Duisburg.. Er geht mit seinen Kameras an den Rand der Zivilisation und macht Unsichbares sichtbar. Das Museum DKM zeigt die Ausstellung „TiefenZeit“.


Tom Fecht fotografiert, was der Fotografie in ihrem Wesen widerspricht: eine so tiefe Dunkelheit, dass auch der Mensch die berühmte Hand vor Augen nicht sehen würde. Dafür geht es ins Finistère, an die französische Atlantikküste, den Rand des europäischen Kontinents, der lange als das Ende der Welt galt. Hier blickt Fecht ins Universum. Kein Wunder, dass die Begegnung mit diesen Arbeiten die Kunstsammler Dirk Krämer und Klaus Maas vor einem Jahr „wie ein Schlag getroffen“ hat. Jetzt haben sie 300 Quadratmeter ihres Museums DKM an der Güntherstraße geräumt, um diese faszinierenden Fotografien in der Ausstellung „TiefenZeit“ zu zeigen.

Bevor sich der 1952 geborene Tom Fecht der Kunst zuwandte, hat er auch Kybernetik und Informatik studiert. Die Apollo-Mission habe ihn während seiner Zeit bei IBM geprägt, als junger Ingenieur habe er mit Steve Jobs in der Garage getüftelt. Heute sehe er seine Arbeit in der Tradition Alexander von Humboldts, wissenschaftliche Erkenntnisse und die Vielfalt der Welt sichtbar zu machen.

Sonnenfinsternis am Meer

Physikalische Phänomene interessieren ihn nach wie vor, dazu kommt das Ausloten technischer Grenzen. „Die Nachtfotografie habe ich mit der Geburt meiner Tochter entdeckt“, sagt Fecht. Da habe tagsüber schlicht die Zeit gefehlt. Aber ausgerechnet das Triptychon, das aus Nachtaufnahmen zu bestehen scheint, ist am Tag entstanden. Die etwa zwei mal drei Meter großen Fotografien von 2012 der Serie „Eclipse“ sind während einer Sonnenfinsternis entstanden bei extrem kurzer Belichtungszeit mit einem Abstand von zwei Sekunden zwischen den drei Bildern. Zu sehen ist ein schwarzes Meer, auf dessen Oberfläche sich die wenigen Lichtstrahlen, die die Wolken durchdrungen haben, spiegeln – und damit Wellen erkennen lassen.

Licht von verloschenen Sternen

Eine andere Aufnahme zeigt über einer pechschwarzen Horizontlinie einen pechschwarzen Himmel mit winzigen Lichtpunkten – sie sind das Licht von verloschenen Sternen. So taucht das Auge ein in die tiefe Vergangenheit.

Solche Bilder können nur dort entstehen, wo die Zivilisation nicht leuchtet. Tom Fecht geht deswegen ans Meer und schildert, was er erlebt, so: „Die Nacht fotografisch zu durchdringen, ist das eine. Aber von der Nacht durchdrungen und überwältigt zu werden, ist etwas völlig anderes. Hier geht es um Grenzerfahrungen, die wesentlich älter und größer sind als wir.“ Diese Magie vermitteln Fechts Bilder ganz unmittelbar.

Aufforderung zum Tanz

In früheren Arbeiten hat Fecht auch Gegenstände oder Menschen abgebildet. Besonders faszinierend ein Porträt der Flamenco-Tänzerin Ana Parrilla von 1999. Bei der traditionellen Geste weist der Zeigefinger der linken Hand auf einen entfernten Stern, im selben Moment wird das Sternenlicht über die rechte Handfläche der Tänzerin ins Gesicht des Liebhabers gespiegelt. Eine sekundenkurze, dezente, sehr romantische Aufforderung zum Tanz.

Weitere Ausstellungen in Düsseldorf

Die Ausstellung bleibt bis zum 3. Dezember im Museum DKM, Güntherstraße 13-15, gegenüber dem Hauptbahnhof.

Bis 26. Mai ist die Fecht-Ausstellung „Gravity Fields“ in der Setareh Gallery in Düsseldorf, Hohe Straße 53, zu sehen, am 6. Oktober folgt „Dark Matters“ in der Setareh Gallery an der Königsallee 27-31.