Duisburg. In 30 Jahren hat die Bosnienhilfe hunderte Menschen unterstützt, unermüdlich Spenden gesammelt – und das Leben von vielen Familien verändert.

Seit 30 Jahren hilft die Duisburger Bosnienhilfe, helfen Heribert Hölz und seine Familie Menschen in größter Armut. Auch mit 79 Jahren, auch durch die Corona-Pandemie ist der Ehrenamtler nicht zu bremsen. Über drei Millionen Euro sammelte er in Duisburg und am Niederrhein für den guten Zweck ein.

Gerade erst schrieb er 187 Briefe an die treuesten Spender, um ihnen zu danken, telefonierte mit vielen. Aber immer in dem Wissen: „Bosnien ist eigentlich kein Thema mehr. Corona macht es schwer, und Hilfe verdienen auch die Menschen, die von der Flutkatastrophe betroffen sind, die Erdbebenopfer in Haiti, die Flüchtlinge aus Afghanistan.“

92. Reise plant die Duisburger Bosnienhilfe im Frühjahr

Heribert Hölz organisiert seit 30 Jahren ehrenamtlich die Bosnienhilfe.
Heribert Hölz organisiert seit 30 Jahren ehrenamtlich die Bosnienhilfe. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Während im Ahrtal ehrenamtliche und staatliche Hilfe zupackt, gebe es in Bosnien viel Korruption, „da zieht kein Politiker die Karre aus dem Dreck“, bedauert Hölz. Deshalb ist Aufhören für ihn keine Option, die „Armut bleibt“. Mühsam bahnte er Wege, Spendengelder sicher auf den Balkan transferieren zu können.

Der letzte Besuch ist zwei Jahre her, die nächste, dann 92. Reise will er im Frühjahr antreten. „Aber da ist keiner geimpft“, berichtet er. Selbst der Caritaspräsident von Bosnien, der ihn kürzlich daheim in Neukirchen-Vluyn besuchte, habe sich vor der Deutschland-Reise seine Impfung im Nachbarland in Belgrad holen müssen.

Konkrete Hilfe für Familien mit Kindern

Die enge Verbundenheit mit den Menschen in Bosnien spiegelt sich in zahlreichen Dankesbriefen an Hölz wider. Darunter ist auch Post von einer Familie, die Hölz in den 90er Jahren in einer riskanten Aktion mit einem kleinen Nachen, einem flachen Boot, über den Grenzfluss Sava nach Kroatien brachte. „Sie lebten mit sechs kleinen Kindern in einem Bau aus Lehm und Stroh“, erinnert sich der pensionierte Sozialarbeiter.

Nach einem weiteren Besuch mit Ehefrau Ursula wurde die Hilfe konkret: Sie kochten in mehreren Sommern tausende Gläser Marmelade ein und finanzierten mit dem Erlös ein ganzes Haus. Durch die enge Verbundenheit zur Katholischen Kirche, zur Caritas, half ein Pfarrer, der im ersten Leben Architekt war und fürwahr „pro domo“ die Planung übernahm. Viel Arbeit übernahm Familie Tomic selbst.

Jetzt, über 20 Jahre später, schreibt sie aus dem Haus in Oriovac, dass aus den Kindern „erwachsene Menschen geworden sind“, die Abitur gemacht, Häuser gebaut, Nachwuchs bekommen haben. „Im Grunde genommen haben Sie unser gesamtes Leben komplett verändert“, schreiben sie dankbar. „Ihre Hilfe und Unterstützung hat uns gerettet.“ Über den Fluss führe inzwischen eine Brücke.

„Ich mache es, solange ich kann“

Es ist auch Balsam für Heribert Hölz, der die Zeilen sichtlich gerührt vorträgt. Es ist sein Lebenswerk, auf das er mit Recht stolz ist, für das es aber keine Nachfolge gibt. „Ich mache es, solange ich kann.“

Ursula Hölz aus Neukirchen-Vluyn hat jahrelang aus gespendeten Früchten Marmeladen, Gelee, Konfitüren und Säfte eingekocht. Der Erlös reichte für den Bau eines Hauses in Kroatien, für den Betrieb einer Suppenküche. (Archivbild, 2006)
Ursula Hölz aus Neukirchen-Vluyn hat jahrelang aus gespendeten Früchten Marmeladen, Gelee, Konfitüren und Säfte eingekocht. Der Erlös reichte für den Bau eines Hauses in Kroatien, für den Betrieb einer Suppenküche. (Archivbild, 2006) © far | Bettina Engel

Und dann erzählt er die Geschichte von dem Mädchen, das mit seiner Oma zu einem Lebensmitteltransport kam und ein Stück Schokolade bekam. Was in dem Gesicht zu lesen stand, als der Geschmack überdeutlich wurde, „zum ersten Mal in seinem Leben!“

Ein Skandal für den gottesfürchtigen Hölz, der selbst nach dem Krieg am Immendahl in Hochfeld aufwuchs und Armut kennt. Sein Vater, im Zweiten Weltkrieg in Lettland gefallen, schrieb zuvor hunderte Briefe, teils auf Birkenrinde, und berichtete von Süßigkeiten, die er den Kindern geflüchteter Familien gab, berichtet Hölz. „Ich mach nichts anderes.“

>>DAS IST DIE BOSNIENHILFE:

Gegründet hat Heribert Hölz die Bosnienhilfe im Oktober 1991. Damals war er noch Sachgebietsleiter beim Caritasverband Duisburg, wo die Hilfsorganisation angedockt ist. Anfangs fuhr er mit einem kleinen Corsa los, es folgten zig Touren per Lastwagen, die tonnenweise Hilfsgüter, vor allem Lebensmittel, aber auch mal eine Kirchenorgel über die Grenzen schafften.

Je größer das Netzwerk wurde, desto vielseitiger wurde die Hilfe: Es gibt Familien-Patenschaften, die monatlich mit 25 Euro unterstützt werden. Mit 45.000 Euro jährlich werden zwei Suppenküchen in Zenica und Banja Luca betrieben. Geld geht auch an ein Jugendzentrum, das an ein Kloster angegliedert ist. Nicht zu vergessen die gespendeten Schafe, die über ein ausgeklügeltes System nicht nur einer Familie zur Gründung einer Herde dienen, sondern über die Nachkommen gleich weitere Schäfer zugute kommen.

Wer mehr über die Bosnienhilfe erfahren will, kann Heribert Hölz unter 0203 44985-916 erreichen. Spendenkonto des Caritasverbandes: DE 14 3505 0000 0200 1043 05, Stichwort Bosnienhilfe.