Duisburg. Der ADFC Duisburg hat an einem der Geisterräder tödlich verunglückter Radfahrer gedacht. Der Vorstand fordert Umdenken bei der Verkehrsplanung.
Am Mittwoch war Gedenktag für die im Straßenverkehr getöteten Radfahrerinnen und Radfahrer. Der findet weltweit jeweils am dritten Mittwoch im Mai unter der Bezeichnung „Ride of Silence“ statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Duisburger Gruppe des „Allgemeinen Deutschen Fahrradclub“ (ADFC).
Mit einer „Fahrt der Stille“, bei der die Unfallorte im Rahmen einer Fahrrad-Rundfahrt aufgesucht werden, konnte auch in diesem Jahr der Verunglückten nicht gedacht werden. Wie im letzten Jahr konzentrierte man sich pandemiebedingt an dem Aktionstag auf ein Treffen an einem der Orte, an dem es zu einem tödlichen Unfall gekommen ist.
„Kritische Ecke“ für Radfahrer in Duisburg-Ruhrort
Die Gruppe der zumeist weiß gekleideten Demo-Teilnehmer traf sich am Oberbürgermeister-Karl-Lehr-Brückenzug, der die Innenstadt mit Ruhrort verbindet. Dort starb im Juli 2014 genau an der Abbiegung der Straße Zum Container-Terminal ein Radfahrer nach einem Zusammenprall. An dieser Stelle biegt der Schwerlastverkehr ab, um über diese Zufahrt die Speditionsinsel zu erreichen.
Klaus Hauschild vom Vorstand des Duisburger ADFC kennt diesen Gefahrenpunkt ganz genau, er weiß: „Hier biegen den ganzen Tag über die LKW im Minutentakt ab, das ist schon eine kritische Ecke.“ Vereinsmitglied Wolfgang Dewald, der in diesem Jahr den Gedenktag vor Ort organisiert hatte, ergänzte: „Nach den geänderten Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung dürfen seit 2019 die Lkw nur im Schritttempo abbiegen, daran halten sich aber viele Fahrer nicht.“ Diese Vorsichtsmaßnahme ersetze zwar nicht die Funktion eines „Abbiegeassistenten“, der auch vom ADFC für Lkw und Busse gefordert wird, aber die vorsichtigere Fahrweise würde schon manchen Unfall vermeiden.
Zweiter tödlicher Unfall am Ruhrorter Kreisverkehr
Dewald und die Vorstandsmitglieder des Duisburger ADFC tauschten am Mittwochabend das nicht mehr ganz so ansehnliche weiße „Geisterfahrrad“ gegen ein neues aus, legten dort weiße Rosen ab und gedachten in einer kurzen Rede des an dieser Stelle zu Tode gekommenen Radfahrers. Unweit des Standortes an der Karl-Lehr-Brücke befindet sich ein weiteres „Mahn-Fahrrad“. Das Rad erinnert an den tödlichen Unfall eines 54 Jahre alten Radfahrers, der am Ruhrorter Kreisverkehr an der Ecke Eisenbahnstraße/Hafenstraße tödlich verunglückte.
Wolfgang Dewald bezeichnet die Verkehrsführung am Kreisel immer noch als „verwirrend“: „Hier hat sich seit dem Unfall nichts verändert, die Beschilderung ist unklar, dabei muss man doch im Straßenverkehr im Sekundenbruchteil reagieren und hat keine Zeit zu überlegen.“
Duisburg landet bei Umfrage auf dem letzten Platz
Der jährliche Gedenktag soll nicht allein den verunglückten Radfahrern gewidmet sein, wie Dewald erläuterte: „Wir fordern eine vorausschauende Verkehrsplanung, Änderungen darf es nicht erst geben, wenn etwas passiert ist.“ Dabei ist das gesetzte Ziel ambitioniert: „Wir verfolgen langfristig die ,Vision Zero’, ein Straßenverkehr ohne Tote.“ Das erfordere eine von Grund auf andere Planungsweise, eine „fehlerverzeihende Planung“, wie der Organisator der Demo erläuterte. Bei Betrachtung der jeweiligen Verkehrssituation sollten sich die Verantwortlichen selbst die Frage stellen: „Würde ich meinen zwölfjährigen Sohn hier mit dem Rad fahren lassen?“ Bereits bei der Planung müsse die Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer an erster Stelle stehen, wie Dewald anmahnte: „Das muss die grundlegende Voraussetzung sein, in den Niederlanden handelt man schon lange danach.“
In Duisburg bleibe da noch eine Menge zu tun. Nach einer kürzlich durchgeführten Umfrage in Sachen Fahrradfreundlichkeit wurde in der Kategorie der Großstädte mit einer Einwohnerzahl zwischen 200.000 bis 500.000 Platz 26 erreicht. Das war der letzte Rang in der Tabelle.
>>Über den „Ride of Silence“
- Der „Ride of Silence“ ist eine jährliche Veranstaltung, mit der auf öffentlichen Straßen getöteten und verletzten Radfahrern gedacht wird.
- Der erste „Ride of Silence“ fand 2003 in Dallas (Texas) statt. Seitdem wird dieser Tag an jedem dritten Mittwoch im Mai begangen. 2015 fand der Gedenktag weltweit in 340 Städten statt.