Duisburg. Zoo Zajac verkauft aktuell deutlich mehr Tiere. Hunde und Katzen schnell ausverkauft. Tierschützer sind besorgt. So reagiert Norbert Zajac.

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Die Corona-Krise und die damit verbundene vermehrte Zeit hat die Nachfrage nach Heimtieren massiv in die Höhe schnellen lassen. Die Tierrechtsorganisation Peta hat die Entwicklung zum Anlass genommen, vor der größten Zoohandlung der Welt zu demonstrieren – in Neumühl vor Zoo Zajac.

Im strömenden Regen stehen am Dienstagmittag etwa zehn Aktivisten mit Hamster-, Hund-, und Katzenmasken sowie Schildern mit Protestbotschaften am Konrad-Adenauer-Ring und sprechen sich gegen das „Verramschen“ von Tieren aus. „Zu Corona-Zeiten sind fühlende Lebewesen zur Massenware verkommen“, kritisiert Jens Voigt, Aktionskoordinator.

Zoo Zajac: Weniger Kunden, mehr Umsatz und mehr Tierverkäufe

Das Zoohandelsgeschäft verkaufe derzeit mehr Tiere als je zuvor – und das, obwohl „Tiere in Tierheimen sehnsüchtig auf ein liebevolles Zuhause warten.“ Die Tierrechtler befürchten, dass die Zahl der Abgabetiere nach Corona ansteigt. „Oft machen sich potenzielle Käufer vor der Aufnahme nicht ausreichend Gedanken über das Tier und seine Bedürfnisse.“

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Dass Norbert Zajac ein Gewinner der Corona-Krise ist, daraus macht der Betreiber des Zoogeschäfts keinen Hehl. Ebenso aus seiner Abneigung gegen die Tierrechtler von Peta. „Die Tiere stehen bei mir an erster Stelle.“ Davon könnten sich, so wie regelmäßig das Veterinäramt, auch die Aktivisten im Laden überzeugen.

Norbert Zajac zu Tierverkäufen: „Viele Kunden lehnen wir ab“

Zajac versammelt in seinem Geschäft nach eigenen Angaben 3000 Tierarten und mehr als 200.000 Tiere. Zum Vergleich: Im Zoo Duisburg leben 9400 Tiere aus 406 Arten. Während Corona sei die Zahl der Kunden zwar zurückgegangen, doch der Umsatz pro Einkauf deutlich gestiegen. Statt 10.000 bis 14.000 Besucher an einem Samstag vor Corona seien es derzeit an Spitzentagen 5600 Kunden.

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Viel häufiger komme aber nun nicht nur Tierbedarf, sondern auch Hamster, Wellensittich und Co. in den Einkaufswagen. „An zwei Tagen haben wir zuletzt 84 Hamster verkauft“, sagt Zajac. Vor Corona waren es zehn bis 15 Tiere in der Woche. Zajac widerspricht den Tierrechtlern, wenn es heißt, seine Tiere würden verramscht werden. „Viele Kunden lehnen wir ab.“

Hundewelpen für 1999 Euro in wenigen Stunden vergriffen

Alle Mitarbeiter hätten die Berechtigung, Verkaufsgespräche zu beenden. „Einen Goldhamster als Spielzeug für ein Kind kaufen? Das geht gar nicht“, so Zajac. Auch bei Reptilien wie Schlangen werde die Fachkunde überprüft. Gleiches gilt für den Verkauf von Hundewelpen: Die ganze Familie müsse anwesend sein, Chemie zwischen Menschen und Hund im Begegnungszimmer passen. Sei das nicht der Fall, gebe es auch keinen tierischen Familienzuwachs, erklärt der Inhaber.

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Am Dienstag sind auch bei Zoo Zajac alle Welpengehege leer. Ein Wurf warte aber in der Quarantäne auf den Verkaufsstart. Es werde am Samstag, so prognostiziert Zajac, nur wenige Stunden dauern, bis die sieben Mops-Chihuahua-Mischlinge für einen Preis von je 1999 Euro den Besitzer wechseln.

Hunde: Nachfrage massiv gestiegen – illegaler Welpenhandel wächst

Die gestiegene Nachfrage nach Hundewelpen in Zeiten von Corona beobachtet der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) mit Sorge. „Unsere Züchter sind nicht mehr in der Lage, alle Anfragen zu beantworten“, so Udo Kopernik, Sprecher des VDH. Auf einen Labrador-Wurf kämen derzeit etwa 120 Kaufwünsche. Das sei deshalb problematisch, weil die starke Nachfrage nicht mehr nur mit seriösen Anbietern bedient werden könne. „Der illegale Welpenhandel ist sehr aktiv.“

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Allein zwischen Januar und Oktober 2020 wurden dem Deutschen Tierschutzbund 75 Fälle von illegalem Heimtierhandel bekannt. 818 Tiere waren betroffen. In diesen zehn Monaten wurde die Gesamtzahl des Vorjahres bereits übertroffen. „Täglich erreichen uns verzweifelte Anrufe von Menschen, die einen Welpen aus dubioser Quelle gekauft haben“, erklärt eine Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes.

Die Pandemie, so der Deutsche Tierschutzbund, dürfe nicht dazu verleiten, sich leichtfertig ein Tier anzuschaffen. „Tiere bringen Freude, Zuneigung und bieten Ablenkung und Beschäftigung. Dinge, nach denen sich viele gerade sehnen“, sagt eine Sprecherin verständnisvoll. Doch auch nach Lockdown und Homeoffice brauche ein Tiere volle Aufmerksamkeit. „Sie sind nicht nur ein Zeitvertreib in Pandemiezeiten, sie sind eine Verantwortung fürs Leben.“

>> 34 MILLIONEN TIERE IN HAUSHALTEN

• Schon vor Corona lebte in fast jedem zweiten Haushalt (45 Prozent) in Deutschland ein Heimtier: Insgesamt waren es 2019 rund 34 Millionen Hunde, Katzen, Kleinsäuger und Ziervögel. Das hat eine vom Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) in Auftrag gegebene repräsentative Erhebung ergeben.

• Auf dem ersten Platz liegen laut der Studie Katzen: 14,7 Millionen und damit in fast einem Viertel aller Haushalte (23 Prozent) lebten im Jahr 2019 Katzen. Auf dem zweiten Platz folgt der Hund (10,1 Millionen), gefolgt von Kleintieren wie Kaninchen, Meerschweinchen oder Hamster und andere Kleinsäuger (5,2 Millionen).