Duisburg. Noch gibt es keine belastbaren Daten, aber die Delta-Debatte über Johnson & Johnson beschäftigt auch die Praxen. Das sagen Duisburger Hausärzte.
Die Diskussion über die Wirksamkeit des Johnson & Johnson-Impfstoffs angesichts der sich immer weiter ausbreitenden Delta-Variante hat auch die Arztpraxen erreicht. Mehr als 8500 Impfungen haben die Medizinier in Duisburg nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo) bisher mit diesem Einmal-Vakzin durchgeführt.
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Prof. Dr. Ulf Dittmer, Leiter der Virologie am Universitätsklinikum in Essen, hat betont, dass der Johnson & Johnson-Impfstoff auch mit Blick auf die indische Mutation individuell sehr gut vor einer Erkrankung schütze. Angesichts erster Studien aus England mit Astrazeneca, ebenfalls ein Vektor-Impfstoff, befürchtet er aber, dass eine Impfung nur einen geringen Schutz vor einer Infektion mit Delta bietet. Dittmer sieht die Gefahr, „dass einmal geimpfte Menschen sich infizieren und, ohne selber zu erkranken, das Virus weitergeben können“. Noch liegen dazu allerdings keine belastbaren Daten vor.
KV-Vorsitzender in Duisburg: Alles impfen, was möglich ist – auch Johnson & Johnson
Nun hat es zuletzt ohnehin Lieferengpässe bei Johnson & Johnson gegeben, von denen auch Duisburger Ärzte berichten. Aber Helmut Gudat zum Beispiel, Allgemeinmediziner in Meiderich, hat unabhängig davon weiter keine Bedenken, das Einmal-Vakzin zu impfen. Sollte eine Zweitimpfung sinnvoll sein, müsse dies die Ständige Impfkommission (Stiko) empfehlen.
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„Dies hat sie aber bisher nicht getan“, so Gudat, der gleichzeitig Vorsitzender der Duisburger KV-Kreisstelle ist. „Weil immer noch grundsätzlich Impfstoff fehlt, sollten wir alles und so viel wie möglich impfen, um mit Blick auf den Herbst schnell eine hohe Durchimpfungsquote zu erreichen.“
Bisher habe auch keiner seiner Patienten den Impfstoff von Johnson & Johnson abgelehnt – im Gegensatz zu Astrazeneca. „Diese Diskussionen führen wir weiter“, so der Arzt.
Ältere Patienten wollen weiter kein Astrazeneca
Davon kann auch Sevim Tasci, einer von vier Medizinern im Hausarztzentrum Duisburg in Hochemmerich, berichten. Obwohl die Stiko Astrazeneca wegen seltener, aber schwerer thromboembolischer Nebenwirkungen bei jüngeren Erwachsenen nur für über 60-Jährige empfiehlt, „wollen die Älteren nach wie vor lieber Biontech“, so Tasci.
Trotz identischer Impfempfehlung durch die Stiko habe er dieses Problem bei Johnson & Johnson nicht. „Das liegt womöglich auch daran, dass einige Patienten durch eine Impfung vor allem schnell mehr Freiheiten haben wollen“, so Tasci. Und da sei das Einmal-Vakzin etwa bei jüngeren Leuten beliebt, weil sie bereits 14 Tage nach nur einem Pieks als vollständig geimpft gelten.
„So lange ein Impfstoff zugelassen ist, bestelle ich ihn auch“
„Ich muss dann immer über mögliche Gefahren aufklären und mache das selbstverständlich“, so der Arzt, „aber was die Delta-Variante betrifft, sage ich ganz klar: So lange ein Impfstoff zugelassen ist, bestelle ich ihn auch.“
Axel Heidböhmer, Hausarzt in Rumeln, hat aus der Diskussion über einen möglicherweise geringeren Schutz vor einer Infektion mit der indischen Mutation bei Johnson & Johnson dagegen bereits Konsequenzen gezogen. „Ich haben den Impfstoff zuletzt sicherheitshalber nicht mehr bestellt – auch deshalb, weil ich zuletzt ordentlich Biontech bekommen habe“, so Heidböhmer.
So weit ist sein Rumelner Kollege Olaf Nedden noch nicht gegangen. „Ich versuche weiter, jeden Wunsch meiner Patienten hinsichtlich des Impfstoffs zu erfüllen. Ich favorisiere jetzt Johnson & Johnson nicht unbedingt, aber wenn jemand das Einmal-Vakzin haben möchte, dann bekommt er das auch.“
>> IMPFUNGEN MIT JOHNSON & JOHNSON IN DUISBURG
- Insgesamt sind bisher über 14.800 Menschen in Duisburg mit dem Johnson & Johnson-Impfstoff geimpft worden.
- Neben über 8500 Impfungen in Arztpraxen sind nach Angaben der Stadt 5540 Dosen des Einmal-Vakzins bei Hotspot-Impfungen eingesetzt worden.
- Dazu kamen demnach zuletzt Impfungen von 160 Wohnungslosen und 439 Bewohnern von Asylunterkünften sowie 162 weitere Impfungen, zum Beispiel durch die Malteser für Menschen ohne Krankenversicherung oder auch Asylbewerber in Quarantäne.