Duisburg-Neudorf. Die Attac-Regionalgruppe Duisburg traf sich nach Online-Veranstaltungen zum ersten „Politischen Frühstück“. Thema war der zunehmende Lkw-Verkehr.

Die Duisburger Attac-Regionalgruppe hatte am Samstag zum ersten Mal nach langer Corona-Pause wieder zum „Politischen Frühstück“ in die Kult-Kneipe „Steinbruch“ eingeladen. Viele Monate gab es diesen Austausch über unterschiedliche politische Themen nur im digitalen Format. Jetzt traf man sich endlich wieder im kleinen Veranstaltungsraum des Neudorfer Lokals.

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Der Lkw-Verkehr in Duisburg stand diesmal dabei im Mittelpunkt. Friederike Bettex, die Sprecherin der Duisburger Globalisierungskritiker, hatte mit Wolfgang Dewald vom Fahrradclub ADFC und Ulrich Scharfenort von der Bürgerinitiative „saubere Luft“ zwei Referenten eingeladen, die die Versammlungsteilnehmer mit ihren Kurzreferaten auf das Thema einstimmten und zur Diskussion ermunterten.

Duisburg hat als bedeutender Logistik-Standort mit zunehmenden Lkw-Verkehr zu kämpfen

Gerade Duisburg als bedeutender Logistik-Standort hat mit den Problemen des immer mehr zunehmenden Lkw-Verkehrs zu kämpfen. Bestes Beispiel für die auch anderenorts unbefriedigende Verkehrssituation ist die Lage rund um das Logport-Gelände auf dem ehemaligen Krupp-Areal in Rheinhausen.

Ulrich Scharfenort kritisierte falsche politische und planerische Entscheidungen, hat selbst schon etliche Eingaben zu diesem Thema an die Stadt gemacht und in dem Zusammenhang auch Lösungswege aufgezeigt. Er nutzte die Attac-Veranstaltung, um diese auch bei dem Treffen darzulegen. „Die in Rheinhausen geplante Osttangente ist total überflüssig und kostet dazu noch viel Geld“, argumentierte er und bemängelte, dass es offensichtlich keine grundlegende Analyse der Situation vor Ort gegeben habe: „Die Stadt hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht.“

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Durch die Umgehungsstraße werde zudem in die Natur unnötig eingegriffen. Durch diese neue Straße, die als direkte Anbindung an die A40 geplant ist, soll verhindert werden, dass der Lkw-Verkehr weiterhin Rheinhauser Wohngebiete beeinträchtigt. Scharfenort schlug eine wirksamere Lösung vor, die pragmatisch erscheint und relativ schnell zu realisieren ist: „Viele Probleme würden sich durch Maßnahmen zur Verkehrslenkung lösen lassen, für bestimmte Straßen muss die Durchfahrt für Lkw verboten werden.“

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Allein durch derartige Maßnahmen könne die Belastung für die Bürger vor Ort stark reduziert werden. Des Weiteren sei zusätzlich ein Umbau der Zufahrt zur A40 in Hochfeld an der Rampe am Marientor notwendig: „Die ist derzeit für die Lkw-Fahrer zu verbaut, wird wenig genutzt, da werden lieber andere Wege gesucht.“

Die frühere Ratsfrau Britta Söntgerath schlug vor, die Nutzung einer App für die Fahrer verpflichtend zu machen, die festgelegte Routen vorschreibt, die bei der An- und Abfahrt zum Logport-Gelände zu befahren sind. Scharfenorts Schlusssatz zu dem Thema: „Schilder aufzustellen ist schnell machbar und bedeutend preiswerter, als zehn Jahre lang eine Straße zu planen.“

ADCF: Sicherheit der Radfahrer durch marode Radwege gefährdet

Aber nicht nur die hohe Belastung durch Lkw war beim „Politischen Frühstück“ ein Thema. ADFC-Mitglied und „Fahrrad-Aktivist“ Wolfgang Dewald mahnte grundsätzlich eine „Verkehrswende“ an. In Duisburg sieht er durch marode Radwege und viel zu geringe Abstände zwischen Radweg und dem Autoverkehr die Sicherheit der Radfahrer stark gefährdet. Dass es gefährliche Situationen an vielen Stellen in der Stadt gibt, machte er anhand von Video-Einspielern deutlich. Sein Fazit: „Der Umstieg auf das Fahrrad erfordert Sicherheit, die ist in unserer Stadt einfach nicht gegeben.“

Veranstaltungsteilnehmer Martin Knäpper, früherer Mitarbeiter einer Spedition, kam auf das Thema Lkw-Verkehr zurück. Er sieht die Aufteilung der Transportwege zwischen Schiene und Lkw als logisch an, jedenfalls in der Theorie: „Die Schiene ist für lange Strecken gedacht, am Zielort übernehmen dann die Transportfahrzeuge in der näheren Umgebung.“ Aber: „Ab den 1950er-Jahren wurde immer mehr auf den Lkw-Verkehr auch für längere Strecken gesetzt, das Ergebnis sehen wird jetzt.“

Knäpper wies die auch in dieser Runde geübte Kritik an den „Brummi-Fahrern“ zurück: „Die Fahrer sind sich ihrer großen Verantwortung schon bewusst, fahren in der Regel vorausschauend und gefährden nicht leichtsinnig andere Verkehrsteilnehmer. Allerdings stünden sie aufgrund von unübersichtlichen Verkehrssituationen ständig „mit einem Bein im Knast“.

>>ATTAC In DUISBURG

  • Attac ist eine globalisierungskritische Nichtregierungsorganisation, die in 50 Ländern – hauptsächlich in Europa – aktiv ist. Weltweit gehören der Organisation rund 90 000 Mitglieder an. In ihr engagieren sich Menschen unterschiedlicher politischer und weltanschaulicher Herkunft.
  • In Deutschland gibt es rund 150 Attac-Gruppen. Die Duisburger Gruppe trifft sich in normalen Zeiten jeweils jeden zweiten Donnerstag im Monat um 18 Uhr im Internationalen Zentrum (IZ) am Duisburger Innenhafen, Flachsmarkt, Raum 14.