Duisburg. Zwei Schülerinnen aus Duisburg stehen kurz vor ihrem Austauschjahr in den USA. Wie Anna Kahlert und Johanna Kuhlen zu einem Stipendium kamen.
Einmal Amerika und zurück. Nach vielen langen Monaten des Lockdowns und des Online-Unterrichts zieht es die beiden jungen Duisburgerinnen Anna Kahlert vom Abtei-Gymnasium und Johanna Kuhlen von der Lise-Meitner-Gesamtschule in die Ferne. Ermöglicht wird das transatlantische Abenteuer durch das Parlamentarische Patenschaftsprogramm (PPP) des Deutschen Bundestags.
In einigen Tagen ist es soweit. Die 15-Jährige Anna Kahlert und ihre Altersgenossin Johanna Kuhlen sitzen auf gepackten Koffern, gebuchten Flügen und warten auf den Tag der Abreise. Hinter ihnen liegen ein hartes Auswahlverfahren, Vorbereitungsseminare und Sprachtests. Beide sind Stipendiatinnen des PPP und gehen als Duisburgs Botschafterinnen in die Staaten.
Duisburgerin reisen in die USA: So lief das Auswahlverfahren
Wer sich auf das PPP bewirbt, kann sich auf eine ereignisreiche Zeit gefasst machen. „Das Auswahlverfahren ist sehr hart“, erklärt Bundestagsabgeordneter Mahmut Özdemir (SPD), der Anna Kahlert bei ihrem Austausch als Pate zur Seite stehen wird. „Uns ist wichtig, dass die Bewerber unsere demokratischen Grundsätze kennen und leben. Sie sollten politisch interessiert sein, danach fragen wir auch im Bewerbungsbogen.“
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Abgeordnete Bärbel Bas (ebenfalls SPD) betreut Johanna Kuhlert. Sie wählte die Schülerin aus drei finalen Bewerbern aus. „Die Jugendlichen sollten sich ehrenamtlich engagieren“, findet sie. „Es ist wichtig, dass sie soziale Kompetenzen zeigen.“Diese Voraussetzungen erfüllen beide Schülerinnen mit ihrem Engagement in der Kirche und als Schwimmtrainerinnen. Doch auch gute schulische Leistungen und emotionale Stabilität spielen eine Rolle. „Wir wurden zum Beispiel gefragt, was die schwierigste Zeit unseres Lebens war“, erzählt Johanna. „Wichtig ist, dass die Familien hinter hinter Stipendiatinnen stehen“,sagt Özdemir. „Schließlich sind sie für fast ein Jahr in einem fremden Land und müssen dort mit neuen Herausforderungen selbstständig umgehen.“
Viele Bewerber für Stipendien
„Ich bin immer wieder fasziniert, wie viele sich bewerben“, findet Bärbel Bas. Auch Mahmut Özdemir bewundert den Mut der jungen Menschen. „Also, in dem Alter hätte ich mich das nicht getraut“, lacht er. Trotz vieler Seminare, die überwiegend ehrenamtlich von ehemaligen Stipendiaten geführt werden: So richtig vorbereiten auf das, was in dem kommenden Jahr passieren wird, kann einen wohl nichts. Anna hat schon eine Gastfamilie in Texas gefunden, was ihren Vater freut. Der wirkt trotz ruhiger Worte genauso aufgeregt wie seine Tochter. „Wir sind glücklich, dass Anna eine Gastfamilie hat, die sich schon um die Schule und Sportteams gekümmert hat. Das ist beruhigend“, erzählt Christoph Kahlert. „Dieser Austausch ist etwas für sie, wir Eltern müssen schauen, wie wir damit umgehen.“
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Bei Johanna dauert die Suche nach einer Gastfamilie noch an. „Ich bin richtig gespannt und aufgeregt“, sagt die junge Schwimmerin. Ihrem Hobby möchte sie auch in Amerika gerne weiter nachgehen. Anna wird vermutlich Fußball spielen und beide werden die Highschool besuchen. Ansonsten lassen die jungen Frauen die Zeit auf sich zukommen und blicken dem Auslandsaufenthalt selbst neugierig entgegen. „Wir merken, dass die Stipendiatinnen immer ganz verändert zurück kommen“, findet Bärbel Bas. „Ganz erwachsen und reif. Sie können sich wirklich auf diese Zeit freuen.“
Austausch soll auch Vorurteile abbauen
Natürlich kann immer etwas schief gehen. Es kann Streit mit der Gastfamilie oder Probleme mit der Schule geben. Für diese Fälle stehen die Abgeordneten mit dem Amerikanischen Kongress in Kontakt, der den Austausch in Kooperation mit dem Bundestag organisiert. „Bisher konnten immer alle Probleme schnell gelöst werden“, versichert Mahmut Özdemir. Der Familienwechsel sei allerdings bloß Ultima Ratio. „Wir halten die Stipendiatinnen an, mögliche Konflikte zu lösen und sich mit den Problemen auseinanderzusetzen“, erklärt Bärbel Bas.
Im Vordergrund stehe der zwischenmenschliche Austausch, findet die Bundestagsabgeordnete aus Walsum. „Wir wollen vor allem gegen Vorurteile ankämpfen. In vielen Teilen Amerikas gelten Deutsche immer noch als Nazis, und oft kenne man dort nur München und Berlin. Wir wollen zeigen, dass es auch andere Regionen gibt.“ Aber auch mit Klischees gegenüber Amerikanern soll aufgeräumt werden. „Politik- und Sozialwissenschaften fallen im Schulunterricht oft hinten über“, sagt Mahmut Özdemir. „Das Stipendium soll den Teilnehmern einen Blick über den Tellerrand ermöglichen.“
>>Über das PPP-Stipendium
- Das PPP ist ein Vollstipendium – der Aufenthalt wird vollständig finanziert. Die Bewerbungsphase für das Programmjahr 2022/2023 hat bereits begonnen und läuft noch bis zum 10. September. Alle Schülerinnen und Schüler, die zwischen dem 1. August 2004 und dem 31. Juli 2007 und junge Berufstätige, die nach dem 31. Juli 1997 geboren sind, können sich unter www.bundestag.de/ppp bewerben.
- Im Gegenzug besuchen auch amerikanische Schüler Deutschland. Es wird immer nach passenden Gastfamilien gesucht. Wer Interesse hat, kann sich in den Büros der Bundestagsabgeordneten Mahmut Özdemir und Bärbel Bas melden.