Duisburg. Startport hat sich als Inkubator für Startups etabliert. So profitieren junge Gründer aus Duisburg von der Unterstützung der Duisport-Tochter.

Mit seiner Gründerplattform Startport holt sich die Hafengesellschaft Duisport frisches Wissen und neue Ideen ins Unternehmen. Im Gegenzug erhalten die Startup-Gründer ein Jahr lang Unterstützung bei Gründung und Aufbau ihrer Unternehmen, profitieren von Kontakten zum Unternehmensnetzwerk, das Startport trägt und unterstützt. Gapcharge und Next Level Lab sind zwei Duisburger Startups, die den Hafen-Accelerator mit Sitz im Innenhafen als Startrampe in eine erfolgreiche Zukunft nutzen.

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Kabellose Ladelösungen über Induktion – Handynutzer kennen sie von Ladeschalen für ihre Geräte – entwickelt Gapcharge für Autos und Logistikfahrzeuge. Stefan Sommer, Dr. Florian Knobbe, Felix Fröhlich, Gregor Szybisty und Praded Dongare sind Automotive-, Elektrotechnik- und Wirtschafts-Ingenieure sowie Informatiker, ausgebildet an der Uni Duisburg-Essen (UDE), der Hochschule Niederrhein und der RWTH Aachen. Zusammengefunden haben sie im Forschungsprojekt Talako – dort wird die Ausstattung von Taxis und Taxiständen mit induktiver Ladetechnologie erprobt.

Anstoß zur Gapcharge-Gründung kam vom Lehrstuhl der Universität Duisburg-Essen

In der 5. und 6. Etage der Werhahnmühle im Duisburger Innenhafen fördert Startport, der Startup-Inkubator von Duisport, junge Unternehmen.
In der 5. und 6. Etage der Werhahnmühle im Duisburger Innenhafen fördert Startport, der Startup-Inkubator von Duisport, junge Unternehmen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Ende 2019 haben wir begonnen“, berichtet Florian Knobbe, der bei Prof. Dr. Heike Proff am UDE-Lehrstuhl für BWL und Internationales Automobilmanagement soeben seine Promotion beendet hat. Proff habe die Idee, das Projekt in einer GmbH weiterzuentwickeln, „maßgeblich getrieben“. Büros und Labore der Uni können die Gründer dazu weiterhin nutzen.

Dinslakener E-Roller-Hersteller Erler Mobile ist Pilotkunde für das Startup

Mit dem Dinslakener E-Roller-Hersteller Erler Mobile gibt es einen ersten Kunden – für ihn entwickelt das Team induktive Ladestationen an den Sammelpunkten der Fahrzeuge. Die Erfahrungen mit dem Pilotkunden sollen Grundlage sein für weitere Entwicklungen für die Logistikbranche.

„Auch Hubwagen, Stapler und Ameisen könnte man so laden“, sagt Knobbe. Das physikalische Grundprinzip – die Übertragung von Strom über ein magnetisches Feld – sei seit 100 Jahren bekannt. „Aber weil die Komponenten immer noch teuer sind, kosten Ladestationen noch zwischen 1000 und 3000 Euro. Durch die Verwendung von standardisierten Bauteilen bieten wir Lösungen ab 600 Euro an.“ Der Vorteil: Es braucht weder Stecker noch Kabel, die induktive Ladung schont zudem die Batterien.

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„Digital Logistic Award“ bestätigt den Weg von Gapcharge

„Die Arbeit zusätzlich zum Lehrstuhl, das war eine große Hürde“, sagt Stefan Sommer, Co-Gründer von Gapcharge. „Auch der eine oder andere private Euro musste fließen.“ Doch die Investition zahlte sich bisher aus. Seit einem Jahr wird das junge Unternehmen nun von Startup-Transfer NRW unterstützt, seit April 2020 ist Gapcharge im vierten Startport-Jahrgang dabei, „Wir spüren wachsende Unterstützung“, stellt Sommer fest.

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„Ich würde mir wünschen, dass die Uni ihre Aktivitäten für Gründer verstärkt“, sagt der 31-Jährige, „dort fehlte bislang ein zentraler Ansprechpartner“. Lob gibt’s für Startport, für Unterstützung bei Steuerfragen, Marketing und die nächste Finanzierungsrunde, die für Gapcharge im Herbst ansteht. „Da sind die Investorentage sehr hilfreich. „Startups müssen die Gelegenheit haben, sich zu präsentieren“, betont Stefan Sommer, „das ist der Schlüssel zum Erfolg“. Eine solche Gelegenheit war der mit 15.000 Euro dotierte „Digital Logistic Award“, den das Duisburger Startup im vergangenen Herbst gewann. „Das gibt Reichweite, wir haben viele Anfragen aus dem Mittelstand bekommen.“

Kai Biefang, David Kajkowski und Maximilian Schäfer (v.l.n.r.) vom Startup Next Level Lab haben die Plattform Doqpal für 3D-gestützte Dokumentationen von Maschinen und Anlagen entwickelt.
Kai Biefang, David Kajkowski und Maximilian Schäfer (v.l.n.r.) vom Startup Next Level Lab haben die Plattform Doqpal für 3D-gestützte Dokumentationen von Maschinen und Anlagen entwickelt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Next Level Lab nutzt CAD-Daten für 3D-gestützte Modelle von Anlagen

Noch während ihres Studiums an der Uni Duisburg-Essen haben Maximilian Schäfer, David Kajkowski (beide Maschinenbau) und Kai Biefang (Kognitions- und Medienwissenschaften) Next Level Lab gegründet und sind nun im fünften Startport-Jahrgang dabei. Das Trio hat die Dokumentationsplattform „Doqpal“ entwickelt. Mit ihrer Hilfe können interaktive und 3D-gestützte Dokumentationen von Maschinen und Anlagen in der Cloud verwaltet und für den praktischen Einsatz bereitgestellt werden. Potenzielle Kunden sind Hersteller und Betreiber der Maschinen. Das Ziel: Reparaturen vereinfachen und durch Standzeiten verursachte Verluste minimieren.

Hamborner Satellitenanlagen-Hersteller Vertex ist Pilotkunde des Startups

„Jeder hat CAD-Daten, aber sie bleiben oft ungenutztes Wissen, weil sie nicht so einfach für 3D-Modelle zu verwenden sind“, erläutert Maximilian Schäfer die Idee. Auf Doqpal wird aus den hochgeladenen Konstruktionsdaten ein virtuelles Modell, das mit einer Datenbrille „begehbar“ wird. So lassen sich Schäden lokalisieren, Baugruppen auseinandernehmen, Reparaturen genau planen. „Wir ermöglichen Firmen, das eigenständig zu machen, ohne Entwickler zu engagieren“, erklärt David Kajkowski.

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Erster Pilotkunde ist die Hamborner Vertex, mit dem Hersteller von Satellitenanlagen wollen die Gründer „die optimale Lösung entwickeln“. Derzeit sichern das Gründerstipendium NRW und das Honorar für den über die Uni vermittelten ersten Auftrag die Finanzierung der Startphase. Weiteren Rückenwind erwartet Co-Gründer Kai Biefang durch die Startport-Förderung: „Wir erhoffen uns neue Kontakte, wollen vom Netzwerk profitieren und freuen uns auf einen Maker-Spirit, der Spaß macht.“

>>GAPCHARGE, NEXT LEVEL LAB, STARTPORT: KONTAKT UND INFO

  • Sitz der Startport GmbH ist die Werhahnmühle am Philosophenweg 31-33 im Duisburger Innenhafen. In der 5. und 6. Etage bietet die Innovationsplattform der Duisburger Hafen AG seit 2018 auf 850 Quadratmetern Büroflächen und Arbeitsplätze für Startups sowie Konferenzräume verschiedener Größen.
  • Im März 2018 zogen die ersten fünf Startups ein, im fünften Jahrgang, der am 1. Februar gestartet ist, werden 30 junge Unternehmen ein Jahr lang unterstützt. Info: www.startport.net
  • Alle weiteren Informationen zu Gapcharge gibt es unter www.gapcharge.com, zu Next Level Lab unter: www.next-level-lab.com und www.doqpal.com