Duisburg. Marco Peters hat seine „… iss doch Wurscht“-Currywurst im Glas in der Vox-Show „Die Höhle der Löwen“ vorgestellt. So einen Deal gab es noch nie.

In der „Höhle der Löwen“ ist schon so manches Kätzchen zur Wildkatze mutiert. Jetzt hat es der Duisburger Marco Peters mit seiner Currywurst im Glas erfolgreich bei der Vox-Gründershow versucht – gut gebrüllt, Löwe! Am Montagabend (11. Oktober) hat der Privatsender die Folge mit der Duisburger Currywurst ausgestrahlt. Wie die Jury auf Peters’ Präsentation reagierte – und wie sich der 48-Jährige aus der Corona-Krise gekämpft hat.

Er hat die Currywurst am Stiel erfunden, stand mit seinem Foodtruck auf Festivals – bis Corona kam. Dann durfte „… iss doch Wurscht“-Inhaber Marco Peters erstmal keine Wurst mehr verkaufen. Verdammtes Virus! Für Peters der Wurst-Case.

Currywurst im Glas bei „Die Höhle der Löwen“ (Vox): „Erdbeer ist der Wahnsinn“

Dabei hatte seine „Originale Duisburger“ noch den Titel der besten C-Wurst in NRW gewonnen. „Mit dem Verkaufsverbot begann unser Überlebenskampf. Wir mussten uns etwas einfallen lassen“, sagt Marco Peters. 250 Veranstaltungen fielen plötzlich weg. „Das hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen.“ Aber der erfahrene Verkäufer weiß auch: „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.“

Und so suchten er und seine Frau Andrea (54) nach anderen Möglichkeiten, die Wurst an den Fan zu bringen. Sie mieteten eine Küche in Hochfeld an und wollten das Kult-Produkt haltbar machen.

Marco und Andrea Peters (im März 2020) vor ihrem „Food Truck“, den die Corona-Pandemie ausgebremst hatte.
Marco und Andrea Peters (im März 2020) vor ihrem „Food Truck“, den die Corona-Pandemie ausgebremst hatte. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Jetzt ist sie vier Monate im Glas ungekühlt haltbar – in drei Varianten: original, Kürbis-Mango und Erdbeer. Dazu kommt noch Veggie. „Ich bin selbst nicht so Pro-Veggie, aber das ist eine Variante, die ich auch gerne esse“, sagt der bekennende Fleischliebhaber. Seine selbstkreierte Fleischlos-Frikadelle besteht aus Haferflocken, Käse, Ei und Kräuterquark. Und die sollte auch den sonst Fleischfressenden schmecken.

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„Jetzt geht’s um die Wurscht“, präsentierte sich Peters auf Vox leidenschaftlich in der Sendung des Start-up-Formats, das der Sender am Montagabend ausstrahlte. „Für Sie ist es vielleicht nur eine Currywurst im Glas – für uns die Existenz, um die wir gerade kämpfen.“ Der Teleshopping-Queen Judith Williams entweicht spontan: „Hammer. Erdbeer ist der Wahnsinn. Die müsst ihr auch einzeln verkaufen.“

Marco Peters macht Löwen ein Hammer-Angebot

In der „Höhle der Löwen“ (montags 20.15 Uhr auf Vox) geht es für Peters um alles oder nichts. Sein Dasein hängt an diesem Glas. Marco Peters macht den Löwen ein Hammer-Angebot: Er braucht 49.000 Euro und will dafür 49 Prozent der Firmenanteile abgeben. So einen Deal gab es in der Höhle noch nie. Die Höhlenmenschen um den umstrittenen Carsten Maschmeyer sind hörbar beeindruckt.

Im Gespräch mit dieser Zeitung erzählt Marco Peters: „Bis ich vor dem Eingang zum ,Käfig’ stand, war ich noch halbwegs entspannt. Als ich dann die Tür öffnete, die Kulisse und die Löwen sah … Das war einer der wenigen Momente in meinem Leben, in denen ich sprachlos war. Ich konnte meine Gedanken aber schnell wieder sortieren.“

Auf der Bühne erzählt der Duisburger, dass er seit 2010 den Foodtruck hat, nur regionales Schweinefleisch benutzt. Das merken die Löwen auch beim Geschmackstest. Die Konsistenz kommt ihnen anders vor: gröber gemahlen und ohne Knorpel, nur reiner Nacken, Schulter und Schinkenspeck.

Bis heute keine Corona-Hilfen

Sein Vortrag wirkt souverän. „Als ich dann meinen Pitch vorgetragen habe, war ich kurzzeitig völlig von der Rolle, weil mir plötzlich Gedanken durch den Kopf gingen wie ,Hast Du deinen Namen gesagt?’ oder ,Habe ich jetzt meine Konditionen genannt?’“, erzählt Peters.

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Maschmeyer fragt ihn nach den Corona-Hilfen. Da wird es ernst. Marco Peters erklärt, dass er Hilfen bekommen hat: schriftlich. Heißt: Geld ist noch nicht geflossen. Seit Corona ohne Einnahmen: Das schockt die Löwen. Und die Hilfen fließen auch nur, wenn der Unternehmer bis dahin nicht insolvent ist.

Gastronomie in Duisburg- Irritationen um neue Corona-HilfeAber Marco Peters ist mit Leib und Seele selbstständig. Ein befreundeter Unternehmer wollte ihn bei Rewe anstellen. Peters lehnte ab. Lieber stellte er seine Currywurstgläser beim Herrn Rewe ins Regal und versuchte sein Glück.

Und das war es: Ausverkauf in 90 Minuten. 1000 Gläser gingen an die Duisburger in drei Tagen vor Weihnachten. Ein Glas original Duisburger Currywurst kostet 3,99 Euro, davon sind 1,52 Euro Produktionskosten. 60 Cent gehen für ein Glas drauf.

Ralf Dümmel will den Deal – sofort

Marco Peters setzt große Hoffnungen in die Löwen. Er weiß, dass Ralf Dümmel Currywurst liebt – und damit soll er Recht behalten. Löwe Ralf Dümmel erhebt sich nach Peters’ Rede, der jetzt damit rechnet, dass Dümmel einen Nachschlag an Duisburger Currywurst will. Doch der will einen Handschlag. Symbolisch. In der Luft. Der Deal steht, das gab‘s noch nie, twittert Vox.

Dümmel ist begeistert. „Ein unglaubliches Angebot, und du bist so ehrlich. Iss mir wurscht, was jetzt noch passiert. Ich wäre gern dein Partner und ich helfe dir beim Aufbau und beim Zugang zu den Filialen.“

Die heiße Liebe beruht auf Gegenseitigkeit. Marco Peters sagt: „Im Fokus als Wunschlöwen hatte ich Ralf Dümmel, er ist im Einzelhandel bestens vernetzt und, wie ich schon vorher aus den Medien erfahren habe, genauso verliebt in Currywurst wie ich.“

Die Currywurst aus dem Glas, die in der „Höhle des Löwen“ überzeugte: „…iss doch wurscht“ gibt’s in immer mehr Supermärkten.
Die Currywurst aus dem Glas, die in der „Höhle des Löwen“ überzeugte: „…iss doch wurscht“ gibt’s in immer mehr Supermärkten. © Marco Peters | Marco Peters

Currywurst im Glas war bei QVC am gleichen Abend ausverkauft

Den Weg in die Höhle der Löwen hatte Peters schon einige Zeit vorbereitet: „Im November starteten wir mit der Currywurst im Glas, im Februar war bereits die Aufzeichnung. Ich hatte den Gang in die Höhle bei der Auslieferung der ersten Gläser noch gar nicht vorgehabt, aber da immer mehr Supermärkte unser Produkt wollten, wuchs uns das über den Kopf. Wir konnten die Nachfrage nicht mehr bedienen und dann habe ich es einfach mal probiert.“

So richtig fassen kann es der Duisburger nach der Aufzeichnung der Sendung nicht: „Als ich irgendwann nachts Zuhause gewesen bin, wurde ich im Bett wach, bin aufgestanden und habe in meiner Jackentasche nach der Visitenkarte von Ralf gesucht. Da war mir klar, ich habe das nicht geträumt.“

„… iss doch Wurscht“ ab Donnerstag bei Kaufland

Auch beim Tele-Händler QVC war der Hit im Glas am gleichen Abend ausverkauft, Lokalpromis wie die Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas gratulierten dem Duisburger prompt via Instagram, und der Discounter Kaufland – ab Donnerstag mit „iss doch Wurscht“ im Regal – unkt bereits, es aufgrund der Erfolgsgeschichte demnächst auch mal mit Pommes im Glas zu versuchen.

Rührendes Happy End inklusive: Investor Ralf Dümmel überschreibt neun Prozent seines Anteils an Peters‘ Sohn Dominik, der mit ins Unternehmen geholt werden soll. „Es war uns eine Herzensangelegenheit zu helfen. Marco hat nicht nur die Höhle gerockt, weil er ein sensationeller Gründer ist und wie ein Löwe für sein Start-up kämpft, sondern auch an seinen Nachwuchs denkt.“ Standing Ovations im Studio – und ein restlos überwältigter Currywurstmann aus Duisburg.

>> JUROR GEORG KOFLER: SIE HABEN UNS ALLE BEWEGT

• Marco Peters Produkte sind ohne Geschmacksverstärker, ohne Gluten, ohne Hefeextrakte.

• Auch Juror Georg Kofler lobte: „Sie haben uns alle hier bewegt. Sie nehmen ihr Schicksal in die eigene Hand und machen aus der schwierigen Situation so ein tolles Produkt. Sie sind für viele jetzt gerade ein tolles Vorbild.“ Fand auch Judith Williams hinterher: „Ich glaube, wir hätten ihm alle ein Angebot gemacht.“

Seit 1949 gibt es die Currywurst – und seitdem den Kulturstreit, ob der Kantinen-Klassiker in Berlin oder doch im Revier erfunden worden ist. 800 Millionen Currywürste werden im Jahr in Deutschland gegessen.