Duisburg. Unter anderem im Innenhafen laufen die Dreharbeiten für die neue ARD-Serie „Wapo Duisburg“. Schauspieler Markus John nutzt seinen Heimvorteil.
Das blau-weiße Boot der Wasserschutzpolizei liegt im Duisburger Innenhafen, schräg gegenüber der „Five Boats“. Der Motor startet, es legt ab, dreht eine kleine Runde und landet schließlich wieder am Steg. Das große Schild am Gebäude mit der dicken Aufschrift, ebenfalls in blau und weiß, das stand doch da neulich noch nicht. Auch an der Treppe zum Ableger prangt eine neue Hinweistafel. Seit wann bitte ist hier eine Polizeistation? Wir sind am Filmset zur neuen Vorabendserie der ARD. „Wapo Duisburg“ soll nächstes Jahr anlaufen, die Dreharbeiten sind schon auf Hochtouren. „Ruhe bitte, wir drehen“, ruft einer der Filmemacher. Ton läuft. Dann schiebt sich eine Wolke vor die Sonne. Der Lichtmann schaut durch sein Spezialglas. Er niest, einmal, zweimal. „Noch sieben Sekunden, dann ist die Wolke weg.“ Es kann weitergehen. „Kamera läuft.“ Laut Drehbuch zu dieser Folge verfolgt das Wapo-Schiff ein Binnenschiff vom Innenhafen bis zum Rhein in Holland.
Duisburg hat endlich wieder einen TV-Kommissar. Und dieser hier stammt sogar wirklich aus der Stadt an Rhein und Ruhr. Nach Horst Schimanski kommt 2022 Gerhard Jäger ins Vorabendprogramm. Gespielt wird der neue Ermittler von Schauspieler Markus John, der gebürtiger Duisburger ist. Der flirrende Beruf hat den 59-Jährigen aber mittlerweile in eine andere Hafenstadt, nach Hamburg, verschlagen. Hier gehört er seit 2009 im Schauspielhaus zum Theater-Ensemble. Jetzt aber steht Markus John in seiner alten Heimat vor der Kamera. Drehort ist der Innenhafen.
Zu unrealistisch: Polizei Duisburg unterstützt Dreharbeiten nicht
John spielt den Griesgram Gerhard Jäger, den ehemaligen Leiter der Mordkommission. Er wurde zur Wasserschutzpolizei Duisburg strafversetzt. „Das ist ein total verschlossener Typ, der sich auf dem Wasser überhaupt nicht wohlfühlt“, sagt John. „Die Rolle liegt mir sehr, wir ähneln uns irgendwie.“ In der ARD-Serie löst die Wapo Duisburg auch Mordfälle, obwohl das eigentlich nicht ihre Aufgabe ist. Jäger als ehemaliger Mordermittler reißt die Fälle an sich. Die Kripo verbucht die gelösten Fälle als ihre. Nicht ganz realistisch, aber das wird auch in der Serie thematisiert. „Die Wasserschutzpolizei hat sonst andere Aufgaben, das sagen wir auch“, erzählt Schauspieler John.
Das ist aber auch der Grund, warum die lokale Polizeibehörde nicht mit im Boot sitzt. Die Serie sei einfach zu unrealistisch, befand sie. In Duisburg musste deshalb eine fiktive Wache her, die sich nun nur für die Aufnahmen gegenüber des Landesarchivs befindet. Auch wenn das Drehbuch zu weit von der Realität entfernt sei, hat die Polizei Köln – ein weiterer Drehort – das Filmteam sogar mit echten Polizisten als Statisten unterstützt.
Duisburger Schauspieler nutzt seinen Heimvorteil
Dass er einmal in seiner Geburtsstadt vor der Kamera steht, freut Markus John: „Ich bin sehr mit Duisburg verbunden. Der Stadt geht’s ja nicht so gut, aber es ist wichtig, die Stange hochzuhalten. Meine Mutter ist hier geboren und ich bin immer noch Mitglied beim MSV Duisburg und leide aus der Ferne mit.“ Dann gibt er aber auch zu: „In meiner Wahlheimat gehe ich auch manchmal fremd. Dann drücke ich dem FC St. Pauli die Daumen. Aber für den MSV schlägt einfach mein Herz und irgendwann werden wir uns alle im Europapokal wiedersehen“, lacht er.
Den waschechten Ruhri lässt er gerne zwischendurch raus: „Ich hab einfach dieses Ruhrpott-Herz, die Verbindung zur Heimat ist groß und ich kenne mich hier aus.“ Das hilft auch dem Team bei der Produktion. Wenn im Drehbuch steht, dass die Geldtüte in den Rhein geworfen wird, das Team aber am Innenhafen dreht, dann sagt Markus John: „Das hier ist nicht der Rhein. Für den Duisburger ist das der Innenhafen. Rhein ist da hinten, wo das Wasser richtig fließt. Der Duisburger unterscheidet da doch stark und es soll einfach so realistisch wie möglich sein.“ Wie viel Duisburg in der neuen Serie steckt und ob die „Wapo Duisburg“ dem guten alten „Schimmi“ das Wasser reichen kann, sehen die Fernsehzuschauer ab 2022.
>>Darum geht es in „Wapo Duisburg“
- „Wapo Duisburg“ wird bis Ende August 2021 in Duisburg, Köln und Umgebung gedreht. Die Ausstrahlung mit zunächst acht Folgen und einer Länge von jeweils 48 Minuten ist für 2022 im Ersten geplant.
- Es gibt bereits eine (fiktive) „Wapo Bodensee“ und „Wapo Berlin“.Die Zuschauer erwarten aufregende Ermittlungen: Es geht um gierige Geschäftsleute, raffinierte Drogenschmuggler und enterbte Söhne, Mord, Raub, Entführung und Erpressung.