Duisburg. Etwa 200 Menschen haben in Duisburg ein Jahr nach dem Anschlag von Hanau bei einer Demo an die Opfer erinnert. Die Wut ist immer noch groß.
Rund 200 Menschen haben in Duisburg-Marxloh am Freitagabend an die Opfer des Anschlags in Hanau erinnert. Vor genau einem Jahr hatte ein rechtsradikaler Täter in der hessischen Stadt neun Menschen mit Migrationshintergrund erschossen. Begleitet von Polizei und Ordnungsamt zogen die Demonstranten von Marxloh über die Weseler Straße zum Hamborner Altmarkt.
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Zu der Kundgebung, die um 17.30 Uhr auf dem August-Bebel-Platz in Marxloh begann, hatten mehrere antifaschistische Gruppen aufgerufen. Sie kritisierten den Alltagsrassismus in Teilen der Gesellschaft warfen Staat und Behörden Versagen rund um das Attentat vor. In Corona-Zeiten hielten die Teilnehmenden dabei die Abstände ebenso wie die Maskenpflicht ein.
Schweigeminute für Anschlagsopfer auf dem August-Bebel-Platz in Duisburg
Mit einer Schweigeminute gedachten sie zunächst der neun Opfer, bevor sie in Redebeiträgen an die jungen Menschen erinnerten. Einige Demonstranten hielten Schilder mit ihren Namen hoch, die erschossene Mutter des Attentäters nannten sie in diesem Zusammenhang jedoch nicht. Viele trugen Fahnen und Banner des Bündnisses „Duisburg stellt sich quer“, der Linke Duisburg, des Deutschen Wanderarbeiterverbands AGIF und des Bündnisses „Migrantifa“. Offizielle Vertreter anderer Parteien der Stadt waren nicht zu sehen.
Ein Aktivist der „Migrantifa“ sprach davon, dass der Täter vor dem Anschlag durch das Raster der Behörden gefallen sei. „Wieso durfte er Waffen besitzen, obwohl sein Rassismus bekannt war?“, fragte er. Viele Menschen mit Migrationshintergrund fühlten sich durch die Sicherheitsbehörden kriminalisiert. Ähnlich äußerte sich ein Vertreter der Linke, der der Polizei rassistische Denkweisen vorwarf. Die Wut einiger Redner war spürbar.
Aktivisten kritisieren die Polizei und Behörden
Über die Weseler Straße zogen die Demonstranten die rund zwei Kilometer Strecke zum Hamborner Altmarkt, wo sie eine Abschlusskundgebung abhielten. Dabei riefen sie Parolen wie „Hanau war kein Einzelfall, Widerstand überall“.
In Hamborn verlas eine Aktivistin nochmals die Namen der Opfer: Ferhat Unvar, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Vili-Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz und Gökhan Gültektin. Der Täter erschoss nach seiner Tat seine Mutter und sich selbst.