172 Praxen in Duisburg haben ihre Bereitschaft erklärt, gegen Corona zu impfen. Viele Ärzte fordern aber ein unbürokratisches Vorgehen.
Große Hoffnungen und hohe Erwartungen geweckt hat der Bund-Länder-Beschluss vom 3. März, Ende März, Anfang April die niedergelassenen Ärzte in die Impfstrategie einzubinden. Und das nicht nur in der Bevölkerung. Vorsorglich hatte die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) bereits vom 11. bis zum 28. Februar die niedergelassenen Haus- und Fachärzte im Rheinland online nach ihrer Bereitschaft gefragt, in ihren Praxen gegen Corona zu impfen. Denn laut KVNO basiert das Impfen in den Praxen auf freiwilliger Basis. Die Ergebnisse sind ermutigend, auch in Duisburg.
Viele Ärzte sind hochmotiviert
Wie die KVNO auf Anfrage der Redaktion mitteilt, beteiligten sich von den 386 in Duisburg registrierten vertragsärztlichen Praxen 179 an der Umfrage. 172 davon gaben an, grundsätzlich in ihren Räumen impfen zu wollen und zu können. Dazu erklärt die KVNO, dass auch bei Praxen, die sich nicht an der Umfrage beteiligt haben, durchaus eine Impfbereitschaft vorhanden sein könne.
Doch die erste Euphorie über diese Einbindung in die Nationale Impfstrategie hat inzwischen bei den niedergelassenen Ärzten einen Dämpfer bekommen, wie Dr. Eugen Breimann, Sprecher der Duisburger Hausärzte, gegenüber dieser Zeitung berichtet. „Wir sehen ja, dass die Impfzentren, die eine gute Arbeit machen, nicht in der Lage sind, solche Massen zu impfen, wie es notwendig wäre.“ Deshalb seien sich die meisten Ärzte ihrer Verantwortung in diesem Zusammenhang bewusst. „Wir sind in einem Höchstmaß motiviert, mit dieser verdammten Krankheit fertig zu werden“, betont Breimann. „Aber diese Motivation ist seit Anfang dieser Woche deutlich gesunken.“
Mediziner befürchten zu viel Bürokratie
Schuld daran seien die bürokratischen Hürden, die die Mediziner befürchten, angesichts der bestehenden Forderungen im Zusammenhang mit den kostenlosen Corona-Schnelltests, die Menschen ohne Symptome einmal pro Woche auch bei niedergelassenen Ärzten ermöglicht werden sollen. „Es scheint sich wieder abzuzeichnen, dass wir mit einem hohen Bürokratieaufwand konfrontiert werden“, befürchtet Allgemein- und Palliativmediziner Breimann mit Blick auf die geforderte Dokumentation für die Tests. Für die müssten die Ärzte nicht nur eine bestimmte Anzahl von Stunden in der Woche anbieten, sondern auch noch an den Wochenenden. „Da bleibt wenig Zeit für die eigenen Patienten“, sagt Breimann.
Unkompliziertes Vorgehen
Ähnliches würden seine Kolleginnen und Kollegen auch im Zusammenhang mit den Impfungen befürchten, wobei die genaue Vorgehensweise da noch nicht bekannt sei. „Es muss auf jeden Fall unkompliziert vorgehen“, fordert Breimann für die niedergelassenen Ärzte. „In der Grippesaison impfe ich in meiner Praxis jedes Jahr 800 bis 1000 Patienten in sechs Wochen. Ohne zuviel Bürokratie ginge das mit dem Corona-Impfungen auch.“ Wenn man das einmal hochrechnen würde auf die entsprechenden Praxen in der Bundesrepublik, wäre die erwünschte Immunisierung der Bevölkerung viel schneller erreicht, ist sich Breimann sicher.
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In dieser Hinsicht plädiert der Sprecher der Duisburger Hausärzte auch dafür, sich „nicht sklavisch“ an die Priorisierung zu halten, sondern flexibler vorzugehen: „Wo Impfstoff da ist, muss er verabreicht werden. Und bevor Impfstoff weggeworfen wird, gehört er in jeden Arm.“
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Rückendeckung für ihr Anliegen, möglichst unbürokratisch in die Impfstrategie eingebunden zu werden, bekommen die niedergelassenen Ärzte nun scheinbar von der KVNO. Die vermeldete gestern, dass sie „ausdrücklich“ die Strategie des Bundesgesundheitsministeriums unterstütze für das breitaufgestellte Impfen in den Arztpraxen ab April: „Danach soll die Menge der pro Woche verfügbaren Impfstoffe zu einem bestimmten Teil an die Impfzentren gehen und der weitere verfügbare Impfstoff in Gänze an die Arztpraxen ausgeliefert werden. Diese Belieferung soll -- wie bei normalen Grippeimpfungen auch -- über die Apotheken und den pharmazeutischen Großhandel laufen. Der bürokratische Aufwand für die Praxen soll durch die gewohnten Bestell- und Abrechnungswege so gering wie möglich gehalten werden.“