Duisburg. Die Computerspielsucht ist auf dem Vormarsch. Welche Spieldauer ein Experte als gefährlich ansieht. Wo es Hilfe für Betroffene in Duisburg gibt.

Videospiele gehören für viele zum Freizeitvergnügen. Gefährlich wird es aber, wenn das Daddeln am Computer, der Konsole oder dem Smartphone auf einmal das Leben bestimmt und der Bezug zur Realität verloren geht. „Eine Computerspielsucht kann Menschen umbringen“, sagt Ulf Weidig, Suchttherapeut aus Duisburg.

Laut einer Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit und des Deutschen Zentrums für Suchtfragen legen nach Hochrechnungen rund 465.000 Jugendliche von zwölf bis 17 Jahren im Umgang mit Computerspielen ein auffälliges Verhalten bis hin zur Sucht an den Tag, gelten als sogenannte Risiko-Gamer.

Computerspielsucht: Flucht aus der Realität

Die Zahlen stammen aus Vor-Corona-Zeiten. Die Pandemie habe die Lage verschärft, sagt Ulf Weidig, Suchttherapeut im Alexianer Bürgerhaus in Rheinhausen. „Die Schule hat kaum stattgefunden, auch der Sportverein nicht.“ Viele Plattformen meldeten im vergangenen Jahr neue Rekord-Spielerzahlen. Auch die Dauer vor dem PC oder der Konsole habe im Lockdown drastisch zugenommen – laut Studien um bis zu 75 Prozent in der Woche, so Weidig.

Besonders von Computerspielsucht betroffen seien junge Männer, erklärt der Experte. Viele weisen eine psychische Gefährdung auf, leiden etwa an Depressionen oder sozialen Ängsten. Die Motivation zum Spielen liege dann oft in der „Flucht aus der negativ erlebten Realität“, sagt Weidig.

Warum gerade Online-Spiele Gefahren bergen

An diesem Punkt setzen Spielmechanismen an: Online-Rollenspiele etwa, die kein Ende haben, schaffen soziale Bindung. Die Spieler sind in einer virtuellen Gemeinschaft eingebunden. Eine Parallelwelt, in der man akzeptiert wird. Doch auch andere Online-Spiele bergen Suchtgefahr, denn oft sind sie so angelegt, dass Spieler dranbleiben müssen, um etwa auf Ranglisten nach oben zu klettern.

Für den Suchttherapeuten ist eine Spieldauer von „drei bis vier Stunden täglich sicherlich für die Entwicklung eines jungen Menschen als schädlich anzusehen“. Sollten Eltern feststellen, dass schulische Leistungen schlechter werden und das Kind sich immer mehr zurückzieht, können dies Anzeichen für eine beginnende Abhängigkeitsproblematik sein.

Ulf Weidig ist Suchttherapeut in Duisburg. In Rheinhausen im Alexianer Bürgerhaus leitet er eine Gesprächsgruppe zum Thema Computerspielsucht.
Ulf Weidig ist Suchttherapeut in Duisburg. In Rheinhausen im Alexianer Bürgerhaus leitet er eine Gesprächsgruppe zum Thema Computerspielsucht. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

>> COMPUTERSPIELSUCHT: ANLAUFSTELLE IN DUISBURG

  • Hilfe finden Angehörige und Betroffene von Computerspielsucht am Hochemmericher Markt in Rheinhausen. Im Alexianer Bürgerhaus leitet Weidig eine therapeutische Gruppe für Menschen mit problematischem PC-Online-Konsum.
  • Ziel sei es, junge Menschen wieder „zum Leben zu verführen“ – nach dem Leitgedanken: „Lebenslust statt Onlineflucht“. Die Gruppe findet 14-tägig, jeweils montags von 16 bis 17 Uhr, statt und wird von therapeutischen Einzelgesprächen begleitet. Mehr Informationen zum kostenfreien Angebot unter 02065 255690.