Duisburg. Im Kunstverein Duisburg wird am Sonntag die Ausstellung „4 one Verwurzelungen“ eröffnet. Künstlerinnen arbeiten zum Thema Heimat und Familie.

Hamburg, Duisburg, Ramsdorf bei Borken, Zendscheid in der Eifel: Die vier Künstlerinnen, die beim Kunstverein Duisburg gemeinsam die Ausstellung „4. one Verwurzelungen“ zeigen, leben in sehr unterschiedlichen Gegenden Deutschlands. Mit Heimat haben ihre Arbeiten alle zu tun, wenn auch mit jeweils anderen Schwerpunkten.

Maren Goldbaum-Henkel, Dorothee Impelmann, Claudia Ebbing und Lydia Weber haben sich 2003 beim Malerei-Studium am Bochumer Institut für Ausbildung in Bildender Kunst und Kunsttherapie kennen gelernt und sind bis heute in Verbindung geblieben. Bis auf Lydia Weber gehören alle dem Duisburger Kunstverein an. Hier feiern sie jetzt die Premiere ihrer ersten gemeinsamen Ausstellung.

Hinter den Fassaden von Familien

So beschäftig sich Goldbaum-Henkel zwar auch mit dem heimatlichen Hamburg, wenn sie Schiffspläne mit eigenen Bleistiftzeichnungen von Motiven der Hansestadt versieht. Zugleich bildet sie aber auch etwa die alte Zimmermannswerkstatt ihres Vaters und Porträts ihrer Familienmitglieder ab. Die familiären Wurzeln sind wohl ihr zentrales Thema. Wenn man das Bild eines braven Mädchens in einem verbrannten Waldstück sieht, durch das im Hintergrund ein Wolf läuft, dann darf man annehmen, dass ihre Kindheit nicht unbeschwert war.

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„Ich bin davon überzeugt, dass jede Familie zwei Gesichter hat: die ,Fotoalben-Motive’ mit Bildern von Harmonie, Urlaubsstimmungen und dem entspannten Lächeln in die Kamera.“ Hinter der Fassade könne es allerdings anders aussehen. Angelehnt an das Handwerk ihres Vaters, errichtet sie im großen Ausstellungsraum ein Holzhaus und versieht es mit älteren Erinnerungsstücken und neuen Aquarellen ihrer Prägebilder mit Schriftzügen wie „Sei schön brav“. So entsteht ein kleiner Raum, in dem Besucher vielleicht mit ihren eigenen Erinnerungen konfrontiert werden.

Bilder erzählen Bergbaugeschichte

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Auch die Duisburgerin Dorothee Impelmann, deren Haus auf dem alten Zechengelände in Neumühl steht, setzt sich mit zwei „Heimaten“ auseinander. Ein Triptychon blickt zurück auf den Steinkohlebergbau und auf die Gegenwart dessen, was er zurück gelassen hat. Die drei Bilder erzählen mit ihren ineinander verwobenen Motiven regelrecht Geschichte.

Es beginnt bei den alten Stollen und der Rolle der Frauen, die das Rückgrat ihrer schuftenden Männer waren. Darauf hinzuweisen war Impelmann besonders wichtig, sie hat sogar eine unbekannte Strophe des „Steigerlieds“ dazu geschrieben, in der es um die Hausfrauen geht. Das zweite Bild zeigt stillgelegte Fördertürme, die Unterzeichnung des Ruhrkohlevertrags 1971 oder den Papstbesuch 1987. Das dritte gilt dem Danach: Welterbe Zollverein, Kunst auf Halden...

Für ihre Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte ist Impelmann in den Keller ihrer Eltern gestiegen. Vom Vater, einem Klavierbauer, hat die Sammlung von Tastenplatten aus Elfenbein für eine Skulptur verwendet, von der Mutter, einer Modistin, die Hutformen aus Holz. Für sie ein Symbol: Obwohl früher Frauen aller Schichten Hüte und Hauben trugen, waren die sozialen Grenzen doch so abgesteckt, dass sie nie miteinander ins Gespräch gekommen wären.

Verwurzelt in der Natur

Zum Aufbau der Ausstellung am Donnerstag waren die Arbeiten von Claudia Ebbing und Lydia Weber noch nicht angekommen. Claudia Ebbing beschreibt, dass Verwurzelung und Erinnerungen stark mit Düften ihrer Kindheit verbunden sind. Kamillenblüten und Kornblumen am Feldweg, die Deckchen der Oma, das Aftershave des Vaters. Sie Motive wie Blumen und Gräser.

In der Natur verwurzelt ist Lydia Weber. Motive findet sie in ihrem großen Garten oder den Wäldern. Sie malt mit sattem Farbauftrag und dynamischem Strich mit Acrylfarben, die sich auch mit Materialien wie Sand, Papier und Kreide mischt.

>> ERÖFFNUNG AM SONNTAG

  • Die Ausstellung wird am Sonntag, 8. August, um 11 Uhr beim Kunstverein Duisburg am Weidenweg 10 in Kaßlerfeld eröffnet, eine Einführung gibt Jannine Koch.
  • Die Ausstellung bleibt bis zum 28. August, dann beginnt um 17 Uhr ein Künstlergespräch. Der Kunstverein hat geöffnet freitags und samstags von 17 bis 20 Uhr sowie sonntags von 14 bis 18 Uhr.
  • Info: www.kunstverein-duisburg.de