Duisburg. Lea Knüpper aus Duisburg darf zum ersten Mal ihr Kreuzchen setzen. Welche Kandidatinnen und Kandidaten ihr geantwortet haben – und welche nicht.
Wenn am 26. September entschieden wird, welche Kandidatinnen und Kandidaten in den Bundestag ziehen, dann darf auch Lea Knüpper zum ersten Mal ihr Kreuzchen setzen. Die 18-jährige Buchholzerin, die in diesem Jahr ihr Abitur am Mannesmann-Gymnasium gemacht hat, interessiert sich sehr für die Politik.
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„Meine Eltern sind sehr politisch interessiert, wir reden zuhause viel darüber.“ Wer vertritt ihre Interessen am besten? Wer interessiert sich auch für die junge Generation? Klimaschutz, Entwicklung der Rente, Bildung und Bildungschancen, Gleichstellung von Mann und Frau – es sind viele Themen, die die Erstwählerin umtreiben.
Erstwählerin aus Duisburg hat die Kandidatinnen und Kandidaten angeschrieben
Knüpper wollte es genau wissen. Auf unsere Bitte hin hat sie mit der Frage „Warum sollte ich Sie wählen?“ sämtliche Kandidatinnen und Kandidaten in beiden Duisburger Wahlkreisen Mitte August per E-Mail angeschrieben. Auffallend: Viele Parteien haben auch rund einen Monat später nicht geantwortet – auch nicht auf nochmalige Nachfrage.
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„Die Grünen zum Beispiel haben sich überhaupt nicht gemeldet“, berichtet Knüpper. Für die Partei treten Lamya Kaddor für den Wahlkreis Duisburg I sowie Felix Banaszak für den Wahlkreis Duisburg II an. „Da war ich schon ein bisschen enttäuscht“, sagt die Erstwählerin. „Da hätte ich mir irgendwie mehr Einsatz gewünscht.“ Auch Markus Giesler, FDP-Kandidat im Norden, ließ die Mail unbeantwortet – offenbar war die Mailadresse veraltet. Seine Kollegin im Süden, Charline Kappes, lud Knüpper zu einer Infoveranstaltung ein. Auf die nochmalige Bitte um eine schriftliche Antwort: Keine Reaktion. „Die FDP ist für mich die Partei der alten weißen Männer“, sagt Knüpper enttäuscht. „Gerade weil bei denen eine junge Frau Kandidatin ist, dachte ich, da kommt was. Schade, ich kann es nicht nachvollziehen.“
Duisburger Erstwählerin: AfD-Kandidat antwortete am selben Abend
Auch Volker Mosblech,CDU-Kandidat im Wahlkreis Duisburg II, hat nicht geantwortet. „Er wollte mir Wahlunterlagen schicken, die kann ich mir aber auch im Internet herunterladen“, sagt Knüpper. Mirze Edis, Kandidat im Südwahlkreis für Die Linke, bot ein Telefonat an – „Danach kam aber auch nichts mehr.“
Bereits am Tag der Anfrage erhielt Knüpper eine Mail von Sascha Lensing,AfD-Kandidat im Südwahlkreis. „Wie er geantwortet hat, das fand ich sehr interessant“, sagt sie. Schnell und „aufs Thema bezogen.“ Lensing schrieb über Grenzschutz als nationale Aufgabe, über den Ausstieg aus der Europäischen Union und das Versagen der Bundesregierung beim Katastrophenschutz und beim Gesundheitssystem. Auch der zweite AfD-Kandidat, Rainer Holfeld, antwortete. „Er hat viel kritisiert, aber wenig Lösungsvorschläge gebracht“, resümiert die Erstwählerin. „Die wollen unbedingt aus der EU raus, die positiven Effekte wurden dabei völlig ausgelassen.“
Bundestagswahl in Duisburg: SPD-Kandidaten haben geantwortet
Mahmut Özdemir und Bärbel Bas, die Kandidaten für die SPD, schrieben Knüpper ebenfalls. „Die Antwort von Herrn Özdemir war sehr angenehm, er hat sich richtig gefreut, dass ich ihm geschrieben habe.“ Dass Özdemir Duisburg wieder zu einem richtigen Wirtschaftsstandort machen möchte, habe sie überzeugt. „Ebenso seine Aussagen zum Thema Sicherheit. Wer Verbrechen begeht, muss auch bestraft werden.“ Und auch Bärbel Bas antwortete mit überzeugenden Punkten. „Pflege ist ja ihr Fachgebiet, diese Bürgerversicherung finde ich richtig gut“, sagt Knüpper.
Antworten gab es auch von den Kandidaten der neuen Partei „Die Basis“ (Felix Engelke im Süden, Beate Buchta im Norden) – „die von Herrn Engelke waren aber sehr oberflächlich. Er gab mir keinen einzigen Grund, warum ich ihn wählen sollte.“ Beate Buchta habe zwar Themen genannt („mehr regional als global handeln“), aber: „auch da fehlten irgendwie die Lösungen.“
Duisburger Erstwählerin hofft auf hohe Wahlbeteiligung
Die Themen von MLPD-Kandidaten Günther Bittel fand Knüpper ansprechend, die Partei selbst eher weniger. „Ich finde es gut, dass sie den Gesundheitsschutz vor den Profit setzen wollen“, sagt Knüpper. Schließlich antwortete noch CDU-Kandidat Thomas Mahlberg. „Auch er hat erst ein Gespräch angeboten, hinterher dann schriftlich geantwortet.“ Besonders die Aussagen zum Thema „Klimaneutralität und Wohlstand“ haben Knüpper überrascht. „Die Themen, die er angesprochen hat, finde ich richtig gut“, sagt sie. „Aber bei der SPD und AfD waren sie viel ausführlicher.“
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Lea Knüpper, die später im medizinischen Bereich arbeiten möchte und demnächst ein Pflegepraktikum antritt, ist froh darüber, dass sie die Mails verschickt hat. „100 Prozent sicher, wen ich am 26. September wählen werde, bin ich aber noch nicht.“ Wichtig sei ihr, so betont sie, dass überhaupt viele junge Menschen wählen gehen. „Jede Stimme die fehlt, ist eine Stimme für Rechts. Wer nicht wählen geht, hat hinterher auch keinen Grund zu meckern.“
>>> ERSTWÄHLERIN AUS DUISBURG SCHRIEB MAIL IM AUGUST
- Mitte August hat die Redaktion Lea Knüpper gebeten, die Kandidatinnen und Kandidaten in Duisburg mit ihrer Frage anzuschreiben. Die E-Mail hat sie selbstständig formuliert und am 18. August abgeschickt.
- Rund zwei Wochen später hat Lea Knüpper eine weitere E-Mail an die Kandidatinnen und Kandidaten geschickt, die bis dato noch nicht geantwortet haben.
- Am 17. September, also rund vier Wochen später, hat Lea Knüpper im Gespräch mit dieser Redaktion eine Bilanz gezogen.