Duisburg. Mit viel weniger Vorbereitung wechseln die Erstklässler aus der Kita an die Grundschule. Ein Duisburger Rektor fürchtet ein „extremes“ Jahr.

An den Grundschulen laufen die Vorbereitungen für das neue Schuljahr. Jens-Uwe Hoffmann, der Schulleiter der Fährmann-Grundschule in Duisburg, bereitet einen Start mit Präsenzunterricht vor, aber wie das werden wird nach anderthalb Jahren Pandemie-Betrieb, „das treibt uns alle um“.

Den künftigen Erstklässlern fehlt vieles von dem, was sonst im Jahr vor Schuleintritt in den Kitas eingeübt wird. Das niederschwellige Heranführen an die künftige Grundschule in Begleitung der Erzieherinnen, das Lernen von Basiskompetenzen – für viele Kinder fiel das coronabedingt aus.

Erstklässler müssen auch in Duisburg erst einmal auf den Unterricht vorbereitet werden

Jens-Uwe Hoffmann leitet die Katholische Fährmann-Grundschule in Duisburg-Beeck.
Jens-Uwe Hoffmann leitet die Katholische Fährmann-Grundschule in Duisburg-Beeck. © privat

Hoffmann befürchtet, dass es insbesondere im Duisburger Norden „extrem“ wird: „Wir können auch sonst nicht so starten wie manche Schule in Düsseldorf, aber dieses Jahr werden wir lange brauchen, um die Kinder auf den eigentlichen Unterricht vorzubereiten.“ Ähnlich hätten sich die meisten Schulleiter im Norden geäußert, berichtet der stellvertretende Schulformsprecher. Insgesamt starten in der kommenden Woche stadtweit 4854 Erstklässler.

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Positiv bewertet Hoffmann, dass Duisburg sozialpädagogische Fachkräfte eingestellt hat, die insbesondere in der Schuleingangsphase (1. und 2. Klasse) eingesetzt werden. Schon in den Vorjahren zeigte sich, dass viele Kinder „ganz viel Unterstützung brauchen“. An Hoffmanns Schule arbeitet eine dieser zusätzlichen Kräfte. Sie trifft auf 35 i-Dötzchen, von denen nur zehn Prozent Deutsch als Muttersprache haben. Viele von ihnen waren in den vergangenen Monaten gar nicht oder nur wenig in der Kita.

Für Unterrichtsinhalte „ist das Schuljahr verloren“

Es mangelt ihnen an motorischen Fähigkeiten wie einen Stift zu halten, mit einer Schere zu schneiden. Manche haben so wenig Bewegungserfahrung, dass sie im Sportunterricht erst mal üben müssen, rückwärts zu laufen, berichtet Hoffmann. „Locker die Hälfte hat enormen Unterstützungsbedarf.“ In drei oder vier Wochen könne er es genauer beziffern.

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„Uns treibt die Sorge um, dass das Schuljahr verloren ist“, sagt Hoffmann. Ist Unterricht nach den vorgegebenen Richtlinien überhaupt möglich? „Ganz ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, dass wir das erreichen.“

Neben der Sorge um die jüngsten Kinder an seiner Schule treiben ihn auch die älteren Jahrgänge um. In jeder Klasse gebe es Schüler, die durch den fehlenden Präsenzunterricht vieles verpasst haben. „Kinder, die zuhause keine Unterstützung erfahren haben, keine Strukturen kennen, bei denen ging es nicht weiter.“

Im Duisburger Süden richten sich Grundschulen darauf ein, Sozialverhalten zu üben

An der Lauenburger Allee im Duisburger Süden richtet man sich auch auf einen etwas anderen Schulbeginn ein: „Wir werden flexibler sein müssen“, sagt Konrektorin Britta Rodenbeck. Auch hier werde der Fokus zunächst auf die Basics gelegt.

Sie meint damit allerdings vor allem das Sozialverhalten, das allein zuhause nicht so eingeübt werden konnte wie in einer Kita. Die Probleme seien stark abhängig von der Elternschaft, vom Einzugsgebiet, „wir haben ein anderes Klientel“, erklärt sie mit Blick auf die Probleme im Duisburger Norden.

Im Distanzunterricht habe sie die Schülerinnen und Schüler gut erreichen können, daher gebe es weniger Nachholbedarf in den Fächern. Die Klassengemeinschaft werde mit einer wöchentlichen Sitzung des Klassenrats gestärkt, das soziale Lernen besonders betont.