Duisburg. Schönes Wetter und lange Schlangen vor Duisburger Eisdielen: Vielerorts sind begehrte Sorten wie „Ettes Käsekuchen“ schnell ausverkauft.
Ein Eis, das wärmer ist als die Umgebung, will wirklich niemand. Und deswegen öffneten die Eisdielen in Duisburg erst an diesem Wochenende, als die Temperaturen die 15 Grad-Marke überstiegen. Vor der „Eismanufaktur Primavera“ und „Rheineis“ bildeten sich bei frühlingshaftem Wetter meterlange Schlangen – auch für neue Sorten wie „Ettes Käsekuchen“.
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Als Papa Oliver das Erdbeer- und Zitroneneis mit Sahne in die Hand nimmt, kann Henning sein Glück kaum fassen: Begeistert springt der Zweieinhalbjährige auf und ab, als gebe es an diesem Samstagnachmittag nichts Schöneres. Gibt es ja auch nicht. Das Warten vor der „Eismanufaktur Primavera“ am Lutherplatz in Neudorf hat sich gelohnt.
Familienausflug zum Eisessen nach Duisburg
„Wir wollten eigentlich diesen neuen Automaten ausprobieren und waren überrascht, dass die Eisdiele sogar offen hat. Da haben wir uns das erste Eis im Jahr gegönnt“, sagt Oliver Müller, während der Kleine auf seinem Schoß genauestens darauf achtet, dass der Plastiklöffel in dem Becher ja nur in seinem Mund landet.
Eigentlich leben sie in Bonn, Henning und Papa Oliver besuchen Onkel und Oma in Duisburg. „Ohne den kleinen Mann kriegt die Mama zu Hause mehr geschafft als mit dem kleinen Mann, deswegen machen wir einen Männerausflug“, sagt Müller lachend.
Eisdielen machen auf: Inhaber berichtet vom Kampf beim Großhändler, Sahne oder Milch zu bekommen
Drinnen sind gleich drei Verkäuferinnen damit beschäftigt, Eiskugeln in Becher und Hörnchen zu drücken. Zeit für ein Gespräch hat nur der Chef, Renato Venier: „Das Geschäft gibt es seit 30 Jahren, aber nie war der Februar so schwankend: Von Minusgraden letzte Woche rauf auf 15 Grad, das hatten wir noch nie – ob das der Klimawandel ist?“ Der Temperaturumschwung habe ihm Probleme beim Einkauf bereitet: „Alle Eisdielen haben gleichzeitig aufgemacht, ich musste schon mit dem Großhändler kämpfen, um an frische Waren wie Sahne und Milch zu kommen“, so Venier.
Der Eis-Automat, der seit wenigen Tagen in Betrieb ist, werde gut angenommen. Doch die Kunden nutzen nun, da das Geschäft geöffnet ist, lieber das persönliche Angebot. „Da gibt es mehr Auswahl“, so Venier. „Ich glaube auch, dass die Leute froh sind, nach drei Monaten mal raus zu kommen. Ein Eis für die Kinder geht da immer.“
Verzehrverbot im Umkreis von 50 Metern
Im Vergleich zum vergangenen Jahr klappe die Einhaltung der Corona-Regeln besser. Tatsächlich stehen die Kunden in anderthalb Metern Abstand vor dem Laden. Dass sich jeder überall an das Verzehrverbot im Umkreis von 50 Metern hält, ist – so die Beobachtungen an diesem Samstagnachmittag – allerdings nicht immer zu sehen.
Bei Rheineis in Wedau ist die Schlange der wartenden Kunden mehr als 50 Meter lang und reicht bis zum Marktplatz. Besonders begehrt sei die neue Sorte „Ettes Käsekuchen“, sagt Inhaber Jonas Simon: „Wir hatten für zwei Tage produziert und alles war schon am Samstag um 15 Uhr ausverkauft – für den Sonntag mussten wir neues Eis herstellen“, sagt er. Auch das Spaghetti-Eis im Hörnchen gehe gut weg.
>> INHABER IN DUISBURG: „EISDIELEN SIND KRISENSICHER“
• Viele Betriebe etwa in der Gastronomie leiden unter den Schließungen während der Corona-Pandemie.
• „Eisdielen waren aber immer schon krisensicher, weil sie von dem Geschäft zum Mitnehmen profitieren“, sagt hingegen Jonas Simon, Inhaber von Rheineis in Wedau, der saisonbedingt fast drei Monate geschlossen hatte. „Und natürlich ist ein Eis eines der wenigen Dinge, die sich die Leute in diesen Zeiten erlauben können.“