Duisburg. Ab Montag kommen die Kinder wieder in Duisburger Grundschulen – nach unterschiedlichen Systemen. Und an Brennpunktschulen womöglich gar nicht.

Ab Montag beginnt der Präsenzunterricht vor halben Klassen landesweit für alle Erst- bis Viertklässler. Manche wechseln die Schülerschaft tageweise, andere haben Schichtsysteme eingeführt. Hinzu kommt die Herausforderung eines pandemiegerechten Turnunterrichts. So haben sich die 75 Duisburger Grundschulen eingerichtet:

Es gibt an der Grundschule Eschenstraße in Hochfeld die „Mo-Mi“-Kinder und die „Di-Do“-Kinder. So - hofft Schulleiterin Tülay Salman – können sich die Familien einfacher merken, wann ihre Kinder Präsenzunterricht haben, ob montags und mittwochs oder dienstags und donnerstags.

Präsenzunterricht mit verschiedenen Systemen an den Grundschulen in Duisburg

An der GGS Eschenstraße sind die Kinder also zweimal pro Woche an der Schule, an zwei Tagen müssen sie daheim Aufgaben erledigen und freitags begegnen sich dann alle im Videounterricht, beschreibt Salman. Ähnlich läuft es an der GGS Brückenstraße in Hochfeld.

Anders hat sich die Katholische Barbara-Grundschule in Neumühl organisiert. Hier sollen sich die Kinder merken, dass sie immer abwechselnd einen Tag Schule haben und einen Tag zuhause sind. In der einen Woche kommen sie also Montag, Mittwoch, Freitag, in der Folgewoche Dienstag und Donnerstag. Schulleiter Martin Gerste hat einkalkuliert, dass es Verwirrung geben könnte: „Es werden Kollegen auf dem Schulhof stehen und jene Kinder wieder heimschicken, die erst am nächsten Tag dran sind.“

Der Start des Präsenzunterrichts ist nicht bei allen Eltern angekommen

Haris Kondza, Schulformsprecher für die Grundschulen, bezweifelt, dass es bis zu allen Duisburger Eltern durchgedrungen ist, dass ab Montag wieder die Schule beginnt. Vor allem im Einzugsbereich der Brennpunktschulen verfolge nicht jeder die Medien, viele Eltern sprechen kein Deutsch, die Nachrichten seiner Regenbogenschule in Marxloh erreiche trotz verschiedener Wege nicht jede Familie. „Wir werden ein paar Tage brauchen, bis es bei allen angekommen ist.“ Ihm erschien es einfacher, einen Schichtbetrieb einzuführen. Der Unterricht wurde für die Gruppen deshalb von 8 bis 10 Uhr und von 11 bis 13 Uhr aufgeteilt.

Im Kollegium gebe es vor dem Start am Montag zwar die Sorge, ob alle gesund bleiben. Aber bislang habe es kein Infektionsgeschehen gegeben und auch künftig werde alles daran gesetzt, dass etwa außerhalb der Klasse Masken getragen werden. „Da hat die Stadt auch einen guten Job gemacht, wir sind für die nächsten Monate gut ausgestattet“, lobt Kondza.

Unterstützung gibt es in Notgruppen, Sprachförderung in Kleingruppen

Kinder mit emotionalen oder sozialen Auffälligkeiten, die einen Integrationshelfer haben, könnten künftig täglich in die Schule kommen, sagt Martin Gerste für die Barbara-Schule. Die Pandemie sei aber auch für leistungsstarke Kinder eine Herausforderung. Manche Schüler seien in den vergangenen Wochen von ihren Lehrern stundenweise in die Klasse eingeladen worden, um mal wieder Schulluft zu schnuppern, einen anderen Raum zu sehen, reden zu können.

Auch Tülay Salman merkte schnell, welche Familien mit dem Distanzunterricht der GGS Eschenstraße überfordert sind. Sie lud viele Kinder in die Notbetreuung ein, damit sie dort unterstützt werden. Für Seiteneinsteiger gab es zusätzlich in Kleingruppen Sprachförderung. Parallel gab sie Eltern im Einzelgespräch Hilfestellungen, wie das Schulportal iServ funktioniert und wie sie Aufgaben ihrer Kinder dort hochladen können. Manche hatten dafür – Leihgeräten und anderen Möglichkeiten zum Trotz - bis zuletzt nur ein Handy.

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Offen ist, wie gut der Distanzunterricht bei den Kindern gewirkt hat

Ob das alles gereicht hat und ob die Klassen ab Montag mit dem Stoff einfach weitermachen können, sei eine der offenen Fragen. Dann werde sich auch herausstellen, ob die Kinder daheim ihre Aufgaben selbst gemacht und verstanden haben, sagt Salman.

Das Tempo des Unterrichts wird sich jedenfalls absehbar nicht erhöhen. „Der Stundenplan einer Woche läuft praktisch über zwei Wochen durch, so dass jedes Kind nach zwei Wochen alle Inhalte und Fächer mitbekommen hat“, erklärt Schulleiter Andreas Geselbracht von der Albert-Schweitzer-Grundschule in Huckingen.

Das Kollegium betrachte die Wiederaufnahme des Unterrichts mit gemischten Gefühlen. Wegen der jetzt häufiger auftretenden Mutationen des Corona-Virus sei vielen „schon ein bisschen mulmig zumute“, so Geselbracht, „wir sind aber auch froh, unserem Handwerk wieder nachgehen zu können“.

>>>SO GEHT ES MIT DEM SPORTUNTERRICHT WEITER

  • Da die Turnhallen am Mittwoch vom Krisenstab freigegeben wurden, kann der Sportunterricht planmäßig stattfinden. Vor und nach dem Sport gilt: Hände desinfizieren.
  • Wegen der Hygiene-Richtlinien werde es aber keinen normalen Sport geben, sagt Haris Kondza. Die Lehrer müssten Angebote machen, die ohne Kontakt durchgeführt werden können.
  • Schwimmunterricht findet nicht statt, an manchen Schulen gibt es währenddessen Förderangebote etwa in Deutsch oder Mathe.