Duisburg. Die Stadt Duisburg bietet über eine neue Software Restimpfstoff per SMS an. Wie die „Impfbrücke“ funktioniert und wer von dem System profitiert.

Manuel Hüttel ist in diesen Tagen ein gefragter Gesprächspartner. Über 30 Interviewwünsche von Medien hat der 31-jährige Kölner bisher gezählt. In der Corona-Krise ist das Interesse an der Software groß, die er zusammen mit seinem Studienfreund und Geschäftspartner Pirmin Straub (35) sowie drei weiteren Mitstreitern erst kürzlich innerhalb von drei Wochen entwickelt hat. Duisburg nutzt diese sogenannte „Impfbrücke“ als bisher einzige Stadt seit rund 14 Tagen in ihrem Impfzentrum im Theater am Marientor, um Restimpfstoff nicht verfallen zu lassen, sondern priorisierten Personen per SMS anbieten zu können. Zuerst hatte der „Kölner Stadtanzeiger“ darüber berichtet. Hüttel vom Kölner Unternehmen LIT Labs erklärt, wie das System funktioniert.

„Die ,Impfbrücke’ ist erst einmal eine Webseite“, so der Software-Entwickler. „Dort hat die Stadt Duisburg eine Liste mit den Personen hinterlegt, denen Restimpfstoff angeboten werden sollen. Diese Liste kann laufend aktualisiert werden.“ Nach Angaben der Stadtsprecherin Anja Kopka handelt es sich primär um medizinisches Personal.

Neue Software: Stadt Duisburg bietet Restimpfstoff per SMS an

„Wenn die Mitarbeiter im Impfzentrum wissen, wie viele Impfdosen übrig geblieben sind, können sie sich über ein geschütztes Passwort auf die Webseite einloggen und den Prozess per Knopfdruck starten“, erklärt Hüttel. „Dann wählt das System über einen Algorithmus die entsprechende Zahl an priorisierten Personen auf der Liste nach dem Zufallsprinzip aus und verschickt an sie automatisch eine Nachricht aufs Handy.

Wer zuerst per SMS bestätigt, in einer vorgeschriebenen Zeit im Impfzentrum sein zu können, bekomme den Zuschlag und wird darüber auch noch mal informiert. „In der Regel antworten die Leute innerhalb von 20 Minuten“, berichtet Hüttel über die ersten Erfahrungen aus Duisburg. „Wenn sich genügend Personen zurückgemeldet haben, bekommen alle anderen eine Nachricht, dass es diesmal nicht geklappt hat, sie aber weiter auf der Liste stehen. Wenn es nach 30 Minuten keine oder noch nicht ausreichende Rückmeldungen gegeben hat, werden wieder automatisch SMS an weitere, zufällig ausgewählte und priorisierte Impfberechtigte aus der Liste verschickt.“

Angebot per SMS: Täglich werden so 15 Restimpfdosen verimpft

Wie viele auf der Liste stehen, konnte Stadtsprecherin Anja Kopka nicht sagen. Durch die Software sei es bisher aber immer gelungen, rechtzeitig die notwendigen Personen zu erreichen und anfangs 45 sowie aktuell täglich 15 Restimpfdosen noch zu verimpfen. Sie betont, dass es sich ausschließlich um Personen handelt, die nach der aktuell zugelassenen Prioritätengruppe nach der Corona-Impfverordnung zur Impfung zugelassen sind. Diese seien vorab von der Stadt informiert worden. Eine Registrierung oder Berücksichtigung von Interessenten außerhalb der priorisierten Gruppe hierfür sei nicht möglich.

Die Diskussion um Restimpfdosen hat seit einiger Zeit nach bundesweiten Meldungen von „Impfvordränglern“ aus noch nicht priorisierten Gruppen eine besondere Brisanz bekommen. Nach Angaben der Stadtsprecherin habe sich Oberbürgermeister Sören Link persönlich für ein klares und funktionierendes System in Duisburg stark gemacht.

Sponsoren waren von der Idee begeistert

Die Feuerwehr sei daraufhin auf die Software von LIT Labs gestoßen. „Eine Freundin arbeitet für das Impfzentrum in Duisburg“, sagt Hüttel: „So ist der Kontakt zustande gekommen.“

Die Software soll, so der 31-Jährige, dazu beitragen, den Impfstoff schnell und effektiv an die Frau und den Mann zu bringen. „Wir wollen damit einfach helfen und haben zum Glück Sponsoren gefunden, die von der Idee sofort begeistert waren“, sagt Hüttel. „Die Software steht der Stadt Duisburg in der aktuellen Pilotphase kostenlos zur Verfügung.“ Anfragen aus weiteren Städten gebe es bisher noch nicht.

>> Start-up-Unternehmen LIT Labs vor anderthalb Jahren gegründet

• Manuel Hüttel hat mit seinem Kölner Studienfreund Pirmin Straub vor anderthalb Jahren das Software-Start-up-Unternehmen LIT Labs gegründet.

• Geld verdienen die beiden nach eigenen Angaben mit einer Software, die Farbkorrekturen bei Filmen und Fotos ermöglicht.