Duisburg. 15.000 Wohnungen vereinen die Duisburger Genossenschaften. Für Mieter gilt lebenslanges Wohnrecht. Warum Wohnungen nur schwer zu bekommen sind.

Mit 15.000 Wohnungen gehören die Duisburger Wohnungsgenossenschaften zu den größten Wohnungsanbietern der Stadt. Doch auch wenn genossenschaftliches Wohnen eine verbreitete Wohnform ist – die Angebote sind rar und in Duisburg kaum noch zugänglich.

„Wir könnten mehr Wohnungen vermitteln als wir im Bestand haben“, sagt Dietmar Vornweg. Er ist Sprecher der Duisburger Wohnungsgenossenschaften, die im Verbund für acht Genossenschaften und Bauvereine stehen. Derzeit gilt ein Aufnahmestopp für Mitglieder. Doch was macht das Wohnen in einer Genossenschaft überhaupt so beliebt?

Wohnen bei der Genossenschaft in Duisburg: Diese Vorteile gibt es

Ist man erst einmal drin, gilt das Wohnrecht in der Regel lebenslang, erklärt Vornweg. Schließlich kann niemand einen Anspruch auf Eigennutzung anmelden. Gleichzeitig sei es vor allem die „soziale Verantwortung“ und der „Gemeinwohlgedanke“, dem sich Genossenschaften verschrieben haben und auf dem Wohnungsmarkt gefragt sind.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Anders als vielen privaten Immobilienunternehmen geht es Genossenschaften nicht um höchstmögliche Gewinne. Sie wirtschaften zur Förderung ihrer Mitglieder, so schreibt es auch das Genossenschaftsgesetz vor. Erzielen die Genossenschaft Überschüsse, so werden diese in die Sanierung und den Ausbau von Wohnungen und in die Gestaltung des Wohnumfeldes investiert, erklärt Vornweg.

Investitionen in die Zukunft: In Buchholz entstehen neue Wohnungen

So investiert etwa die Wohnungsgenossenschaft Duisburg-Süd (WoGeDu) fünf Millionen Euro in fünf Häuser an der Innsbrucker Allee in Buchholz. Dort wird auf die dreigeschossigen Flachdachgebäude ein zusätzliches Geschoss gesetzt. Durch Aufstockungen sollen zwölf zusätzliche Wohnungen entstehen, drei Drei-Raum- und neun Zwei-Raum-Wohnungen. Die Fertigstellung ist für Anfang 2022 vorgesehen.

Von dem Projekt profitieren auch die bisherigen Bewohner: eine umfassende energetische Verbesserung steht an. Die Häuser erhalten eine neue Dämmung, dazu gibt es neue Balkone und einen frischen Anstrich der Fassade.

Corona stellt Sanierungen auf die Probe

Doch gerade der Prozess der Modernisierung wird durch Corona auf die Probe gestellt, erklärt Dietmar Vornweg: „Es ist schwieriger geworden, Leistungen von Handwerkern zu bekommen.“ Mit Sorge werde auf die Preisentwicklung geblickt, aufgrund von Lieferengpässen bei Rohstoffen sei der Preis immens gestiegen. Einige geplante Modernisierungen in Bestandswohnungen müssten deshalb verschoben werden.

Andere Projekte müssen warten, weil Genehmigungen der Stadt auf sich warten lassen, erklärt Vornweg. So etwa in Rumeln, wo mehrere neue Wohnungen entstehen sollen. Die entsprechende Bauvoranfrage liege der Stadt vor. Allein: Noch habe die Verwaltung keine Genehmigung erteilt. „Eine zügige Bearbeitung ist nicht gegeben“, kritisiert Vornweg.

Genossenschaften registrieren weniger Kündigungen in der Corona-Krise

Eine Auswirkung der Corona-Pandemie, die Vornweg beschreibt: Die Kündigungsquote ist gesunken. Wären acht bis zehn Prozent normal, habe es im Jahr 2020 nur rund sechs Prozent an Kündigungen gegeben. Die Wohnungen, die frei wurden, seien auch schnell wieder weg gewesen: Mitglieder haben Vorrecht und ein Inserat etwa auf Immobilienscout24 komme nur sehr selten oder gar nicht vor.

Auch interessant

Auch ein Wechsel innerhalb der acht Genossenschaften und Bauvereine in Duisburg sei möglich, wenn ein Mitglied eine räumliche Veränderung wünscht. Das Portfolio an Wohnungen ist breit und an verschiedene Lebenssituationen angepasst: Es gibt sowohl Ein-Personen-Apartments mit 40 Quadratmetern Fläche für Studenten als auch Familien- und Seniorenwohnungen. Im Durchschnitt kostet der Quadratmeter in einer Wohnung der Duisburger Genossenschaften 5,50 Euro. Zum Vergleich: Laut Wohnbericht 2019 liegt die Angebotsmiete im Durchschnitt in Duisburg bei 6 Euro (NRW 6,92 Euro).

Was sowohl für private als auch genossenschaftlich angebotene Wohnungen gilt: Streit zwischen Nachbarn gehört immer mehr zum Alltag und beschäftigt auch die Genossenschaften zunehmend. „Konflikte, die wir nicht regeln können“, erklärt Vornweg. Mal ist die Musik zu laut oder der Hund des Nachbarn bellt viel lauter. Oft bleibe dann nur der Verweis auf einen Schiedsmann.

Dietmar Vornweg, Sprecher der Duisburger Wohnungsgenossenschaften und Vorstandsvorsitzender des Bauvereins Friemersheim, im Gespräch mit der Redaktion über die Arbeit der Genossenschaften, Modernisierungen und die Auswirkungen der Corona-Pandemie.
Dietmar Vornweg, Sprecher der Duisburger Wohnungsgenossenschaften und Vorstandsvorsitzender des Bauvereins Friemersheim, im Gespräch mit der Redaktion über die Arbeit der Genossenschaften, Modernisierungen und die Auswirkungen der Corona-Pandemie. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

>> DIE DUISBURGER WOHNUNGSGENOSSENSCHAFTEN

  • Rund 30.000 Mitglieder zählen die Duisburger Wohnungsgenossenschaften. Zum Verbund zählen: Die Wohnungsgenossenschaften Rheinpreußensiedlung Duisburg-Homberg, Duisburg-Mitte, Duisburg-Hamborn, Duisburg-Süd, die Bauvereine Rheinhausen und Friemersheim, Gewoge Duisburg-Ruhrort und die Wohnungsgesellschaft Ruhrgebiet aus Dinslaken.
  • 2003 als Werbeverbund gestartet, sei der Zusammenschluss der acht Bauvereine und Genossenschaft mehr als nur Marketing. „Der Stromeinkauf und der Einkauf von Dienstleistungen erfolgt gemeinsam“, erklärt Vornweg. Dadurch sind im Verbund Kostenersparnisse möglich.
  • Um eine der Wohnungen bei einer Genossenschaft zu bekommen, ist eine Mitgliedschaft und die finanzielle Beteiligung mit einer Einlage erforderlich. Dafür versprechen die Genossenschaften als Gegenleistung „eine Orientierung zum Gemeinwohl“. So beträgt der Anteil z.B. bei der WoGeDU 750 Euro, eine Kaution gibt es nicht. Das eingezahlte Kapital bekommen Mitglieder verzinst zurück, die Dividende liegt bei vier bis fünf Prozent pro Jahr, erklärt Vornweg.
  • Was auch jeder wissen muss, der Genosse werden möchte: Diese spezielle Form der Unternehmensbeteiligung birgt das Risiko eines Verlustes. Geht eine Genossenschaft insolvent, verlieren die Mitglieder ihre Anteile.