Duisburg. Mehr als 2800 Mitarbeiter zählt Siemens in Duisburg. Noch: 369 Stellen sind in Gefahr. Ausbildung soll verlagert werden, auch hier droht Abbau.
369. So viele Stühle standen am Montagmorgen entlang der Straße vor dem Duisburger Firmensitz der Siemens Energy AG. Denn: So viele Stellen sollen in Duisburg wegfallen. Das will der Betriebsrat verhindern. Am Donnerstag beginnen die Verhandlungen für die Mitarbeiter des Hochfelder Standorts.
Vor rund 300 Mitarbeitern erläutert die Betriebsratsvorsitzende Nadine Florian am Montagmorgen die Pläne der Gewerkschaft für die Verhandlungen mit Siemens Energy. Ziel sei, für den Duisburger Standort von der Zahl 369 runter zu kommen. Dazu seien auch Vorschläge aus dem Kreis der Mitarbeiter gefragt. Florian: „Wir brauchen Alternativvorschläge, benötigen eure Expertise, wollen mit guten Argumenten in die Verhandlungen gehen.“
Siemens Energy will Arbeitsplätze in Duisburg sozialverträglich abbauen
Auch wenn Siemens Energy den Arbeitsplatzabbau durch freiwilliges oder altersbedingtes Ausscheiden sozialverträglich gestalten will, ist das – zumal in der vorgesehenen Größenordnung – für Florian keine Option: „Wir wollen möglichst viele Arbeitsplätze erhalten.“ Es gehe um Maßnahmen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Siemens-Standorts in Deutschland.
Bei der „Zukunftsvereinbarung 2030“ steht aus Sicht der Arbeitnehmervertreter vordringlich der Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze im Fokus. In dem Zusammenhang will man auch eigene Vorschläge auf den Tisch legen.
Siemens will die Ausbildung von Duisburg nach Mülheim verlegen
Ein Thema: Der Nachwuchs. Die Siemens-Auszubildenden demonstrierten am Montag dafür, dass ihre Ausbildungsplätze erhalten bleiben. Derzeit werden rund 150 junge Mitarbeiter in Hochfeld ausgebildet. Deren Sorgen, dass das bald nicht mehr so sein wird, sind durchaus berechtigt, wie Nadine Florian erläuterte: „Die Ausbildung soll komplett nach Mülheim verlagert werden, vermutlich verbunden mit einem Abbau.“
3000 der 23.000 Arbeitsplätze in Deutschland will Siemens Energy abbauen. Das entspricht 13 Prozent – umgerechnet auf den Duisburger Standort mit seinen mehr als 2800 Beschäftigten würde das 369 Stellen kosten. Nadine Florian kritisiert das: „Wir hören immer wieder von den Arbeitgebern, personell zu stark aufgestellt zu sein. Viele Bereiche sind in der Vergangenheit bereits ausgegliedert worden, jetzt sollen schon wieder quer durch alle Gliederungen Arbeitsplätze wegfallen.“
Susanne Kim von der Duisburger IG Metall macht deutlich, wie brisant die Lage für die Mitarbeiter von Siemens Energy ist: „Weltweit sollen 7800 Arbeitsplätze abgebaut werden, 3000 in Deutschland. Davon allein 40 Prozent an den Standorten in Nordrhein-Westfalen.“ Sie ergänzt: „Gut bezahlte Industriearbeitsplätze sollen abgebaut werden. In einer modernen Gesellschaft kann das keine Lösung sein.“
>> SIEMENS ENERGY AG: FÜHREND IM BEREICH ENERGIETECHNOLOGIE
Die Siemens Energy AG mit Sitz in München gehört zu den weltweit führenden Unternehmen der Energietechnologie.
Siemens Energy entstand im Jahr 2020 durch Abspaltung von der Siemens AG.
Das Unternehmen ist im Bereich der Energieerzeugung, der Energieübertragung sowie im Bereich der konventionellen und erneuerbaren Energien tätig.
Weltweit sind rund 92.000 Mitarbeiter beschäftigt.