Duisburg. Die indische Mutante B.1.617 (Delta) infiziert auch einmal Geimpfte. Das bedeutet Probleme mit einem Vakzin. Stadt meldet sechs neue Delta-Fälle.

Duisburgs Sieben-Tage-Inzidenz war mit 24,1 am Sonntagabend so niedrig wie seit dem 25. September nicht mehr. Und obwohl auch Duisburg unter dem allgemeinen Impfstoffmangel leidet, schreiten zumindest die Zweitimpfungen noch mit passablem Tempo voran. In diese Entwicklung hinein meldet das Gesundheitsamt erneut sechs Fälle mit der zuerst in Indien nachgewiesenen Corona-Mutante. Delta bereitet Briten und Virologen Sorgen – auch mit Blick auf die Einmal-Impfungen hierzulande.

[Hinweis der Redaktion vom 29. Juni: In diesem neuen Artikel zum Thema legt Virologe Prof. Ulf Dittmer den aktuellsten Stand der Wissenschaft zur Wirkung des Impfstoffs Janssen gegen die Delta-Variante dar.]

Nach den Angaben der Stadt gingen vorige Woche 95 Prozent aller neuen Corona-Fälle auf Virusmutanten zurück: 118-mal wurde die britische Variante B. 1.1.7 (Alpha) binnen sieben Tagen nachgewiesen, einmal die zuerst in Südafrika entdeckte B.1.351 (Beta), sechsmal Mutante B.1.617 (Delta). Insgesamt 15-mal fand sich diese indische Variante bislang in Duisburger Proben (Alpha-Fälle insgesamt: 7596 Fälle; Beta: 79).

Schutz durch Einmalimpfung vor Delta: „maximal 20 bis 30 Prozent“

In England dominiert diese hierzulande noch seltene „Doppelmutante“ inzwischen. Und obwohl in Großbritannien etwa 80 Prozent der Erwachsenen einmal und rund 50 Prozent doppelt geimpft sind, ist die Inzidenz dort wieder von 20 auf über 60 geklettert. Nach einer Risikoanalyse des dortigen Gesundheitsministeriums ist Delta ansteckender, und Impfungen schützen weniger vor Übertragungen mit B.1.617.

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Der Anstieg schlage sich zwar nicht „auf irgendwelche Krankenhauszahlen nieder“, sagt Prof. Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie im Essener Uniklinikum, im Video-Interview mit unserer Redaktion (siehe hier). Die Mutante sei jedoch „in der Lage, Menschen zu infizieren, die nur einmal geimpft sind. Die erkranken nicht schwer, aber sie werden infiziert, und sie sind leider scheinbar in der Lage, das Virus weiterzugeben.“ Delta zirkuliere vor allem in Ungeimpften und einmal Geimpften, also verstärkt unter Jüngeren.

Gerade die Zweitimpfung sei „sehr, sehr wichtig für den Schutz gegen Varianten“. Dittmer nennt es darum „ein Problem“, dass der Johnson & Johnson-Impfstoff Janssen keine Zweitimpfung vorsieht. Denn wie bei einer Einmal-Impfung mit Astrazeneca sei man damit „gegen die Infektionen mit Varianten nicht gut geschützt“. Der Schutz liege ersten Studien zufolge bei „maximal 20 bis 30 Prozent“, so Dittmer.

Das ist auch für Duisburg relevant: Die Stadt hatte zuletzt ein Sonderkontingent des Landes NRW von 3500 Dosen des Einmal-Vakzins Johnson & Johnson bei Hotspot-Impfungen in sozialen Brennpunkten injizieren lassen. Mit diesem Vektor-Impfstoff werden in Duisburg zudem Bewohner von Asylunterkünften und Obdachlose immunisiert.