Duisburg-Ruhrort. Einsatz für die Taskforce „Schrottimmobilien“ der Stadt Duisburg: Fünf Gebäude wurden in Ruhrort geschlossen. Darum waren Häuser berüchtigt.
Die Taskforce „Schrottimmobilien“ der Stadt Duisburg hat am Mittwochmorgen in Ruhrort fünf Häuser an der Jördingstraße sowie an der Ruhrorter Straße geschlossen. „In allen Objekten wurden eine Vielzahl von gravierenden Brandschutzmängeln, baurechtlichen Mängeln sowie Mängeln nach dem Wohnraumstärkungsgesetz NRW vorgefunden“, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. Die Bewohner mussten die Gebäude umgehend verlassen, die Polizei nahm am Mittwoch zwei Personen wegen offener Haftbefehle fest. Nach Zahlung einer Geldbuße durfte ein Festgenommener allerdings wieder die Wache verlassen.
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Wer sich bei den Ruhrortern umhört, erfährt, dass die Häuser bekannt und berüchtigt waren. Nachbarn hatten sich zunehmend über die Lautstärke der Bewohner, aber auch über Müll beklagt. Um der Stadt Belege zu liefern, wurden sogar Lärmprotokolle geschrieben.
74 Bewohner waren in den Häusern in Duisburg-Ruhrort gemeldet – 93 Personen vor Ort
Laut Stadt ist eine Immobilienfirma aus Frankfurt am Main Eigentümerin der fünf Objekte. Nachbarn schildern, wie einmal im Monat „Personen mit dicken Karren“ vorgefahren seien, „um bar abzukassieren“. In den Gebäuden waren 74 Bewohner gemeldet, die Taskforce traf vor Ort allerdings 93 Personen an. Lediglich eine 77 Jahre alte Person musste in einer Notunterkunft untergebracht werden und wird nun durch das Amt für Soziales und Wohnen betreut.
Die Taskforce bemängelte fehlende Rettungswege, defekte Wohnungstüren, Brandlasten in den Kellern und Dachgeschossen mit „nicht qualitativ ausgeführten Brandabschlüssen“ sowie den nicht fachgerechten Anschluss an die Energieversorgung. Des Weiteren wurden fehlende Waschgelegenheiten und defekte Toiletten vorgefunden. Auf dem gesamten Gelände gebe es außerdem „einen massiven Rattenbefall“.
Diesmal gibt es kaum Kritik an dem Einsatz der Taskforce
Am Tag nach der Räumung ist es ruhig. Die Türen sind versiegelt. Daneben hängt die Mitteilung der „Stabstelle Besondere Projekte“, die die „sehr geehrten Bewohnerinnen und Bewohner“ darüber aufklärt, dass die Häuser wegen der drohenden Gefahr für Leib und Leben als unbewohnbar eingestuften werden. Der Brief ist in verschiedene Sprachen übersetzt. In einer ersten Etage an der Jördingstraße sind die Jalousien hinunter gelassen.
Im Obergeschoss hängt ein Kabel aus dem Fenster, es führt zur Antenne auf dem Dach. Rund um das Gebäude stehen sieben Kinderwagen, ein Bobbycar liegt herum. Stadtsprecher Sebastian Hiedels erklärt jedoch: „Bei dem gestrigen Taskforce-Einsatz waren rund 38 Kinder und Jugendliche zwischen zehn bis 17 Jahren in den Häusern anzutreffen. Eine Betreuung des Jugendamtes war nicht erforderlich, da alle Familien zusammen untergebracht werden konnten. Das Jugendamt wird bei den Taskforce-Einsätzen nur hinzugezogen, wenn es zu Problemen bei der Betreuung oder Unterbringung von Kindern kommt.“
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In ähnlichen Fällen in Hochfeld hatte es zuletzt an Häuserräumungen massive Kritik gegeben. Initiativen und Politiker hatten gefordert, dass die Bewohner rechtzeitig informiert werden müssten und die Politik mit diesen Maßnahmen die Falschen träfe.
CDU-Politiker Michael Büttgenbach stärkt der Taskforce und der Stadt indes den Rücken. „Das ist ein ganz schmaler Grat. Noch vor ein paar Jahren war die Jördingstraße in Ruhrort eine gute Wohngegend. Das droht zu kippen.“ Büttgenbach spricht davon, „dass sich in Ruhrort Clanstrukturen bilden, die teilweise aus Laar nach Ruhrort kommen.“ Dem müsse die Politik entschieden entgegen treten.
>> Die Vorgehensweise der Taskforce
Seit Bestehen der Taskforce wurden 73 Objekte komplett und zwei teilweise geschlossen. Zehn Objekte wurden nicht geräumt, zehn werden zurzeit saniert und sechs wiedereröffnet. Die Einsätze, erläutert die Stadt, werden je nach Hinweis und entsprechender Gefahrenbewertung durchgeführt.
Die Objekte werden kurzfristig ausgewählt, wenn akute, eklatante brandschutztechnische Mängel vermutet werden. „Häufig basiert die Objektauswahl auf Bürgerbeschwerden, Hinweisen von besorgten Nachbarn, des städtischen Außendienstes des Bürger- und Ordnungsamtes oder weiterer externer Behörden“, so die Stadt.
„In Ruhrort gab es an der Fabrikstraße einmal ein Haus, das geschlossen werden sollte. Dem ist der Eigentümer allerdings zuvor gekommen und hat es selbst geräumt“, erinnert sich Michael Büttgenbach.