Duisburg. Veterinäramt und Tierretter haben in Duisburg 70 Hamster aus schlechter Haltung gerettet. Zuvor kursierten erschreckende Anzeigen im Internet.

Veterinäramt und Tierretter haben in Duisburg etwa 70 Hamster aus nicht artgerechter Haltung gerettet. Gehalten wurden die überwiegend solitär lebenden Nager in größeren Gruppen. Viele der Hamster sollen deshalb Bisswunden haben oder hochträchtig sein.

Die Haltung der dämmerungsaktiven Nager sei in dem Walsumer Haushalt völlig „eskaliert“, erklärt Amyra Schmitt von der privaten Pflegestelle Hamster-Rettung mit Herz. Die junge Frau aus Werl war mit einer Kollegin der Hamsterpflegestelle Essen-Ruhrhalbinsel an dem Einsatz beteiligt.

„Es hat fürchterlich gestunken“: Hamster lebten in umgebauten Küchenschränken

Nach Hinweisen auf einem Anzeigenportal sind sie zur genannten Adresse gefahren. „Wir haben auf uns Aufmerksam gemacht, uns durchs Gebäude geklingelt und mit Nachbarn gesprochen.“ Dann sollen sie an der Wohnungstür des Tierbesitzers gewartet haben, der sich dann aber äußerst kooperativ zeigte: „Sie waren freundlich und haben sich direkt helfen lassen.“

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Das volle Ausmaß des Tierschutzfalles wird den beiden erst in der Wohnung sichtbar: Die Hamster wurden zum Teil in umgebauten Küchenschränken gehalten, die Käfige sollen nicht gereinigt worden sein. „Es hat fürchterlich gestunken.“ Einige Tiere waren sichtbar krank.

Ein Fall von „Animal Hoarding“

Der Besitzer habe den Überblick über seinen Tierbestand verloren, die Tiere vermehrt, wohl auch mit der Absicht, sie im Internet zu verkaufen. Die vorgefundenen Zustände seien typisch bei Fällen von „Animal Hoarding“, erklärt Schmitt. Mit dem englischen Begriff wird das Horten von Tieren umschrieben.

Einige der geretteten Tiere. Über die privaten Pflegestellen suchen die Hamster ein neues Zuhause.
Einige der geretteten Tiere. Über die privaten Pflegestellen suchen die Hamster ein neues Zuhause. © Hamster-Rettung mit Herz | Amyra Schmitt

Bei dem Phänomen halten Menschen Tiere in einer großen Anzahl, können sie aber nicht mehr angemessen versorgen. Es fehlt an Futter, Hygiene oder Pflege. Der Halter ist jedoch nur eingeschränkt in der Lage zu erkennen, dass es den Tieren in seiner Obhut schlecht geht.

Es kursierten Anzeigen auf Ebay Kleinanzeigen – Stadt reagierte im Februar

Seit Dezember kursierten wirre und erschreckende Annoncen aus Walsum auf dem Anzeigenportal Ebay Kleinanzeigen. Neben Verkaufsanzeigen zu Hamstern gab es auch solche, die auf die schlechten Haltungszustände hingewiesen haben. So wurde etwa behauptet, dass Nagetiere wie Hamster, Ratten und Meerschweinchen in einem Auto auf dem Hof gehalten werden. Wer Urheber der Anzeigen war, die auch zu Belästigungen und Bedrohungen des Tierhalters geführt haben sollen, ist nicht klar.

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Wie die Stadt aber auf Nachfrage mitteilt, gab es eine erste konkrete Beschwerde über den Tierhalter Ende Dezember 2020 beim städtischen Veterinäramt. „Es folgten eigene Recherchen, worauf Mitte Februar eine Kontrolle durch das Veterinäramt mit Unterstützung durch das Bürger- und Ordnungsamt durchgeführt wurde.“ Bei dieser Kontrolle wurden 16 Hamster durch das Veterinäramt sichergestellt, weil die Hamster in „nicht tierschutzgerechten Behältnissen gehalten“ wurden.

Zuvor hatten die Pflegestellen aus Werl und Essen 52 Hamster und zwei Kaninchen in ihre Obhut gebracht. Drei der hochträchtigen Goldhamster haben bereits Welpen bekommen. Nach einer Quarantänephase sollen die Tiere in die Vermittlung gehen. Bis der Sachverhalt vollständig geklärt ist, verbleiben die weiteren Hamster, die das Veterinäramt beschlagnahmt hat, im städtischen Tierheim, klärt ein Stadtsprecher auf.

>> HAMSTER & CORONA

• Die Corona-Krise und die damit verbundene vermehrte Zeit hat die Nachfrage nach Hamstern massiv in die Höhe schnellen lassen. So berichtete etwa Zoo Zajac von 84 Hamstern, die sie im Februar innerhalb von zwei Tagen verkauft haben. Vor Corona waren es zehn bis 15 Tiere in der Woche.

• Mit ihrem niedlichen Aussehen begeistern Hamster – Kuscheltiere sind sie jedoch keineswegs . Aufgrund ihrer Nachtaktivität sind sie für das Kinderzimmer eher nicht geeignet. Tagsüber verkriechen sie sich in sicheren Verstecken. Die Lebensdauer beträgt etwa zwei bis drei Jahre.