Duisburg. Zum Auftakt der Kammerkonzert-Saison der Duisburger Philharmoniker geht es mit dem Canorusquintett musikalisch von Böhmen in die USA.
Sonst spielt Christoph Schneider Klarinette bei den Duisburger Philharmonikern, nun war er mit dem Canorusquintett als Kammermusiker zu erleben. Das Bläserensemble sorgte am Sonntag in der Mercatorhalle für einen gelungenen Auftakt der Kammerkonzert-Saison 2021/22, vereinte es doch ein klug durchdachtes Programm mit hoher Spielkultur.
Unter dem Motto „Von Böhmen in die Neue Welt“ spürten die Musiker den Verbindungen zwischen Tschechien und den USA nach. Es begann mit einem der Stammväter des Bläserquintetts. Der Tscheche Anton Reicha gehört zu den Komponisten, die die Besetzung mit Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn etabliert haben. 24 Werke der Gattung stammen aus seiner Feder.
Programm in der Mercatorhalle Duisburg führt zu den Anfängen
Sein Quintett Es-Dur op. 88 Nr. 2 erinnert mit seinen klassischen Akkorden und seinem warmen Klang an Mozarts „Zauberflöte“. Die fünf Bläser konzertieren hier munter miteinander, wobei Fagott und Horn mit ihren tiefen Klängen kompositorisch noch nicht richtig in den Gesamtklang integriert sind. Die Musiker spielen durchweg fließende Tempi, lassen die Musik leicht dahinströmen, im Lento oder Andante strebt sie elegant voran. Oboist Christopher Koppitz glänzt im Grazioso mit einem lieblichen Solo, und das Allegretto-Finale wird so rasant musiziert, dass man die Instrumente klappern hört.
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Das Bläserquintett des in Auschwitz ermordeten Pavel Haas atmet eine folkloristisch-komödiantische Seite, wie man sie aus Igor Strawinskys „Petruschka“ und „Pulcinella“ kennt. Die Tonsprache ist rhythmisch geschärft und besitzt viel Ironie. In diesem Stück aus dem Jahr 1929 hört man, wie sich die Gattung des Bläserquintetts weiterentwickelt hat und Komponisten nun genau wissen, wie sie Instrumente perfekt einsetzen.
Mit Samuel Barber in die USA
Mit der Summer Music von Samuel Barber geht es in die USA. Das Stück aus den 50er Jahren spricht den Hörer durch seine eigentümlichen Farben und plastische Rhythmik direkt und emotional an. Christopher Koppitz an der Oboe und Klarinettist Christoph Schneider spielen gekonnt die melodischen Bälle hin und her. Flötist Maximilian Randlinger setzt schöne Farbtupfer, während Hakan Isiklilar am Fagott und Friedrich Müller am Horn den Gesamtklang grundieren und abrunden.
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Die perfekte Symbiose von tschechischer und US-amerikanischer Musik verkörpert sich natürlich in Antonin Dvorak, der von 1892 bis 1895 in den USA lebte. Das Canorusquintett spielt das Streichquartett F-Dur op. 96 in einer Bearbeitung von Ulf-Guido Schäfer, der es noch farbenreicher und orchestraler als das Original klingen lässt. Dvorak ließ sich hier von amerikanischer Folklore und Landschaft inspirieren.
Ein kurzer Spaß mit zeitgenössischer Musik
Die wunderschönen Oboensoli bringt Christopher Koppitz zum Klingen. Bei den Horn- und Fagottmelodien fühlt man sich gleich an Posthornfanfaren aus Wild-West-Filmen erinnert. Die Flöte übernimmt erst im flott dahin galoppierenden Vivace-Finale die melodiöse Führung. Eine so überzeugende Aufführung, dass man sich fragt, warum es noch keine Bearbeitung dieses Quartetts für großes Orchester gibt.
Das Publikum im großen Saal der Mercatorhalle spendet herzlichen Beifall und die Musiker bedanken sich mit einer Bagatelle von György Ligeti als Zugabe. Die virtuos dahinjagende Miniatur, die sich ganz ausgelassen gibt, zeigt wie viel Spaß zeitgenössische Musik machen kann.