Duisburg. Die Stadt Duisburg hat am Mittwoch wieder ein Mehrfamilienhaus in Hochfeld geräumt. Dort wurden bei einer Kontrolle massive Mängel festgestellt.

Die Stadt hat am Mittwoch ein Haus an der Brückenstraße in Hochfeld geräumt. Zuvor waren bei einer Kontrolle zahlreiche Mängel aufgefallen, teilt die Stadt mit. Die Bewohner, so ist vor Ort zu erfahren, haben davon nichts gewusst. Sie hatten bis 15 Uhr Zeit, ihre Habseligkeiten zu packen und das Haus zu verlassen. Die Stadtverwaltung bestätigte den Einsatz der Taskforce Schrottimmobilien. In Hochfeld sprach sich der neuerliche Einsatz schnell herum.

28 Personen sind an der Adresse Brückenstraße 91 gemeldet. Am Vormittag fuhren Mitarbeiter der Taskforce, des Rechtsamts, die Feuerwehr sowie Polizei, Staatsanwaltschaft, Agentur für Arbeit, TÜV Nord, WBD und Netze Duisburg vor. Das Jugendamt, so die Stadt, war nicht dabei. Bei einer Kontrolle seien unter anderem Brandschutzmängel, Deckendurchbrüche und Risse in der Hauswand festgestellt worden.

Deckendurchbrüche undBrandschutzmängel entdeckt

Am MIttwoch morgen fuhren Mitarbeiter vom Ordnungsamt, der Netze sowie Dolmetscher an der Brückenstraße vor.
Am MIttwoch morgen fuhren Mitarbeiter vom Ordnungsamt, der Netze sowie Dolmetscher an der Brückenstraße vor. © FUNKE Foto Services | Foto: Jörg Schimmel

„Aufgrund der Vielzahl der Mängel wurde eine akute Gefahr für Leib und Leben festgestellt, die zur sofortigen Schließung führte“, erklärt Stadtsprecher Sebastian Hiedels. Bei der Gefahr im Verzug bestehe keine Möglichkeit und keine Zeit mehr für „Ermahnungen“, verdeutlichte Hiedels. „Die Eigentümerin wurde nach der Feststellung der Gefahr für Leib und Leben telefonisch informiert. Ein Angehöriger der Eigentümerin kam im Anschluss zum Objekt und ließ sich die vorgefundenen Mängel zeigen.“

Der Angehöriger der Hauseigentümerin bestätigt gegenüber unserer Zeitung, dass die Stadt ihren Einsatz nicht angekündigt habe. Wohl aber habe es vor rund drei Monaten eine Begehung gegeben. Dabei sei aufgefallen, dass die Treppe des Altbaus nicht in ordnungsgemäßem Zustand gewesen sei. Ein Bausachverständiger soll aber nach Untersuchungen festgestellt haben, dass diese so bleiben könne. „Es ist wie immer. Wenn sie etwas finden wollen, dann finden sie etwas.“

Zuletzt hatte es im März an der Gravelottestraße einen größeren Einsatz der Taskforce gegeben. Dort wurden drei Häuser gesperrt, die noch immer versiegelt sind. Die Bewohner haben sich mittlerweile andere Bleiben gesucht. Die Eigentümerin hatte der Stadt vorgeworfen, ihre Häuser erst zu Schrottimmobilien gemacht zu haben. Wer heute an den Gebäuden vorbei kommt, sieht, dass die Siegel etwas abgeknibbelt sind. Andere haben Aufkleber mit der Aufschrift „Respekt“ an die Tür geklebt.

Politiker der Grünen und Hochfelder beobachten den Taskforce-Einsatz

Im Anschluss an die Räumung hatte sich großer Protest geregt. Anwohner und Hochfelder veranstalteten eine Demo. So wurde kritisiert, dass den Menschen nicht unverzüglich Hilfsangebote unterbreitet werden. Auch jetzt sitzen engagierte Mitglieder des Netzwerks Hochfeld auf der anderen Straßenseite und beobachten, wie sich das Ordnungsamt den Bewohnern gegenüber verhält.

Stella Rauscher und Janne Schorer von Bündnis 90/Die Grünen machen sich vor Ort ein Bild. „Im Ausschuss wurde uns gesagt, dass wir gerne bei so einem Einsatz dabei sein dürfen. Im Gespräch meinten die Ordnungsamt-Mitarbeiter nur, dass sie das ausführende Organ seien“, berichtet Stella Rauscher.

Die Grünen hatten einen langen Fragenkatalog an die Verwaltung geschickt. Eine Debatte um die Einsätze der Taskforce hatte der Rat jüngst allerdings abgelehnt. Oberbürgermeister Sören Link ließ sich auf einen Streit um den Umgang mit betroffenen Bewohnern gar nicht erst ein: „Es geht um Brandschutz, da ist sofortiges Handeln notwendig“, sagt er im Rat.

Im März hatte die Taskforce Schrottimmobilien in Hochfeld bereits mehrere Häuser geräumt und teilweise versiegelt.

Die Bewohner der Brückenstraße 91, darunter auch Kinder, schleppen am Mittwoch ihre Kleidung teilweise in blauen Säcken aus dem Haus. Von außen macht die Immobilie einen halbwegs gepflegten Eindruck. Die Haustür steht offen. Hinter der Treppe steht ein Kinderwagen.

Nach Angaben der Stadt wurden den Betroffenen Ersatzunterkünfte angeboten, sie sollen in Baerl liegen. Allerdings: Nur zwei Personen nahmen dieses Angebot an. Die Bewohner dürfen erst in ihre Wohnungen zurückkehren, wenn der Vermieter die Mängel beseitigt hat.