Duisburg. Die zerstrittene SPD Duisburg ist vor allem mit sich selbst beschäftigt. Auch Mahmut Özdemir trauen nicht alle an der Basis den Neuanfang zu.
Ein bundespolitisches SPD-Fiasko oder die örtliche Konkurrenz hätten der Duisburger SPD wohl kaum so sehr schaden können wie der Machtkampf, den die Führung des Unterbezirks ihren Genossinnen und Genossen zumutet. Seit dem Kommunalwahlkampf 2020 schon. Direkt vor der Bundestagswahl noch immer. Während der größten Krise der Bundespartei seit Kriegsende. Vor den Augen der Wählerinnen und Wähler. Und aus Gründen, die nichts damit zu tun haben, wie die Partei sich besser um deren Anliegen kümmern will.
Die SPD Duisburg ist heillos zerstritten und wirkt, als sei sie vor allem mit sich selbst beschäftigt. Der totale Rückzug der Kandidatur(en) von Sarah Philipp und Sören Link kommt auch wegen dieser fatalen Außendarstellung einer alternativlosen Notbremsung gleich. Die beiden haben obendrein den Gegenwind unterschätzt, den ihr Kontrahent Mahmut Özdemir entfachen konnte.
Streit um SPD-Führung: Warum machte sich OB Link so angreifbar?
Und der Schaden für Philipp, die 2022 wieder in den Landtag will, und für OB Link ist schon jetzt groß genug ist: Warum nur ließ sich der Oberbürgermeister auf die Kandidatur ein und machte sich derart angreifbar? Ihm und der Stadt hätte ein Dauerspagat zwischen Parteiinteressen und gebotener OB-Neutralität gedroht. Und unterbeschäftigt ist der Verwaltungschef auch nicht.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Auch interessant
Es bleibt der Vorwurf, er habe vor allem mit der zuerst interessierten Philipp paktiert, um Özdemir zu verhindern. Auch dem jungen Bundestagsabgeordneten trauen übrigens längst nicht alle an der Basis zu, die Erneuerung des Unterbezirks – Ziel: mehr Beteiligung, weniger intransparente Entscheidungen durch Vorstandsmitglieder – beherzt voranzutreiben. Das Interesse an der Erneuerung ist schließlich nicht allein vom Alter einer Führungskraft bestimmt.
Dabei kann es auf die Stimmenverluste der SPD in den vergangenen Jahren – auch auf kommunaler Ebene – für die Partei nur eine Antwort geben: Sie muss ihre Fehler analysieren, um wieder glaubwürdig und geeint Politik machen zu können. Von einem solchen Neuanfang ist in Duisburg zurzeit nichts zu sehen.