Duisburg. Wie wichtig sind die Wochenmärkte in Duisburg als Wirtschaftsfaktor? Und was hat sich durch Corona verändert? Experten geben ihre Einschätzung.

Die Besucherplätze auf den Bierbänken, die längs vor der Bühne zwischen einzelnen Verzehrständen aufgebaut sind, füllen sich langsam. Oben geht es am Samstag auf dem Bauernmarkt in der Innenstadt um die Gegenwart und Zukunft der Wochenmärkte in Duisburg und ganz Deutschland.

Mit Andree Haack, Duisburgs Dezernent für Wirtschaft, Ordnung und Sicherheit, Uwe Kluge, Geschäftsführer der Duisburg Kontor GmbH, Frank Willhausen, Berater des Vorstandes des Bundesverbandes GFI Deutsche Frischemärkte e.V., dem Markthändler Hans-Jürgen Vorsatz sowie Merle Eckard, Marketingassistentin bei Duisburg Kontor ist das Podium mit viel Erfahrung besetzt.

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Eines wird schnell deutlich: Geht es um die Kultur der Wochenmärkte in ganz Deutschland, so brauche man sich in Duisburg nicht verstecken. Das Gespräch hat noch nicht richtig angefangen, da wird den anwesenden Besuchern die Bedeutung der Duisburger Wochenmärkte bewusst: „Wir haben über 50 Märkte pro Woche allein in Duisburg, das sind rund 400 Händler und circa 1500 Arbeitsplätze“, erklärt Andree Haack. Frank Willhausen ergänzt: „Duisburg hat gemessen an der Einwohnerzahl eine große Menge an Wochenmärkten.“

Wochenmärkte in Duisburg haben große wirtschaftliche Bedeutung

Die wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt Duisburg ist also hoch. Das sei zwar kein Alleinstellungsmerkmal für Duisburg, besonders seien die wöchentlichen Märkte hier aber dennoch: „Unsere Märkte werden nicht vom Ordnungsamt organisiert, sondern von den einzelnen Veranstaltern. Deshalb schauen andere Städte auf Duisburg“, so Haack weiter.

Die Expertenrunde beim Markt-Talk in der Duisburger Innenstadt.
Die Expertenrunde beim Markt-Talk in der Duisburger Innenstadt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Für die aktuelle Ausgabe des Bauernmarkts hat der Veranstalter Duisburg Kontor sich einiges einfallen lassen, im Vorfeld ordentlich für die Sonderausgabe getrommelt. Das von Kluge formulierte Ziel, „die Öffentlichkeit zu erreichen, die Märkte aufzuwerten, indem man mit dem heutigen kostenlosen Programm Familien anspricht und abholt“, wird erreicht.

In Duisburg finden wöchentlich 58 Märkte an 29 Standorten statt

Ihren Stolz über den samstäglichen Zuspruch wollen die Gesprächspartner an diesem sonnigen Vormittag nicht verstecken. „Die Wochenmärkte sind für die Städte aus sozioökonomischer Perspektive ein belebender Faktor“, erklärt Kluge. „Für viele ist das soziale Miteinander sehr wichtig. Die Menschen gehen nicht nur zum Einkaufen zu den Märkten, sondern kommen dort zusammen, tauschen sich aus.“

Hans Jürgen Vorsatz, der seit 1997 auf Märkten in der Stadt Produkte verkauft, weiß genau, worauf es dabei ankommt: „Wir brauchen den Kontakt zu den Menschen, der soziale Faktor ist sehr wichtig.“ Mindestens genauso entscheidend sei die „Ehrlichkeit des Produkts“, denn „die Leute kommen von Nah und Fern zu uns, weil sie wissen, dass wir unsere Produkte aus der Region, aus der Frische, aus der Natur anbieten.“ Vom Publikum erhält er dafür zustimmendes Nicken und vereinzelten Applaus. „Auf den Märkten wird einfach Frequenz erzeugt“, resümiert Haack, während er den Blick durch den immer voller werdenden Zuschauerbereich schweifen lässt.

Auf den Duisburger Wochenmärkten findet soziale Interaktion statt

Dass es am Samstag so gut läuft, ist angesichts der Herausforderungen der letzten Monate keine Selbstverständlichkeit. „Wir haben anderthalb bewegte und anstrengende Jahre hinter uns“, erklärt Haack mit Blick auf die Corona-Pandemie. „Die Leute kamen in dieser Zeit aber gerne zum Wochenmarkt, draußen einkaufen zu gehen erwies sich als Vorteil gegenüber den großen Lebensmittelketten.“ Nur die ständigen Änderungen der Corona-Schutzverordnungen habe das ganze verkompliziert, „die Märkte mussten eben luftiger aufgebaut werden“, erklärt Kluge.

Auf der anderen Seite konnte aber „vor allem der Lebensmittelhandel auf den Wochenmärkten verstärkt Gewinne verzeichnen – und das bundesweit,“ so Kluge weiter. Corona habe letztendlich „eher stabilisierend auf die Märkte in Duisburg gewirkt, eben durch den gestiegenen Umsatz.“ Die Anzahl der Märkte wurde nicht verringert, in großen Städten wurden laut Kluge keine der rund 3500 Märkte in Deutschland eingestellt. Eine Statistik dazu gibt es allerdings nicht.

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Für den Vorstandsvorsitzenden von Duisburg Kontor ist die Sache klar: Corona habe zumindest im Bereich des Großhandels ein „Dauerweihnachten“ hervorgerufen und sei für die Lebensmittelbranche nicht schädlich gewesen. Merklich in Schieflage geraten sei hingegen die Gastronomiebranche. „Insgesamt sind wir hoffnungsvoll, dass die Nachfrage auf den Wochenmärkten nicht einbricht und wären natürlich froh, wenn die Umsätze aus der Corona-Zeit beim Lebensmittelvertrieb hängen bleiben“, erklärt Kluge abschließend.

Corona hat die Duisburger Wochenmärkte beeinflusst – und das nicht nur negativ

Im Bereich der Wochenmärkte hat man in Duisburg in den letzten 15 Jahren einiges erreicht. Vor allem in puncto Nachhaltigkeit sei man mittlerweile ein Vorbild für andere Marktveranstalter, erklärt Kluge. „Schließlich haben wir es geschafft, die Nutzung von Plastik größtenteils zu vermeiden“, erklärt er stolz. Das macht die Märkte attraktiv für junge Leute, versichert Merle Eckard. Jüngere Besucherinnen und Besucher, die „für gesunde Ernährung passende Produkte suchen“ und für die Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema sei, würden immer häufiger ihre Märkte vor Ort aufsuchen, so Eckard weiter. „Duisburg ist eine starke Wochenmarkt-Stadt!“ resümiert Kluge am Ende des rund dreiviertel stündigen Podiumsgesprächs.