo-, Vibra- und Marimbaphon im Zentrum, die nicht nur mit Schlägeln gespielt, sondern sogar mit den Fingerspitzen angetupft werden, geht es im dritten Satz an die Felltrommeln und Becken, mit denen die Musik jetzt vorangetrieben und gepeitscht wird. Das Publikum feiert das Duo mit großem Jubel. Rafael Sars und Johannes Wippermann bedanken sich mit einer furios wirbelnden Zugabe, nach welcher der Saal noch mehr tobt.

>> SCHLAGWERKER TROMMELTEN BEI DEN PHILHARMONIKERN

  • Die Schlagwerker Rafael Sars und Johannes Wippermann studierten beide an der Düsseldorfer Robert-Schumann-Hochschule. Beide Musiker sind bei den Duisburger Philharmonikern keine Unbekannten.
  • Sars war von 2014 bis 2019 Schlagzeuger des Orchesters und ist heute Solo-Pauker beim WDR Funkhaus Orchester. Wippermann war in der Saison 2008/09 Praktikant bei den Philharmonikern und ist 1. Schlagzeuger im WDR-Sinfonieorchester Köln seit 2010.