Duisburg. Versuchter Mord: Eine 21-Jährige griff mit einem Steakmesser ihren Duisburger Exfreund an. Sein Glück: Er telefonierte gerade mit der Polizei.

Ein Jahr lang hatte ein Paar in der Wohnung eines Meiderichers gewohnt. Dann beendete der 35-Jährige die Beziehung zu der 21-Jährigen. Gut drei Wochen später, am 29. Dezember 2020, attackierte sie ihn in seiner Wohnung hinterrücks mit einem Steakmesser. Nun steht sie wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht am König-Heinrich-Platz.

Am 5. Dezember 2020 hatte der Mann die Beziehung beendet. Die 21-Jährige ging zu ihren Eltern zurück, begab sich für 14 Tage in stationäre psychiatrische Behandlung. Am Tattag habe sie noch einige Sachen aus der Wohnung holen wollen. „Er hat mir die Sachen gegeben, aber mich nicht hinein gelassen.“ Auch die Bitte, sie in der Wohnung übernachten zu lassen, habe der Mann abgelehnt.

Angeklagte ging mit Steakmesser auf Exfreund los: „Ich wollte niemanden töten“

„Ich wusste nicht, wo ich hinsollte“, so die 21-Jährige. „Für die Rückfahrt war es zu spät.“ Sie kam auf die Idee, im Treppenhaus des Mehrfamilienhauses zu übernachten. „Da hat er mich kurze Zeit später entdeckt.“ Der 35-Jährige habe damit gedroht, die Polizei zu rufen, wenn sie nicht verschwinde. Als der Mann noch einmal kurz das Haus verließ, habe sie sich mit einer Plastikkarte Zugang zu der Wohnung verschafft und sich hinter dem Sofa versteckt.

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„Ich hatte Angst, insbesondere weil ich sah, dass auf seinem Bett eine Pistole lag.“ Deshalb habe sie sich ein Steakmesser aus der Küche geholt. Bei seiner Rückkehr entdeckte sie der Wohnungsinhaber schnell. Er rief die Polizei an. Dabei drehte er der jungen Frau den Rücken zu. „Da habe ich Rot gesehen“, so die 21-Jährige. Aus einer Mischung von Wut, Angst und Scham habe sie zugestochen. „Aber ich hatte das nicht geplant. Und eigentlich wollte ich niemanden verletzen oder gar töten.“

Exfreund: 21-Jährige litt nach Umzug nach Duisburg unter Eifersuchtsattacken

Der Geschädigte berichtete von einer zunächst harmonischen Fernbeziehung. „Sie schien mir sehr reif und sehr lieb zu sein.“ Als die Eltern der Angeklagten diese rauswarfen, habe er der jungen Frau angeboten, bei ihm zu wohnen. „Doch ab da war alles anders.“ Zunehmend habe die Beziehung unter den Eifersuchtsattacken der Frau gelitten. „Ich habe ihr geraten, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber das hat alles nichts genutzt.“

Am Tattag sei er schon mit einem mulmigen Gefühl zu einem späten Einkauf aufgebrochen, erinnert sich der 35-Jährige. „Als ich zurück kam, saß sie zwar nicht mehr im Treppenhaus, aber ich habe geahnt, dass die Sache nicht vorbei ist.“ Er sah zuerst im Keller nach, dann durchsuchte er die Wohnung. „Als ich sie hinter dem Sofa entdeckte, bin ich richtig sauer geworden und habe sofort die Polizei angerufen. Dann spürte ich schon einen Schlag im Nacken und sah Blut. Ich habe wie ein Irrer in das Telefon gebrüllt.“

21-Jährige und ihr Exfreund rangelten um das Messer

Es kam zu einem Gerangel um das Messer, bei dem der 35-Jährige noch weitere Verletzungen davon trug, letztlich aber die Oberhand gewann, die Angeklagte entwaffnete und sie bis zum Eintreffen der Polizei festhalten konnte. „Das wäre alles nicht passiert, wenn er sich nicht getrennt hätte“, soll die junge Frau den Beamten erklärt haben.

Der Prozess soll am 16. Juni fortgesetzt werden. An diesem Tag könnte auch bereits das Urteil gesprochen werden.

ANGKLAGTE GRIFF SCHON MAL ZUM MESSER

  • Bereits bei der Trennung am 5. Dezember 2020 hatte die Angeklagte zu einem Messer gegriffen. „Ich habe in der Küche in eine Messerklinge gegriffen“, gab sie zu. Sie habe gehofft, ihren Freund vielleicht zum Einlenken bewegen zu können, wenn sie sich selbst verletze, so die 21-Jährige.
  • Der Geschädigte hatte bei dem Angriff mit dem Steakmesser Glück: So fügte der Stich in dem Nacken ihm zwar eine drei Zentimeter tiefe klaffende Wunde zu. Einen Halswirbel verletzte die Klinge allerdings nicht.