Duisburg. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein will 150.000 Impfdosen verlosen. Der Duisburger Arzt Eugen Breimann findet das „makaber“.

„Gesundheit ist doch kein Lotteriespiel!“ Der Duisburger Allgemein- und Palliativmediziner Eugen Breimann ist entsetzt über die Vorgehensweise der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO). Die will, wie sie in ihrer Praxisinformation vom 12. März mitteilt, jetzt 150.000 Dosen des Impfstoffs AstraZeneca unter Hausarzt- und Gynäkologiepraxen in NRW verlosen, damit diese bereits ab 29. März ihre eigenen Patientinnen und Patienten impfen können.

Verlosung unter 1500 Praxen

Voraussichtlich ab dem 19. April sollen die zugelassenen Corona-Impfstoffe in den Praxen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte verimpft werden können, so sehen es die Pläne der Politik vor. Der Bezug der Vakzine soll ab diesem Zeitpunkt über den Pharma-Großhandel und die Apotheken laufen. Vorab, so heißt es in der Praxisinformation der KVNO, stelle das Land aber die begrenzte Menge von 150.000 Dosen AstraZeneca für maximal 1500 Praxen in ganz NRW zur Verfügung, die einmalig jeweils 100 Dosen des Vakzins erhalten. Diese Praxen können dann vom 29. März bis zum 18. April ihre chronisch kranken Menschen unter 70 Jahren impfen sowie immobile Ü80-Patientinnen und Patienten im Rahmen eines Hausbesuchs. Bei den Gynäkologen beschränke sich die Impfgruppe auf maximal zwei Begleitpersonen von Schwangeren.

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„Da in dieser Startphase die Impfstoffmenge noch begrenzt ist, haben wir für die Praxen, die sich an der Impfung beteiligen wollen, ein Registrierungs- und Losverfahren vorgesehen“, heißt es weiter in der Praxisinformation der KVNO. In einem weitere Schreiben des KVNO-Vorstandes werden die Ärzte und Ärztinnen aufgefordert, sich bis zum 21. März registrieren zu lassen, wenn sie an dem Losverfahren teilnehmen wollen.

Irritierendes Vorgehen der KVNO

Eugen Breimann, Sprecher der Duisburger Hausärzte, lehnt das kategorisch ab: „Ich werde mich nicht daran beteiligen.“ Das Vorgehen der KVNO irritiere ihn doch sehr, sagt Breimann. „Momentan haben wir einen Mangel an Impfstoffen. Aber gerade deswegen müssen wir darauf achten, dass wir uns nicht erpressbar machen. Da können ja Dämme brechen“, erinnert Breimann an die Zeit, als Masken und Schutzausrüstung aufgrund der Mangellage nur zu überteuerten Preisen erhältlich waren. „Das sind die Gesetze des Marktes. Das kann auch mit den Impfstoffen passieren.“

Impfstoff zu verlosen findet Breimann „makaber“. „Wenn nun ein schwer kranker Patient zu ihnen kommt und geimpft werden möchte, dann müssen ihm sie als Arzt dann sagen, tut mit leid, ich kann sie nicht impfen, weil ich bei der Verlosung verloren habe.“ Diese Vorstellung allein ist für Breimann höchst befremdlich. Dass die Situation schwierig ist, gibt der Arzt unumwunden zu: „Aber wenn man nur eine begrenzte Menge an Impfstoff hat, dann sollen doch in der Zeit bis ein flächendeckende Impfung in den Praxen möglich ist, die Impfzentren den Stoff weiter verabreichen.“

Am Montagnachmittag allerdings hat die Bundesregierung auf Empfehlung der Paul-Ehrlich-Instituts die Impfungen mit AstraZeneca ausgesetzt. Ob die Verlosung dennoch laufen wird, ist noch ungeklärt.