Duisburg. Dezernent Martin Murrack treibt die Digitalisierung Duisburgs voran. Warum die Verwaltung mehr Mut braucht und wie er mit Fehlern umgeht.

Die Corona-Pandemie hat für die Entwicklung der Smart City in Duisburg positive wie negative Effekte gehabt, sagt Digitalisierungsdezernent Martin Murrack.

Auf der Habenseite steht, dass es für die Digitalisierung einen regelrechten Boost gegeben habe, „auch in den Köpfen“. Im Nachhinein ist Murrack froh, dass es mit dem Personalrat bereits eine Dienstvereinbarung fürs mobile Arbeiten gab, dadurch lief der Wechsel der Verwaltungsmitarbeiter ins Küchentisch-Büro rund. „Die Akzeptanz war sofort da“, sagt er und „dieses Rad werden wir auch nicht mehr zurückdrehen“. Insgesamt hätten sich sogar die Krankheitszeiten reduziert.

Auch interessant

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Auf der Schattenseite steht das Smart City Innovation Center, das im vergangenen Jahr schon nur mit Verzögerung eröffnet wurde und das sich öffnen wollte für Begegnungen zwischen Entwicklern und Bürgern, „das liegt ein bisschen auf Eis“.

„Rückschläge gehören dazu“

Um voran zu kommen, will Murrack vor allem die alte Verwaltungsdenke ausmerzen. „Nicht Schuld sein“ zu müssen, sei lange Jahre ausschlaggebend für das Handeln gewesen. „Rückschläge gehören aber dazu, eine Fehlerkultur ist wichtig“, betont der Digitalisierungstreiber und ergänzt, dass es kein Duisburger Phänomen sei, dass Verwaltungsmitarbeiter Angst haben, Fehler zu machen und sich deshalb am liebsten 200-prozentig absichern.

Auch interessant

Die Entwicklung solle schnell gehen, da könne es auch mal Rückschläge geben. Er habe hochmotivierte Teams, die sich natürlich ärgern über die Probleme mit den Schwimmbadtickets im vergangenen Jahr. „Die Fehler sind aber ein Ansporn, es besser zu machen. Sie setzen in der Verwaltung ziemliche Potenziale frei.“

Technik hilft, die Folgen der Personalknappheit abzumildern

Stadtdirektor und Wahlleiter Martin Murrack zeigt die neue Wahlbenachrichtigung samt Barcode und QR-Code.
Stadtdirektor und Wahlleiter Martin Murrack zeigt die neue Wahlbenachrichtigung samt Barcode und QR-Code. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die Digitalisierung sei nicht dazu gedacht, Arbeitsplätze abzuschaffen. Im Gegenteil, es solle mehr eingestellt werden. Aber die Technik helfe, die Folgen der Personalknappheit abzumildern. Dabei denkt er unter anderem an den Bürgerservice mit den oft beklagten langen Wartezeiten. „Da müssen wir nachsteuern“, sagt Murrack, technisch einerseits, aber auch personell, zumindest da, wo Unterschriften erforderlich sind.

Auch interessant

In der Ausländerbehörde gebe es nach wie vor zu wenige Termine für zu viele Menschen, „da kann das beste Terminsystem nichts machen“, bedauert der Dezernent. Bei dem Thema sei es ohnehin schwer, Prozesse zu automatisieren. „Wir investieren gewonnene Zeit lieber in die Menschen, als in Tätigkeiten, die keiner mehr braucht“.

Skeptiker mit guten Beispielen überzeugen

Wie begegnet er der Skepsis vor so viel Umgestaltung? „Mit guten Beispielen!“ Solange man theoretisch über Digitalisierung spreche, seien die Sorgen groß. „Wir wollen alles so nutzerfreundlich und intuitiv wie möglich entwickeln.“ Deshalb setze er bei Bezahlangeboten auch auf Paypal und Kreditkarte, weil das dem Nutzerverhalten entspricht. Giropay sei zwar günstiger, werde aber längst nicht so stark genutzt.