Duisburg. Das Museum DKM in Duisburg startet nach der langen Corona-Pause neu durch. Warum die umfangreiche Sammlung immer wieder überraschen kann.

Mit zwei verlängerten Ausstellungen und drei neu gestalteten Räumen hat das Museum DKM nach der langen Schließungszeit einen spannenden Neustart unternommen. Zeigt sich doch nicht nur, wie umfangreich die Sammlung von Dirk Krämer und Klaus Maas ist, sondern auch, dass sie immer wieder überraschen kann.

[Weitere Nachrichten aus Duisburg lesen Sie hier.]

Ganz unerwartet expressiv wird das Thema „Sinn- und Endlichkeit“ anhand figurativer Skulpturen aus den 1920er Jahren und zeitgenössischer Fotografie behandelt. Vom belgischen Bildhauer Marcel Wolfers (1886-1976), der für seine in der Zwischenkriegszeit vollendeten Kriegsdenkmäler bekannt war, sind etwa Skulpturen wie Nox, die Nacht, oder Kreuzwegstationen zu sehen, die den Leidensweg Christi ungewohnt brutal zeigen.

Eindringliche Präsentation von Sinnlichkeit und Endlichkeit

Ein hier überdimensional wirkender Kopf von Pierre de Soete (1886-1948), ebenfalls Belgier, ist eigentlich Teil eines Kriegermonuments, das in Brüssel an die gefallenen Soldaten im Ersten Weltkrieg erinnert. Ohne die schützenden Arme des Engels, die ihn im Monument umgeben, wirkt der Tod hier besonders roh und überwältigend. Der Jüngling mit Speer von Mathieu Molitor (1873-1929) ist dagegen eine zarte Jugendstilfigur.

Der Kopf eines toten Soldaten von Pierre de Soete ist im Raum zu sehen, der Sinnlichkeit und Endlichkeit in der Kunst zeigt.
Der Kopf eines toten Soldaten von Pierre de Soete ist im Raum zu sehen, der Sinnlichkeit und Endlichkeit in der Kunst zeigt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Drei Fotografien von Cristina Garcia Rodero, die traditionelle bäuerlich-religiöse Riten in Spanien dokumentieren, und eine kleine Fotografie von Duane Michals, die einen jungen Mann zeigt, der einen Liebesbrief verbrennt, machen diese Präsentation von Sinnlichkeit und Endlichkeit, von Leidenschaft und Vergänglichkeit so eindringlich.

Ulrich Tillmanns Ägyptenbilder

Diese Ausstellung wurde ebenso bis zum 31. Oktober verlängert wie „Gemeinsamkeiten“. Unter diesem Titel sind Fotografien heiliger Orte in Japan von Claudia Terstappen und eine Zickzack-Linie aus Steinen des Landart-Künstlers Richard Long zu sehen. Zwei reisende, wandernde Sammler – von besonderen Orten, von besonderen Steinen.

Auch interessant

„Erinnerungen an Ulrich Tillmann“ ist Teil 1 einer zweiteiligen Ausstellungsreihe, mit der das Museum DKM an den Foto- und Konzeptkünstler (1951-2019) erinnert. Zunächst werden die Ägyptenbilder präsentiert, die vor 25 Jahren aufgenommen wurden. Im Stil der Reisefotografie des 19. Jahrhunderts, sandfarben-bräunlich, zeigen sie ägyptische Monumente in ungewöhnlichen Ausschnitten abseits jeder Romantisierung (bis 29. August).

Spektakuläre Fotografien von Dunkelheit

Mit „Lucifers Vortex“ zeigt das Museum DKM (bis 29. August) die zweite große Einzelausstellung des 1952 geborenen Fotokünstlers Tom Fecht. Der ungewöhnlich vielseitige Mann, der Kybernetik und Kunstgeschichte studiert hat, Mitbegründer des Elefanten Press Verlages in Berlin war und Kunstprojekte etwa bei der Documenta 9 realisiert hat, konzentrierte sich Ende der 1990er Jahre auf die Fotografie.

Auch interessant

An der bretonischen Küste hat er ein Forschungsstudio. Fecht erforscht mit der Kamera die Dunkelheit, das Meer, den Himmel – und erzielt spektakuläre Ergebnisse. Das scheinbar Unmögliche gelingt ihm, wenn er ein Gewitter fotografiert, das in tiefer Nacht übers Meer zieht. Nur im Licht der Blitze werden Wolken und Wasser in feinsten Schwarzabstufungen erkennbar. Die zehnteilige Serie dieser dramatischen Gewitterbilder mit dem Titel „Electric Cinema“ endet in nicht ganz vollkommener Dunkelheit, unter winzigen Lichtpunkten am Sternenhimmel.

Die Naturgewalt des Wassers zeigt Tom Fecht in der ebenso dramatischen Fotografie „Lucifers Vortex“. Fotografiert hat er einen Meeresstrudel in der Abenddämmerung. Meeresorganismen lassen das Wasser leuchten, das hier einen optischen Sog entwickelt, der in bedrohliche Tiefen zu ziehen scheint. Gedruckt auf Seide und dezent beleuchtet, wird hier die faszinierende Begegnung mit den mächtigen Naturkräften noch gesteigert.

>>FREITAGSFÜHRUNG AM 2. JULI

  • Die erste Freitagsführung nach der Wiedereröffnung beginnt am 2. Juli um 16 Uhr. Tobias Chriske gibt Einblicke in die auf 52 Räume verteilte Sammlung „Linien stiller Schönheit“ mit Kunst aus 5000 Jahren. Bei den Highlights wird der Rundgang für eine gemeinsame, innige Betrachtung unterbrochen.
  • Museum DKM, Güntherstraße 13-15, geöffnet samstags, sonntags und an Feiertagen von 12 bis 18 Uhr, jeden ersten Freitag im Monat von 12 bis 18 Uhr, Eintritt Erwachsene 12, ermäßigt 6 Euro.