Duisburg. Zum Tag der Deutschen Einheit spricht der Wirtschaftsweise Achim Truger in Duisburg. Er kritisiert Bildung und Digitalisierung in Deutschland.

Bürgermeister Volker Mosblech freute sich, dass der Tag der Deutschen Einheit in diesem Jahr wieder mit Gästen gefeiert werden konnte. Die hatten sich in stattlicher Anzahl im Vortragssaal des Lehmbruck-Museums eingefunden, um gemeinsam den 31. Jahrestag der Wiedervereinigung zu begehen. Mosblech begrüßte mit Professor Achim Truger einen prominenten Wirtschaftswissenschaftler im Lehmbruck-Flügel.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Truger lehrt seit zweieinhalb Jahren am Institut für Sozioökonomie der Universität Duisburg-Essen. Er ist einer von derzeit vier Wirtschaftsweisen. Sein Vortrag befasste sich mit der aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Situation in Deutschland und zeigte Perspektiven auf, wie Politik und Gesellschaft den vielfältigen Herausforderungen gerecht werden können.

Digitalisierung: Wirtschaftsweiser kritisiert Faxgeräte in Gesundheitsämtern

Zu den Herausforderungen, die es zu meistern gilt, gehöre als erstes die Bekämpfung des Klimawandels. Der Ökonom ist ein Anhänger marktwirtschaftlicher Instrumente in Sachen Klimaschutz. Klar sei aber, dass nicht der Markt Klimaschutzprobleme löse, sondern der Staat, „der demokratisch legitimiert die Ziele und Rahmenbedingungen vorgibt.“

Dicht hinter diesem Problem stehe die dringend notwendige Digitalisierung von Wirtschaft und Verwaltung. Gerade Corona habe das deutlich gemacht: „Die uralten Faxgeräte in den Gesundheitsämtern stehen sinnbildlich für die mangelhafte Digitalisierung.“

Corona: Sozial schwache Schüler wurden noch weiter abgehängt

Großer Handlungsbedarf bestehe zudem im Bildungssystem, das zu Zeiten des Lockdowns „große Schwächen“ offenbart habe: „Gerade eh schon benachteiligte Schülerinnen und Schüler sind weiter abgehängt worden.“ Sorgen macht sich Truger auch um den sozialen Zusammenhalt, denn trotz der guten wirtschaftlichen Entwicklung vor der Corona-Krise habe sich die Einkommensungleichheit seit der Deutschen Einheit deutlich vergrößert.

Auch interessant

Ein unter dem Eindruck der Herausforderungen oft gefordertes „radikales Umkrempeln der Gesellschaft“ hält Achim Truger für irreführend und falsch. Damit überfordere man die Menschen und schrecke sie ab. Die Bewältigung der Probleme kann nach Trugers Meinung nur gemeinsam und demokratisch angegangen werden, wobei dem Staat eine wesentliche Rolle zufalle.

Unabdingbar sei ein sozialer Ausgleich, denn wirtschaftliche Umbrüche erzeugten auch immer Verlierer. Das können Menschen sein, „aber auch komplette Branchen, Städte und Regionen“.