Duisburg-Ruhrort. Immer mehr Auto-Poser entdecken die Mühlenweide in Duisburg-Ruhrort für sich und brettern abends die Dammstraße herunter. Was Anwohner nervt.
Die Mühlenweide in Duisburg-Ruhrort ist ein beliebter Ausflugsort. Doch auf einige Besucher könnten die Nachbarn getrost verzichten: Inzwischen hat sich der Parkplatz unter der Brücke abends zu einem Treffpunkt für die sogenannte Auto-Poser-Szene entwickelt. Die Anwohner sind genervt.
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Meist ab 22 Uhr rauschen zahlreiche Fahrer die Dammstraße herunter. In den vergangenen Monaten hat sich die Lage so zugespitzt, dass der Bürgerverein Ruhrort einen Bürgerantrag an die Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl gestellt hat.
Die Mitglieder wünschen sich etwa, dass die Stadt Bodenschwellen einbaut, damit Fahrer die Geschwindigkeit reduzieren müssen. Auch ein absolutes Halteverbot nach 22 Uhr soll dazu beitragen, dass Ordnungsamt und Polizei gegen die Szene vorgehen können. „Das ist ein schöner Ort, so lange die sich benehmen, können wir nicht viel unternehmen“, sagt ein Polizeisprecher. Es sei denn, es würden Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt.
Auto-Poser-Problem ist der Stadt Duisburg bekannt
„Das Problem ist der Stadt bekannt, wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder den Kontakt gesucht, aber getan hat sich seither nichts. Wenn ich so arbeiten würde wie die vom Amt...“, sagt Frank Rudzinski erbost und beschreibt, wie er und seine Nachbarn nachts von lauter Musik, quietschenden Reifen und heulenden Motoren geweckt werden.
Die eine oder andere Szene hat er auf Video. „Ich frage mich immer: Was machen die da? Einige bleiben nur zwei Minuten, wenden und fahren wieder rauf“, beschreibt Rudzinski. Mittlerweile habe er schon in neue Fenster investiert, doch geholfen habe das nicht.
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Noch schlimmer ist, was einer anderer Nachbarin widerfahren ist: „Dreimal gab es schon Unfälle, einmal hatte unser Lieferwagen einen Totalschaden. Das ersetzt einem doch keiner. Und die Politiker tun nichts. Was soll denn noch alles passieren?“ Zwar habe die Stadt tatsächlich einmal Verkehrszählungen in dem betroffenen Bereich der Dammstraße durchgeführt, „doch das war tagsüber im Winter während des Lockdowns. Die waren zur völlig falschen Zeit da“, sagt Rudzinski und schüttelt den Kopf.
Stadtsprecherin Gabi Priem bestätigt: „Die geschilderten Eindrücke der Anwohner sind in unregelmäßigen Abständen auch ein wiederkehrendes Thema bei uns. Mit Geschwindigkeitskontrollen halten wir die Situation vor Ort im Blick und bewerten die Sachlage.“ Sie verweist aber auf Geschwindigkeitsmessungen im Mai und Juni. „Auffällig war, dass es besonders bei schönem Wetter in den Abendstunden erhöhte Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h gab. Es gilt Tempo 30.“
Ein Besuch vor Ort, gegen 22.30 Uhr. „Das Wetter ist schlecht, am Wochenende ist hier die Hölle los“, beschreibt Stella Tarala, stellvertretende Vorsitzende des Bürgervereins Ruhrort. Aber trotz niedrigerer Temperaturen donnern einige Wagen heran. Den Nummernschildern nach zu urteilen, ist das komplette Ruhrgebiet vertreten. Ein Golf mit abgedunkelten Scheiben und breiten Reifen parkt ein. Zwei Mädels steigen aus. Offenbar haben sie sich mit zwei jungen Männer verabredet, die gerade ihren Audi verlassen. Es kommt ein anderes Auto – und fährt nach ein paar Minuten wieder weg.
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„Ich will gar nicht wissen, was hier teilweise läuft“, sagt Frank Rudzinski. Er findet, die Stadt könne viel Geld sparen, wenn sie das Parkverbot ausspräche. Der Bürgerverein argumentiert in seinem Antrag in eine ähnliche Richtung: „Ein absolutes Halteverbot zwischen 22 Uhr und 6 Uhr soll „nächtliche Ansammlungen und die Ansiedlung einer Drogenszene verhindern.“ Stella Tarala ergänzt: „Wir sind ja froh, dass die Stadt uns in die Gespräche mit einbezogen hat, aber in der Vergangenheit wurde der Schwerpunkt eher auf Raser gesetzt und nicht auf diese Szene.“
Stadtsprecherin Gabi Priem blickt voraus: „Weitere Maßnahmen befinden sich derzeit noch in der Prüfung.“ Zur Verkehrsberuhigung auf der Mühlenweide sei man mit den Beteiligten in „fortgeschrittenen Gesprächen hinsichtlich weiterer geeigneter Lösungen.“ Diese müssten aber mit dem Veranstaltungsbereich im Einklang stehen. „Unser Ziel ist, die Maßnahmen zeitnah umzusetzen und abzuwarten, ob diese erfolgreich sind. Sollten darüber hinaus nächtliche Halteverbotszonen erforderlich sein, müssten diese zunächst rechtlich geprüft werden.“
>> Schranke an der Mühlenweide gehört bald der Stadt
Die SPD in der Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl sowie Ratsfrau Merve Özdemir haben sich ebenfalls des Themas angenommen. Merve Özdemir betont: „Es war mir eine Herzensangelegenheit, die Mühlenweide sicherer zu machen, da sie ein Treffpunkt von vielen Menschen ist.“
Die Schranke, die sich an der Mühlenweide befand und in den vergangenen Monaten mehrfach beschädigt wurde, soll nun von Duisport ins Eigentum der Stadt übergehen, so die SPD-Politiker, und repariert werden.