Duisburg. Nach einem Einsatz wegen Verstößen gegen die Coronaschutzverordnung in Marxloh werden Vorwürfe über Polizeigewalt gestreut. Das sagt die Behörde.
Erneut kursiert ein Video in den Sozialen Netzwerken, das angeblich Polizeigewalt in Duisburg zeigen soll. Auf dem 43 Sekunden langen Ausschnitt ist zu sehen, wie ein Mann von einem Beamten und einer Beamtin auf dem Boden fixiert wird.
Er klagt: „Hallo, der tut mir weh.“ Dabei hebt er immer wieder seinen Kopf, der Polizist übt also offenbar nur leichten Druck aus und lässt den Kopf dann ganz los. Der Mann am Boden schimpft, es sei sein Betrieb, auf dem er so behandelt werde. Dann fordert er seine Begleiter auf, seine Festnahme zu filmen, aber da läuft die Kamera längst. Der Mann, der das Geschehen mit seinem Smartphone filmt, beschreibt aufgeregt, dass auch das Knie eines Beamten in Richtung Nacken zeige. Tatsächlich drückt der Beamte aber auf die Schulter.
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Duisburg: Bodycams der Polizeibeamten filmen den Einsatz
Auslöser des Einsatzes, der am Samstag, gegen 17.25 Uhr in Marxloh auf der Emmastraße/Ecke Weseler Straße stattfand, war ein Verstoß gegen die Coronaschutzverordnung, sagt Polizeisprecher Jonas Tepe. Mehrere Personen hätten zu eng beieinander gestanden. Die Bodycams der Beamten der Einsatzhundertschaft hätten den Einsatz aufgezeichnet. Demnach sei der Mann bei der Kontrolle uneinsichtig gewesen, habe die Beamten angeschrien und sich nicht beruhigt. Als ihn ein Polizist festhielt, um seine Personalien festzustellen, habe der Mann sich losgerissen, dem Polizisten vor die Brust gestoßen und an der Tür des Streifenwagens gezogen.
Bei dem festgenommenen 43-Jährigen sei Marihuana gefunden worden, deshalb sei ein Amtsarzt hinzugezogen worden, der eine Blutprobe entnahm. Da der Mann über Schmerzen am Handgelenk klagte, habe der Arzt auch das untersucht und ihn an ein Krankenhaus verwiesen.
Die Polizei ermittelt jetzt wegen des Widerstands gegen Vollzugsbeamte sowie wegen des Verstoßes gegen die Coronaschutz-Verordnung.
„Wenn Polizei Gewalt anwendet, ist es nicht automatisch Polizeigewalt“
Polizeisprecher Jonas Tepe sagt dazu: „Nicht immer, wenn Polizei Gewalt anwendet, ist es nicht automatisch Polizeigewalt.“ Seit dem gewaltsamen Tod von George Floyd durch einen Polizisten in Amerika würden solche Vorwürfe häufiger vorkommen. „Das Video bildet aber nur eine bestimmte Sequenz ab“, das vorherige Geschehen sehe man nicht.
So habe der Mann die Beamten mehrfach beleidigt, unter anderem habe er „Ich ficke euch alle!“ gesagt und sich insgesamt nicht einsichtig gezeigt.
43-Jähriger ist nach Festnahme noch geschockt
Was sagt der Betroffene selbst? Emre Tümsek bezeichnet sich als Bauunternehmer, außerdem betreibt er eine Reinigung für Diesel-Partikelfilter. Zwei Tage nach dem Einsatz erklärt er: „Ich habe Schmerzen und bin psychisch nicht da.“ Er sagt, dass er die Polizisten nicht beleidigt habe und es dafür genug Zeugen gebe. Er sei lediglich auf die Beamten zugegangen, die auf seine Einfahrt kamen, um zu fragen, was sie wollen. „Dann hat mich ein Beamter von hinten gepackt und auf den Boden gedrückt“, beschreibt der 43-Jährige. „Das geht doch nicht.“
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Und was hat es mit den Drogen auf sich, die bei ihm gefunden wurden? „Ich rauche Cannabis, um piano zu sein, ich benutze das wie ein Medikament. Ich habe einen Sprachfehler, nehme das, um nicht zu stottern“, sagt Tümsek. Im Polizeigewahrsam habe man ihm zudem über den Lautsprecher Volkslieder vorgespielt. Er will sich jetzt einen Anwalt nehmen, um zu klagen.
>>Ähnliches Video vom August-Bebel-Platz
- Erst vor wenigen Wochen ging ein ähnliches Video viral, das durch einen Bauzaun gefilmt worden war. Da hatten zwei Polizeibeamte eine Frau auf dem August-Bebel-Platz festgenommen. Die Frau war nach Polizeiangaben alkoholisiert und hatte sich in eine polizeiliche Maßnahme gedrängt. Als sie nach dem Schlagstock eines Beamten griff, sei sie zu Boden gedrückt und festgenommen worden.
- Die Bodycam eines Beamten soll diese Version bestätigen.