Duisburg. 8000 Teile, 300 Stunden Arbeit: Der Duisburger Christian Hajek hat die MSV-Arena mit Lego-Steinen nachgebaut. Über eine ganz besondere Fanliebe.
Kein Torschrei, keine Stadionwurst, keine Kurvenpartys – wie fußballverrückt können Duisburger da eigentlich noch sein? Nun, auf einer Skala von „gar nicht“ bis „ziemlich“ schlägt das Fan-Herz in einem Wohnzimmer in Rahm ungefähr bei „sehr“ aus. Christian Hajek hat die Coronazeit ohne Zebrastall für einen ganz besonderen Kick genutzt. Der 44-jährige Verpackungsplaner hat seine eigenes MSV-Stadion gebaut – aus Lego-Steinen.
Noch vor der Pandemie ging es bei ihm im Dezember 2019 los, über 300 Arbeitsstunden sollten folgen. In der Zeit, in der das grüne Spielfeld für die Anhänger nur Sehnsuchtsort blieb, holte Christian Hajek es sich also nach Hause. Mit 8000 farbigen Plastiksteinen – überwiegend natürlich blau und weiß – und keiner Motivation mehr als diese: „Aus Liebe zum Verein.“ Der Stadionbesuch fehle nach der langen Zeit: „Wir sind ja alle seit über einem Jahr nicht mehr da gewesen.“
MSV-Arena aus Lego-Steinen: Duisburger baut Stadion ohne Plan
Die Klötzchen kommen aus Polen oder Belgien, direkt vom Hersteller. 2300 Euro hat Christian Hajek laut eigenen Angaben ausgegeben – wie mancher Bauherr mehr als geplant. „Wenn man einmal angefangen hat, dann muss man das durchziehen. Auch wenn es teurer geworden ist, als ich erst dachte.“ Er hat aber auch ein paar alte Schätze verbaut. „500 Steine hatte ich noch bei meinen Eltern in einer Kiste in der Garage. Die waren komplett bunt durcheinander und halten nun als Unterfütterung für den Unterbau meiner Arena her.“
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Für andere ist das Stadion der Meidericher zweites Wohnzimmer, bei dem Rahmer wird das Wohnzimmer zum zweiten Stadion: 1,30 Meter lang, 90 Zentimeter breit und 35 Zentimeter hoch, gebaut zwischen Couch und Fernseher, inzwischen hat der Singlemann sein Werk ins Schlafzimmer verbannt. Alles ohne Plan und nach Eigenberechnung errichtet. „Am Anfang habe ich mich schon mal um einen oder zwei Noppen von den Lego-Steinen vertan, da musste ich dann halt neu anfangen...“ Schon als Kind wollte er sein MSV-Stadion bauen. „Damals hatte ich dafür natürlich noch nicht die finanziellen Möglichkeiten.“
Flutlichter lassen sich einschalten
Damit das Modell nicht verstaubt, hat Christian Hajek noch einen Kasten aus Plexiglas herum gebaut. Das Glas-Dach davon kann er abnehmen, wenn er doch einmal an die Konstruktion muss. Die transparente Abdeckung liegt auf einer Führung auf, die aus dem 3D-Drucker kommt. „Das hat mir ein Kumpel gemacht. Eine Führung hat Stunden gedauert, bis sie aus dem Drucker fertig kam.“
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Die Flutlichter des Stadions lassen sich einschalten und sogar verstellen und auch die so vertraut blau leuchtende Umrandung hat er eingebaut – dafür hat der gelernte Fernsehtechniker LEDs verwendet. „Nur mit den Videowänden hat es nicht geklappt. So kleine digitale Bilderrahmen hab ich einfach nicht gefunden.“ Drei bis vier Zoll sollten sie groß sein und mit einer SD-Karte ansteuerbar.
Erstes Spiel 1991 gegen Meister Kaiserslautern
Christians Freunde und Familie sind begeistert von seiner Baukunst. „Ein Freund hat schon angefragt, ob ich ihm auch sein Stadion bauen. Ich habe abgelehnt. Es ist einfach der falsche Verein. Ich sage nur Köln“, sagt der 44-Jährige und lacht. Vor über 30 Jahren war er das erste Mal im Stadion, damals 1991 gegen den Meister Kaiserslautern. „Da hat es mich einfach gepackt.“ 1998 und 2011 reiste er sogar nach Berlin zum Pokalfinale: „Manche Spiele sind einfach Pflicht.“
Christian Hajek freut sich auf die kommende Saison: „Zum Auftakt bin ich durchgeimpft, dann sollten ja auch Zuschauer wieder erlaubt sein.“ Apropos Zuschauer: In seinem Privatstadion gibt es nur Stehplätze. 27.000 Sitzschalen hätte er bei Lego bestellen müssen. „Das wären noch einmal 6000 Euro extra gewesen.“ Außerdem nicht ganz unproblematisch: Dann wäre das Stadion sechs Mal größer geworden, weil die von Lego vom Maßstab her größer sind, erklärt er. „Dann hätte ich eine Halle gebraucht.“ Christian Hajek selbst will aber bald wieder sitzen, zurück auf seinem Stammplatz, Haupttribüne Schauinsland-Reisen-Arena – die echte.
>> MSV-FAN WÜNSCHT SICH ÖFFENTLICHE AUSSTELLUNG
- Weil Christian Hajek ja nun mal schlecht Führungen durch sein Schlafzimmer organisieren kann, wo das Stadion aktuell seinen Platz gefunden hat, wünschte er sich, dass es öffentlich ausgestellt wird. „Am liebsten bei Markus Krebs in seiner Kneipe oder in der Konzernzentrale von Schauinslandreisen.“
- Ein liebevoller detailgetreuer Stadion-Nachbau, da war doch mal was? Richtig, Holger und Veronika Tribian aus Alt-Hamborn hatten die MSV-Arena im Maßstab 1:100 bis ins kleinste Detail nachgebaut. Mittlerweile ist sie im Zebra-Shop an der Margaretenstraße zu bewundern.