Duisburg. Die Duisburger Infrastrukturgesellschaft erweist sich als Erfolgsmodell beim Bau von Entlastungsstraßen für die Logistik. So soll es weitergehen.

Vor bald zwei Jahren vereinbarten Stadt und Hafen eine Kooperation in der Duisburger Infrastrukturgesellschaft (DIG). Das Ziel: Externer Sachverstand sollte wichtige Infrastrukturprojekte wie Umgehungsstraßen, Brücken und Sonderbauten schneller voranbringen. Seither haben Planung und Umsetzung deutlich Fahrt aufgenommen. Bleibt die Frage: Wie geht es weiter mit der eigentlich auf Zeit angelegten Kooperation?

Mehr Tempo beim Bau der Umgehungsstraßen für Duisburg

Bei der Suche nach Bau-Fachleuten, die dringend benötigte Entlastungsstraßen für die Logistikgebiete des Hafens voranbringen, war der Weg zu Prof. Thomas Schlipköther und Matthias Palapys nicht weit. Die beiden Bauingenieure sind ein seit mehr als zwei Jahrzehnten eingespieltes Team, das bei der Entwicklung der Logports eine wichtige Rolle spielt. Zuvor waren sie bereits für das gleiche Bauunternehmen tätig.

https://www.waz.de/staedte/duisburg/duisburg-das-ist-der-zeitplan-fuers-neue-strassenverkehrsamt-id228477623.htmlDass Duisport die Regie übernahm beim Bau der Umgehungsstraße Meiderich und der Querspange Walsum, lag nahe. Beide Projekte sind wichtig für Duisport, um den Schwerlastverkehr von den Ruhrorter Häfen und Logport VI, dem Areal der einstigen Papierfabrik in Walsum, zur A 59 zu führen und die Wohngebiete zu entlasten. Auch für die Osttangente, die Verbindung zwischen dem Kreisel an der Westseite der Brücke der Solidarität und der A 40, hat die DIG eine Machbarkeitsstudie erarbeiten lassen.

Duisport hätte gern den Karl-Lehr-Brückenzug erneuert

Der Wunsch des Landes NRW, bei den Förderprojekten aufs Tempo zu drücken, beförderte die Geburt der DIG. Angesichts der schleppenden Sanierung des Karl-Lehr-Brückenzuges bot Duisport schon vor drei Jahren an, statt der Wirtschaftsbetriebe den zweiten Bauabschnitt zu planen und zu bauen. Heute ist klar: Es wäre dann wohl besser gelaufen. „Wir bedauern das sehr“, sagt Thomas Schlipköther.

DIG plant jetzt auch Feuerwachen, Straßenverkehrsamt und Osttangente

Weil der Straßenbau so gut vorangeht, übernimmt die DIG nun auch die Regie bei städtischen Eigenprojekten, plant und baut die Feuerwachen in Rheinhausen und im Dellviertel (Mercatorstr./Düsseldorfer Straße) sowie ein neues Straßenverkehrsamt in Neumühl. Macht alles in allem einen Gesamtumsatz von rund 120 Millionen Euro, die Schlipköther und Palapys als Zwei-Mann-Gesellschaft quasi im Nebenjob auf die Straße bringen.

Läuft: Matthias Palapys (l.) und Prof. Thomas Schlipköther im vergangenen Sommer vor der neuen Eisenbahnbrücke über die neue Umgehungsstraße Meiderich. Im Frühjahr 2022 soll die Straße fertiggestellt sein.
Läuft: Matthias Palapys (l.) und Prof. Thomas Schlipköther im vergangenen Sommer vor der neuen Eisenbahnbrücke über die neue Umgehungsstraße Meiderich. Im Frühjahr 2022 soll die Straße fertiggestellt sein. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Und was kommt dann? „Nichts mehr. Wir werden diese Projekte noch machen und dann ist Schluss“, sagt Schlipköther. Die Altersgrenze ist für den 65-Jährigen bald erreicht, Ende 2022 läuft sein Vertrag als Duisport-Vorstand aus. Langweilig wird dem Essener nicht werden, mit Palapys entwickelt er bei Duisport Consult in aller Welt Hafen- und Logistikkonzepte. Er verspüre deshalb „keine Lust, mich mit Projekten zu beschäftigen, für die ich anschließend auch noch geprügelt werde“, sagt er.

Hemdsärmeliger Umgang und engagierte Diskussionen

Diplomatie ist seine Sache nicht. Schlipköther meint Auseinandersetzungen wie jene, die er unlängst in Walsum mit Bezirksvertretern führte. Diskussionen führt er gern mit Leidenschaft und offenem Visier, wenn nötig, auch mit der verbalen Dachlatte in der Hand. Besonders dann, wenn er sich zu Unrecht angegriffen fühlt, die Verdienste von Duisport um die Entwicklung des Hafens und der Stadt nicht gebührend gewürdigt sieht. Wohl auch deshalb bildet er ein ideales Gespann mit Palapys - dem 60-jährigen Neumühler, der mit Sachverstand, Erfahrung und leisen Tönen die Dinge voranbringt.

Politik will mit dem Duo Schlipköther/Palapys weitermachen

Die hemdsärmelige Tonart, mit der der durchsetzungsstarke Duisport-Vorstand auf die Tube drückte, stieß anfänglich auch in den städtischen Ämtern sauer auf, ist zu hören. „Geht nicht, gibt’s nicht“, sagt Schlipköther. Bislang funktioniert es nach seiner Devise auch außerhalb des Hafen-Areals.

Die Duisburger Politik, Taufpate der DIG, registriert das mit Zufriedenheit. „Von den Bürgern gibt es viel Beifall dafür, dass es mit den Umgehungsstraßen endlich voran geht“, sagt Bruno Sagurna. Die Stadt wäre „mit dem Klammerbeutel gepudert“, würde sie die Zusammenarbeit mit dem Duo Schlipköther/Palapys nicht über 2022 hinaus fortsetzen. „Dafür“, ist der SPD-Fraktionschef sicher, „werden wir gemeinsam eine Lösung finden“. Aber wohl erst im nächsten Jahr – dann kann auch im Lichte der ersten Ergebnisse eine Bilanz gezogen werden.

>>>DAS SIND DIE PROJEKTE DER DIG

  • Am weitesten fortgeschritten ist der Bau der Umgehungsstraße Meiderich (Baubeginn Dezember 2019). Der erste Bauabschnitt mit dem Anschluss Nordhafenstraße/Arcelor Mittal wurde im vergangenen Oktober abgeschlossen, im ersten Quartal 2022 soll die Verbindung bis zur A 59 fertig sein.
  • Mit dem Bau der Querspange Walsum wurde die DIG im vergangenen Sommer beauftragt, der für April geplante Baustart für den ersten Abschnitt (Fahrn bis A 59) könnte sich leicht verzögern, falls Vorarbeiten von Thyssenkrupp auf Flächen des Konzerns nicht rechtzeitig abgeschlossen sind (wir berichteten). Im zweiten Bauabschnitt (Fahrn bis Steag/Römerstraße) verzögern „unerwartete Forderungen Dritter“ den Beginn. Erfolgreich hat die DIG mit der Steag über den Verlauf der Trasse über dessen Gelände verhandelt. Das führe, so die DIG, zu einer „erheblichen Kostenreduzierung“ des 45-Mio-Projekts.
  • Im zweiten Quartal 2021 soll der Neubau der Feuerwache 6 in Rheinhausen beginnen. Nach jahrelanger Planung durch das städtische Immobilienmanagement (IMD) waren die Kosten völlig aus dem Ruder gelaufen. Die Baugenehmigung liegt nun vor, Mitte 2022 soll der Ersatz für die fast 80 Jahre alte Wache bezugsfertig sein.
  • Der Planungsbeginn ist auch für den Bau der Feuerwache 1a in Stadtmitte auf der einstigen Autohaus-Fläche an der Düsseldorfer/Mercatorstraße erfolgt. Gibt die Verwaltung grünes Licht, könnte der Bauantrag noch im Frühjahr gestellt werden. Die Bauzeit soll neun Monate betragen.
  • Weitgehend abgeschlossen ist die Planung für ein neues Straßenverkehrsamt auf einer städtischen Fläche im Gewerbegebiet Theodor-Heuss-Straße in Neumühl. Inklusive Planungskosten sollen sich die Kosten des Ersatzbaus für das Gebäude der Behörde in Duissern auf rund elf Millionen Euro belaufen.
  • Zum Bau der Osttangente zwischen dem Kreisel an der Brücke der Solidarität bis zur A 40 hat die DIG im Auftrag der Stadt eine Machbarkeitsstudie erstellt. Die Verlängerung der Verbindung zwischen Logport I in Rheinhausen und der Autobahnanschlussstelle Homberg ist ein lang gehegter Plan des Hafens, die Umsetzung ist allerdings hoch umstritten. „Sie soll den Lkw-Verkehr aufnehmen, der jetzt über Hochfeld und das Marientor führt“, argumentiert Schlipköther. Der Zugang für Spaziergänger zum beliebten Rheinvorland bliebe erhalten, betont der DIG-Geschäftsführer. Der derzeitige Rad- und Wanderweg, er soll für den Schwerverkehr ausgebaut werden, könne weiter Richtung Rhein verlegt werden. Allerdings ist die Trassenführung über den Kreisel ebenso wie der Anschluss an die Autobahn nicht ohne Tücken. Dem Vorwurf, die DIG erstelle eine Studie nach Geschmack des Hafens, tritt Schlipköther entgegen: „Wir sind Ingenieure und suchen Lösungen. Wenn es eine gibt, muss die machbar sein.“ Ohnehin werde der Weiterbau der Osttangente ein Planfeststellungsverfahren erfordern, in dem alle Belange abgewogen werden.