Duisburg-Ruhrort. Seit Khaled Kharouf den „Hallo Kiosk“ in Ruhrort betreibt, beklagen sich Anwohner über Lärm und Dreck vor der Tür – und hetzen gegen den Syrer.
24 Stunden am Tag steht der „Hallo Kiosk“ an der Ecke Fabrikstraße/Bergiusstraße offen. Doch seit der Eröffnung vor rund drei Monaten beschweren sich Anwohner über Lärm und Müll vor dem Laden. Nicht nur das: Inhaber Khaled Kharouf erhält sogar rassistische Drohbriefe. Er beklagt, dass niemand mit ihm das Gespräch gesucht habe.
Lichterketten blinken bunt im Schaufenster, daneben hängt ein Zettel mit den Zugangsdaten für das WLAN-Netz. Und es gibt frische Sandwiches, für 1,70 Euro das Stück. Keine Frage: Khaled Kharouf möchte, dass sich seine Gäste bei ihm wohlfühlen und sein Kiosk zum Treffpunkt wird.
Autos mit lauter Musik vor Kiosk in Duisburg-Ruhrort
Doch zieht der Laden im Empfinden einiger Nachbarn vermehrt eine Klientel an, die weit nach Mitternacht mit lauten Autos vorfährt, die Musik aufdreht und Verpackungsmüll in der Umgebung liegen lässt. Das weiß auch Kharouf: „Ich kann natürlich nichts für meine Kundschaft“, sagt der 21-jährige. „Aber ich versuche, auf sie einzuwirken.“
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In der Facebook-Gruppe „Du kommst aus Duisburg-Ruhrort“ schreiben Nutzer kritische, aber auch rassistische Kommentare gegen den jungen Syrer. Die Hetze gipfelte in einem anonymen Drohbrief gegen Kharouf: „Hallo ihr zugereistes Pack“, schreibt der anonyme Autor und kündigt an: „Wenn deine Drecksfreunde nachts noch einmal laut sind, werden wir die Polizei anrufen und behaupten, dass hier Drogen verkauft werden.“ Im weiteren Verlauf wird auch seine Familie beleidigt.
Polizei bestätigt Kontrolle des Ladens – und ermittelt wegen Drohbrief
Tatsächlich kontrollierte die Polizei am 8. September den Laden, schildert Kharouf. Er erstattete Anzeige gegen Unbekannt wegen des Briefes. „Die Kontrolle seines Kiosks hatte mit dem Brief aber nichts zu tun“, sagt Polizeisprecher Jonas Tepe, der den Einsatz bestätigt.
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Auch habe man keine Anhaltspunkte dafür, dass in dem Laden Drogen verkauft würden. „Es handelte sich um eine Kontrolle mit dem städtischen Ordnungsamt, die an diesem Abend auch in Meiderich und Fahrn durchgeführt wurde.“ Wegen des Drohbriefs laufe ein Ermittlungsverfahren. „Für Zeugenhinweise auf den Verfasser sind wir dankbar“, so Tepe.
Kiosk-Betreiber beklagt: „Niemand hat bisher das Gespräch gesucht“
Zuvor, so berichtet Stadt-Sprecher Sebastian Hiedels, sei der „Hallo Kiosk“ bereits fünf Mal durch das Ordnungsamt kontrolliert worden. „Es konnten jedoch keine Lärmbelästigungen festgestellt werden.“ Am Abend der gemeinsamen Kontrolle mit der Polizei hätten die Beamten unter anderem die Gewerbebescheinigung Kharoufs unter die Lupe genommen.
„Hierbei wurden Verstöße gegen das Nichtraucherschutzgesetz und die Corona-Schutzverordnung festgestellt. Weiterhin wurden Anhaltspunkte für einen Alkoholausschank ohne gaststättenrechtliche Erlaubnis vorgefunden.“ Den jungen Geschäftsmann erwarte ein Ordnungswidrigkeitsverfahren, zu dem er jetzt die Möglichkeit habe, sich zu äußern.
Seit einiger Zeit bemühe sich der 21-jährige, den Trubel vor seinem Laden zu bremsen, sagt er. Er fegt den Müll zusammen und bittet seine Kundschaft, leiser zu sein. „Das geht aber auch nicht von heute auf morgen, das braucht ein bisschen Zeit“, sagt er. „Ich will ja nur das Beste für meinen Laden. Trotzdem, beklagt er sich, filmten die Leute die Menschen vor meinem Laden und posteten es im Internet. „Ich würde mich auch gern entschuldigen. Aber bei wem? Mit mir persönlich hat noch niemand gesprochen.“
>>>ORDNUNGSAMT KONTROLLIERT CAFÉS UND BÜDCHEN
• Bei der Kontrolle am 8. September waren Beamte von Polizei und Ordnungsamt auch bei zwei Cafés in Meiderich und Fahrn vor Ort. Mehrere Gäste sollen die Corona-Schutzverordnung nicht eingehalten haben.
• In der Vergangenheit hatten Polizei, Ordnungsamt und auch der Zoll gemeinsame Kontrollaktionen im Duisburger Stadtgebiet durchgeführt – und sind so auch auf Verbotenes oder Verdächtiges gestoßen. Bei den gemeinsamen Einsätzen geht es oft um illegalen Waffenbesitz, Drogenhandel, Schwarzarbeit oder Steuerbetrug.