Duisburg-Altstadt. Seit 15 Jahren arbeiten die Duisburger Friseure Alois Richards und Christiane Alt zusammen. Sie erinnern sich an Minipli und Bürstenschnitte.

Alois Richards (77) und Christiane Alt (55) haben schon viel mitgemacht: Vorne kurz hinten lang, Minipli und Bürstenschnitt. Gemeinsam frisieren die beiden seit 15 Jahren nun in einem Salon, insgesamt kommen sie auf 57 Jahre Berufserfahrung. In der Zeit haben sie sich viel angehört, mit Kunden über Aktuelles und Privates geplaudert und im richtigen Augenblick: geschwiegen. Am Samstag wird an der Untermauerstraße ein wenig gefeiert. Ein Vertreter für Friseurbedarf hat die Magnum-Flasche Sekt schon vorbeigebracht. Via Postkarten-Ausstellung erinnern die beiden an vergangene Jahre – und Frisuren.

2006 zog Friseurin Christiane Alt, gerade frisch von der Meisterschule, in den „Herren Spezialsalon“ von Richards ein. Der hat sich bereits 1976 in Duisburg selbstständig gemacht, frisierte bis dato allerdings nur Männer. Der Mann, der 2015 seinen goldenen Meisterbrief erhielt, gehört zur alten Schule. In Prüm, einem 5000-Einwohner-Städtchen in der Eifel, ging er einst mit seiner Mutter zum Friseur. Später begann er damit, im Salon kleine Arbeiten zu übernehmen und machte eine Lehre. „Klassische Fassonschnitte waren damals in Mode, das war auch für die Gesellenprüfung Pflicht. Dann kamen die Amis mit den GI-Schnitten. Ganz kurz, wie ein Brett.“

Die meisten Duisburger Herren wollen nur noch einen Maschinen-Haarschnitt

Alois Richards in jüngeren Jahren. Schon als Jugendlicher hat er in der Eifel bei einem Friseur geholfen und später seine Lehre gemacht.
Alois Richards in jüngeren Jahren. Schon als Jugendlicher hat er in der Eifel bei einem Friseur geholfen und später seine Lehre gemacht. © FUNKE Foto Services | Repro: Oliver Müller

Früher wurde mehr frisiert, heute wollen die meisten Männer die Haare raspelkurz „mit dem Maschinchen. Das sieht aus – ne“, sagt er und macht eine wegwerfende Handbewegung. In den 1980er Jahren schickte er Minipli-Kunden auch gerne Mal in den Damen-Salon, meistens verkneift er sich aber ein Urteil. Im Schnitt sitzen die Herren rund 20 Minuten bei ihm auf dem Stuhl und reden weniger als Frauen. „Aber viele genießen es“, weiß Alois Richards.

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Es waren seine rosa Waschbecken, die Christiane Alt sofort auffielen. „Ich stand immer an der Gutenbergstraße an der Bushaltestelle“, erinnert sie sich, als sie irgendwann mal hineinspazierte und fragte, ob sie einen Stuhl mieten und Kundinnen frisieren dürfe. So etwas gab es bis dato noch nie in dem Spezialsalon, doch Alois Richards war aufgeschlossen. Christiane Alt dekorierte ihren Teil des Ladenlokals um. Mit der Liebhaberin der 1960er Jahre zogen Pünktchen ein. Auf der anderen Seite blieb alles wie gehabt.

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Friseurin ist der zweite Job von Christiane Alt. Zuvor arbeitete sie als Schneiderin und hat Lehramt studiert, um an der Berufsschule zu unterrichten. Doch die Arbeit im Klassenzimmer lag ihr dann doch nicht so. „Ich habe etwas gesucht, wo ich alle meine Leidenschaften verbinden kann – ich arbeite gerne mit Menschen zusammen und interessiere mich für Mode.“ Hinzu kommt: Wer sich bei ihr Spitzen, Strähnen und Co. machen lässt, kann ein Stück Kuchen der Konditorei Kurz futtern, Kaffee trinken oder eben auch ein Likörchen.

Salon „Glück“ vereint Mode, Frisuren und ein Café

„Die meisten kommen alle sechs Wochen, doch es gibt auch welche, die gönnen sich den Besuch nur einmal im Quartal, dann aber mit dem vollen Programm und später kaufen sie noch Mode ein“, sagt Christiane Alt. Nach dem Corona-Lockdown musste sie allerdings einige verpatzte Selbstversuche ausbessern. Ein Kunde hatte sich die ganze Zeit einen Zopf wachsen lassen, bis er dann reumütig nach Wiedereröffnung auf dem Friseurstuhl saß. Da half nur noch der Radikalschnitt.

Seitdem Christiane Alt und Alois Richards an der Obermauerstraße beheimatet sind, heißt der Salon übrigens „Glück“. Die Namenserfinderin ist sich sicher: „Das ist so ein schöner Überbegriff, für alles, was wir tun.“ Richards denkt übrigens noch nicht ans Aufhören: „Das ist wie bei den Stars, ich trete erst ab, wenn keiner mehr zu mir kommen will.“ Bisher hat er an den drei Arbeitstagen pro Woche noch ganz gut zu tun.

>> Feier mit Ausstellung, DJ und Getränken

Dies ist die aktuellste Postkarte, die das gesamte Team zeigt.
Dies ist die aktuellste Postkarte, die das gesamte Team zeigt. © FUNKE Foto Services | Repro: Oliver Müller

Am Samstag, 4. September, wird im „Glück“ ein bisschen gefeiert. So wird es eine Ausstellung mit zahlreichen großformatigen Postkarten geben, die im Laufe der Jahre vom Team und ihren Frisuren entstanden sind. Besucher, die genesen, geimpft oder getestet sind, sind herzlich willkommen. Damit es nicht zu voll wird, hat Christiane Alt sogar Festivalbändchen organisiert.

Ein DJ wurde engagiert, angestoßen wird mit Bier, Sekt oder Cocktails.