Der Tag der Einheit Deutschlands am Sonntag ist Grund zum Feiern. Er erinnert daran, dass Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich sind.
Womöglich geht der Feiertag diesmal ja etwas unter, weil er auf einen Sonntag fällt. Das wäre fatal! Der 3. Oktober ist der wichtigste deutsche Feiertag. Er erinnert daran, dass Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich sind.
1989 fiel die Mauer nach einem friedlichen, aber ungeheuer mutigen Volksaufstand. Es braucht heute in Deutschland keinen Mut, um gegen Coronaregeln auf die Straße zu gehen oder im Hambacher Forst ein Baumhaus zu bauen. Aber wer in dem sozialistischen Unrechtsstaat DDR für mehr Freiheit demonstrierte, riskierte die Verhaftung und Sippenhaft für die gesamte Familie. Es ist wichtig, dass wir heute unseren Kindern davon erzählen, dass die Staatspartei SED auf Bürger schießen ließ, die in den freien Westen flüchten wollten.
Bequeme Seite des Stacheldrahts
Im Westen hatten sich viele mit der Teilung abgefunden, schließlich lebte man auf der bequemen Seite des Stacheldrahts. Neugierig und vielfach teilnahmslos schauten die Deutschen im Westen zu, als die Landsleute im Osten auf die Straße gingen und so letztlich die Wiedervereinigung erzwangen, die in der Bundesrepublik als Auftrag an alle Deutschen von Beginn an im Grundgesetz stand. „Wir sind das Volk!“, haben die Leipziger damals Erich Mielke und Erich Honecker entgegengerufen. Später, als die Mauer gefallen war, wurde daraus „Wir sind ein Volk!“. Und auch da war der Ruf im Osten lauter als im Westen. Die DDR trat dann offiziell dem Geltungsbereich des Grundgesetzes bei, wurde so ein Teil der Bundesrepublik Deutschland. Von den „neuen Bundesländern“ sprach man damals. Den Begriff hört man sogar heute immer noch vereinzelt – mehr als 30 Jahre später.
Am 3. Oktober 1990 erlangte der Einigungsvertrag Gültigkeit. Im vergangenen Jahr war’s ein rundes Jubiläum; da war das für alle Medien ein großes Thema und ein Anlass, Bilanz zu ziehen. Diesmal ist es der 31. „Geburtstag“, da geht es naturgemäß etwas ruhiger zu. Und trotzdem ist es ein Anlass, darüber nachzudenken, was noch nicht rundläuft, was die Deutschen noch trennt. Warum fangen wir an, uns daran zu gewöhnen, dass die AfD im Osten Wahlkreise gewinnt? Das ist furchtbar.
„Rotkäppchen“ und „Mumm“
Die Mauer wollen wir trotzdem nicht wieder zurück. Die Einheit der Deutschen ist ein Grund zu feiern und anzustoßen. Ob mit „Rotkäppchen“ oder mit „Mumm“ – das ist doch eigentlich völlig egal. Feiern Sie schön!