Duisburg-Neuenkamp. Nach einem Bericht unserer Zeitung ist die Hausarzt-Riege in Duisburg-Neuenkamp wieder komplett. Dr. Horst Christian von Wolff ist der Neue.
Dr. Horst Christian von Wolff ist der „Neue“ in Duisburg-Neuenkamp. Nachdem Bürgermeister Manfred Osenger einen dringenden Aufruf startete, weil die einzige barrierefreie Hausarzt-Praxis in dem Stadtteil verwaist war, wurde Wolff auf den Artikel in unserer Zeitung aufmerksam. Seit ein paar Tagen hat der Facharzt für Allgemeinmedizin nun seine Arbeit aufgenommen.
Laut KVNO-Sprecher Christopher Schneider kommt derzeit auf 1862 Patienten in Duisburg ein Hausarzt. Mittelfristig soll sich das Verhältnis reduzieren.
Der Name des Nachfolgers von Dr. Klaus-Dieter Nutz klebt noch etwas provisorisch in Klarsichtfolie neben der Tür. Der Betrieb läuft langsam an – viele Patienten mussten in den vergangenen Monaten in die Innenstadt fahren, weil die einzige noch verbliebene Hausarztpraxis in Neuenkamp nicht barrierefrei ist. „Ich bin froh, dass es so schnell geklappt hat, jemanden zu finden“, sagt Manfred Osenger erleichtert. Selbstredend hat er dem Herrn Doktor schon einen Besuch abgestattet.
Der Praxis in Duisburg-Neuenkamp gingen zahlreiche Stationen voraus
Von Wolff hat zuvor als angestellter Arzt in einem medizinischen Versorgungszentrum gearbeitet. Die Idee, Arzt zu werden, hatte er, als seine Mutter früh verstarb und sein Vater einen Herzschlag erlitt. „Danach habe ich mich mit gesunder Lebensweise beschäftigt und auch meine Gene untersuchen lassen.“ Seitdem achtet er auf eine „gesunde Work-Life-Balance.“
Nach seinem Studium in den 1980er Jahren in Münster arbeitete von Wolff erst im Krankenhaus und durchlief verschiedene Stationen. In der Chirurgie war er ebenso tätig wie in der „Inneren“ oder als Hautarzt. „Allerdings waren die Arbeitszeiten im Krankenhaus wenig familienfreundlich.“ Der Vater von drei Kindern wollte Zeit mit seiner Familie verbringen, also ließ er sich mit einer Praxis in Bad Honnef nieder. „In der Mittagspause habe ich für die Kinder immer gekocht. Nichts aus der Tüte, sondern richtig.“
Bis 2012 blieb er in Bad Honnef, danach übernahm er wieder verschiedene Vertretungen in Kliniken. „Ich mag Herausforderungen und beschäftige mich gern mit Neuem.“ Er arbeitete beispielsweise in internistischen Notfallambulanzen in Hagen, Goslar, Oberhausen oder Kleve. Auf Sylt behandelte er auf der „Intensiv“, auch Abteilungen des St. Vincenz-Hospitals im Duisburger Dellviertel lernte er kennen, bevor die Klinik geschlossen wurde.
Der neuen Liebe wegen nach Duisburg gezogen
Vor sieben Jahre zog er einer neuen Liebe wegen nach Duisburg, in den Norden. „Ich schätze Duisburg wegen seiner unkonventionellen Lösungsansätze“, sagt er. Der Mercedes-Fahrer beschreibt die etwas ungewöhnliche Wegeführungen auf manchen Straßen: „Ich bin gerne auf der linken Spur unterwegs“, gibt er zu. Seine Freizeit verbringt er oft im Segel-Club an der Sechs-Seen-Platte.
Als Hausarzt versteht er seine Aufgabe nicht nur darin, den Patienten Tabletten zu verschreiben, sondern ihnen mit weitergehenden Tipps zu einem gesunden Lebensstil zu verhelfen.
Sorgen, dass der 63-Jährige die Praxis in ein paar Jahren wieder schließt, müssen sich die Neuenkämper übrigens nicht machen: „Ich plane für die nächsten zehn Jahre.“
>> 16,5 freie Hausarztsitze gibt es aktuell in Duisburg
Aktuell gibt es in Duisburg 16,5 freie Hausarztsitze – die Situation hat sich in den vergangenen Monaten nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) leicht verbessert.
Nicht in allen Fällen glückt eine reibungslose Übergabe der Arztpraxen, wissen die Experten der KVNO. „Grundsätzlich hängt die Chance einer Praxisweitergabe stark von individuellen Faktoren wie etwa der Lage und der Ausstattung einer Praxis sowie der Anzahl der örtlichen Patienten ab.“ In Duisburg gebe es zudem die Möglichkeit, sich auch ohne Übernahme einer bestehenden Praxis unmittelbar neu in eigenen Räumen niederzulassen und eine der freien Zulassungen zu beantragen. „Es gibt also für interessierte Hausärzte eine Reihe von Alternativen – auch im Umland.“
Der finanzielle Aspekt spiele bei dem Gedanken, eine Praxis zu übernehmen, eher eine Nebenrolle. „Für die Mehrheit zählen zunehmend andere Faktoren wie etwa das Lebensumfeld für die Familie, die Infrastruktur und der Arbeitsplatz für den Partner. Ein weiterer Trend ist die Attraktivität größerer Gemeinschaftspraxen, in denen viele Ärzte sich untereinander die Arbeit teilen und so auch leichter etwa in Teilzeit arbeiten können.“ Solche flexiblen Arbeitszeitmodelle ließen sich oft nicht in einer Einzelpraxis umsetzen.