Duisburg-Neuenkamp. Dr. Nutz hat die einzige barrierefreie Hausarztpraxis in Duisburg-Neuenkamp betrieben. Derzeit ist die aber geschlossen. Nachfolger gesucht.
Rund 5000 Einwohner zählt Duisburg-Neuenkamp – viele von ihnen sind 45 Jahre alt und älter. Bisher haben sich zwei Hausärzte um die Gesundheit der Neuenkämper gekümmert, doch nun machen sie sich Sorgen, dass der beliebte Internist Dr. Klaus-Dieter Nutz keinen Nachfolger findet – und die einzige barrierefreie Hausarzt-Praxis im Stadtteil damit verwaist.
Seit Dezember ist diese bereits geschlossen. Der Arzt musste sich selbst einer Operation unterziehen und sucht deshalb einen Kollegen, der übernehmen möchte. Auf dem Schreibtisch liegt noch sein Stethoskop, der Kittel hängt an der Garderobe – ganz so, wie er die Räume verlassen hat. Und wenn’s nötig war, fuhren sowohl der Hausarzt als auch seine Mitarbeiterinnen zu den Patienten nach Hause.
Duisburgerin nimmt Taxi, um zum Vertretungsarzt in der City zu kommen
„Hier haben wir immer Blut abgenommen, dann ging’s eine Tür weiter zum Doktor“, beschreibt Arzthelferin Ulla Scholz die Aufgabenteilung. Sie war die „Blutsaugerin“, hat auf Anhieb immer jede Vene getroffen. „Das macht sie gut“, loben denn auch Monika Wachner und Lieselotte Meyer.
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Beide Damen kamen regelmäßig zu Routineuntersuchungen oder haben sich Rezepte für ihre Tabletten abgeholt. Zwar gibt es noch einen anderen Hausarzt in Neuenkamp, „aber die Praxis befindet sich in einer Wohnung, da muss man eine Treppe hinauf. Das geht schlecht mit Rollator“, beschreibt Monika Wachner die Situation. Sie nimmt sich mittlerweile sogar „eine Taxe“, um einen Vertretungsarzt in der Innenstadt zu besuchen. „Denn der Bus fährt ja mittlerweile am Theater lang und nicht mehr an den Arztpraxen.“
Bürgermeister Manfred Osenger, Kümmerer und selbst Neuenkämper, weiß um die Probleme – und hat sich deshalb eingeschaltet. Er hat schon einmal, im Fall der zweiten Hausarztpraxis in Neuenkamp, vermittelt. „Glücklicherweise ist es uns gelungen, jemanden zu finden, der sich in Neuenkamp ansiedelt. Nun hoffen wir, dass wir wieder Glück haben.“ Bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) hat er bereits vorgesprochen, bisher hat sich aber noch kein Kandidat gefunden, der Interesse hat. „Dabei ist die Praxis fester Bestandteil des Dietrich-Krins-Weber-Zentrums und wurde gut angenommen“, weiß auch Britta Tüffers-Schrey, Leiterin des Beratungs- und Begegnungszentrums. Viele Senioren haben in der Vergangenheit die Angebote an der Mevissenstraße wahrgenommen. Der Arztbesuch lag bei manchem auf dem Weg.
Ein Hausarzt für 1862 Patienten
Laut KVNO-Sprecher Christopher Schneider kommt derzeit auf 1862 Patienten ein Hausarzt – mittelfristig soll sich das Verhältnis reduzieren. „In Duisburg gibt es derzeit 20 freie Kassensitze.“ Die Kassenärztliche Vereinigung berät bei Bedarf, wenn Nachfolger gesucht werden. Ein potenzieller Kandidat müsse sich aber mit dem Praxisinhaber unter anderem auf einen Preis einigen, der für das Inventar fällig werde. „Wenn man weiß, dass es eine gut gehende, alteingesessene Praxis ist, gelingt der Start für Nachfolger oft leichter, als wenn man sich komplett etwas Neues aufbaut“, so Schneider.
Arzthelferin Ulla Scholz könnte eigentlich in den Ruhestand gehen. Sollte sich allerdings jemand finden, würde sie auch noch ein paar Monate weiterarbeiten und beim Übergang helfen.