Duisburg. Der Lockdown geht im Handel in die ungewisse Verlängerung. Zukunftsperspektiven fehlen und die Stimmung bei Duisburger Händlern “schlägt um“.

Der Einzelhandel in Duisburg muss in die Lockdown-Verlängerung. Statt wie erhofft am 11. Januar wieder öffnen zu dürfen, sollen viele Geschäfte – mindestens – bis Ende Januar geschlossen bleiben. Die Sorge der Händler ist groß – selbst bei jenen, die derzeit entlang der Königstraße öffnen dürfen.

"Wir haben auf, um zu überleben", sagt Cornelius van der Star. Der Niederländer betreibt in Duisburg drei Blumenläden. Von einer Ladenschließung ist der Florist zwar nicht betroffen, von ausbleibenden Kunden aber schon. Umliegende Geschäfte sind geschlossen, das spüre der Geschäftsführer auch in seiner Kasse. Er hofft deshalb, dass der Handel bald wieder aus seinem künstlichen Winterschlaf geweckt wird.

Handel in Duisburg: fehlende Perspektive und Existenznot

Bis dahin heißt es, die Zeit zu überbrücken. Die Öffnungszeiten wurden angepasst, so schließen die Filialen an Kuh- und Königstraße bereits um 16 Uhr und damit zwei Stunden früher als gewohnt. Anders sei es nicht wirtschaftlich. Ebenso eine Reduzierung von Amaryllis, Tulpen und Co.: "Wir bestellen weniger Blumen und gehen kein Risiko ein." Aber er öffnet, erklärt er, auch weil der Florist seine Stammkunden nicht an Supermärkte verlieren möchte, die auch Schnittblumen verkaufen.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Den Lockdown einfach zu verlängern und keinerlei Perspektive oder Pläne für eine Wiedereröffnung der Geschäfte zu präsentieren, ist aus Sicht des Handelsverband Niederrhein "eine Katastrophe": "Wir haben dramatische Einbußen und sind an einem Punkt, wo Insolvenzen drohen", sagt Geschäftsführerin Doris Lewitzky. Gerade der Textil- und Schuhhandel leide unter der Schließung mitten im wichtigen Winterschlussverkauf.

Winterschlussverkauf: Unverkaufte Modelartikel sorgen für Warenlawine

Das führt auch zu einem gewaltigen Warenproblem, so die Expertin. Laut Schätzungen der bundesweiten Handelsverbände Textil, Schuhe und Lederwaren wird sich im stationären Handel bis Ende Januar eine riesige Lawine von einer halben Milliarde unverkaufter Modeartikel auftürmen. Durch den Preisverfall der Ware am Saisonende sei diese Einbuße nicht mehr einzuholen. Das schwedische Textilunternehmen H&M, das eine Filiale im Forum betreibt, wollte sich auf Anfrage der Redaktion nicht zum Thema Warenstau und Umsatz äußern. Stillschweigen und Abwarten, so die Devise der Pressestelle.

Eine Einstellung, die nicht alle Gewerbetreibende teilen. "Die Stimmung im Handel schlägt um", registriert Lewitzky. Weg vom Zweckoptimismus hin zu blanker Existenznot. Unter dem Schlagwort #Wirmachenauf kursierten beispielsweise in sozialen Medien Aufrufe an Händler, ihre Betriebe trotz des verlängerten Lockdowns wieder zu öffnen. Stadt Duisburg und Ordnungsamt hatten deshalb auch Kontrollen angekündigt.

Handel nur ein "Bauernopfer" der Politik?

Viele Händler sähen sich mittlerweile auch als "Bauernopfer" für ausbleibende Erfolge der Politik bei der Pandemie-Bekämpfung, so der Handelsverband, schließlich habe es im Handel und der Belegschaft keine nennenswerten Infizierungen gegeben. Von der Politik fordert der Interessenverband des Handels klare Aussagen, unter welchen Bedingungen die Geschäfte den Betrieb wieder aufnehmen können. Die Perspektivlosigkeit müsse enden, damit Waren bestellt und Marketingmaßnahmen geplant werden können. Auch auf die Personalplanung habe die ungewisse Situation Auswirkungen.

[Weitere Nachrichten aus Duisburg lesen Sie hier.]

Hinzu kommen fehlende staatliche Hilfen. Anders als die Gastronomie, so Lewitzky, sei der Handel von der Novemberhilfe ausgeschlossen. Überbrückungshilfen seien nicht ausreichend. Die Handelsexpertin rechnet vor: Der Einzelhandel erhielt im vergangenen Jahr 2020 Überbrückungshilfen in Höhe von insgesamt 90 Millionen Euro. Der vom Lockdown betroffene Nonfood-Handel aber verzeichnete laut Aussage des Handelsverbandes im selben Zeitraum 36 Milliarden Euro Umsatzminus durch die Pandemie und die damit verbundenen Schließungen. Die staatlichen Hilfen würden dabei nicht einmal annähernd für die Begleichung der Fixkosten reichen.

Warenabholung als kleine Hoffnung

In der Innenstadt geht für die Geschäfte der Überlebenskampf weiter. Wer nicht öffnen darf, so wie etwa die spanische Modekette Zara, bietet Warenabholung an. Auch inhabergeführte Läden gehen diesen Weg, etwa der Knüllermarkt oder der Spielfachhandel Roskothen. "Kleine Einnahmequellen", so Lewitzky, die das Überleben der Händler garantieren sollen.

Im Einkaufszentrum Forum haben 19 Geschäfte geöffnet oder bieten die Abholung per ‘Click & Collect’ an (siehe Infobox). Schwere Zeiten aber selbst für jene Händler: So berichtet die Geschäftsführerin der Kamps-Filiale im Untergeschoss von 60 Prozent Umsatzeinbußen. Ohne Bürogeschäft und Laufkundschaft im Center werden derzeit deutlich weniger Brötchen gebacken.

Diese Geschäfte im Einkaufszentrum Forum haben geöffnet:

• Optiker Apollo und eyes + more, Discounter Aldi, Drogerie dm, Fotostudie Picture People, Telekom Shop, Oil & Vinegar, Tabak & Co.

• Im Food-Corner geöffnet haben: Schlemmer Kebap, Subway, 2Asia-food und Thai Grill

• Click & Collect gibt es bei folgenden Läden: Zara, Mayersche Buchhandlung, Saturn, Rituals, Douglas und Karstadt