Duisburg. Eine digitale Anzeige macht in Duisburg-Ruhrort den Pegelstand des Rheins deutlich sichtbar. Der wert liefert Schiffern wichtige Erkenntnisse.

Jan Böhme hat seinen berufsmäßigen Zuständigkeitsbereich täglich vor Augen. Von seinem Büro in Homberg blickt er auf den Rhein, den Hafenkanal und auch auf den Rheinpegel am Hafenmund. Der Hydrologe arbeitet beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rhein und ist dort unter anderem auch für die Beschaffung und Auswertung der für die Binnenschifffahrt wichtigen Daten befasst. Dazu gehört auch die Ermittlung und Bewertung der Wasserstände des Rheins.

Den Wert des Pegels Duisburg-Ruhrort , wie die Messstelle kurz vor der Friedrich-Ebert-Brücke auf der gegenüberliegenden Seite offiziell bezeichnet wird, könnte er fast mit bloßem Auge erkennen. „Die Anzeige selbst ist eher für die Öffentlichkeit gedacht, die sich bei ihren Spaziergängen vom aktuellen Wasserstand ein Bild machen möchte“, erläutert der Gewässerkundler. Denn die Schiffsführer und alle mit der Binnenschifffahrt befassten Institutionen und Unternehmen erhalten die Daten mittlerweile direkt auf digitalem Weg, um sich zeitnah über den Wasserstand der viel befahrenen Wasserstraße zu informieren.

Pegel in Duisburg-Ruhrort ist einer von sieben zwischen Bonn und Emmerich

Neben dem Pegel Duisburg-Ruhrort gibt es zwischen Bonn und Emmerich noch weitere sechs Pegel, der Ruhrorter liegt zwischen den Pegeln Düsseldorf und Wesel bei Rheinkilometer 780.

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„Der Duisburger Pegel ist in dem Bereich der modernste, der Wasserstand wird seit vielen Jahren digital angezeigt“, erklärt Jan Böhme. Ansonsten sieht man entlang der Rheins vielfach noch die Pegeluhren, an denen der Wasserstand des Rheins abgelesen werden kann.

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Diese Uhr muss man allerdings lesen können, das „Ziffernblatt“ zeigt statt zwölf nur zehn Stellen an. Dabei zeigt der kleine Zeiger die Meter und der große die Zentimeter an, der Abstand zwischen den Stellen entspricht genau zehn Zentimetern. Zu jedem Pegel gehört auch die „Pegellatte“, die mit Mess-Markierungen versehen ist.

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Die Markierungen sind in zehn und Zwei-Zentimeter-Abständen dargestellt. Unabhängig von der Art des Pegels werden die Wasserstände permanent elektronisch erfasst und weitergegeben. Ermittelt werden noch weitere Daten, die für die Bewertung der Gesamtsituation auf dem Rhein wichtig sind. Dazu gehört die Menge des Wassers, die in einer Sekunde abfließt.

Werte zum Rhein sind für Hochwasserschutz wichtig

Diese Werte sind für den Hochwasserschutz wichtig, gemessen wird von einem Spezialboot aus. So betrug die Abflussmenge im Hochwasser-Rekordjahr 1995 11.600 Kubikmeter pro Sekunde. Beim Niedrigwasser 2018 waren es hingegen nur 680 Kubikmeter.

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Alle Pegelstände und sonstige relevanten Daten werden an das „ELWIS“-Portal (Elektronischer Wassserstraßen-Informationsservice) der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes übermittelt und dort online allen Interessenten zur Verfügung gestellt.

„Das kleine Einmaleins sollten die Schiffer aber schon noch beherrschen“, merkt Böhme schmunzelnd an. Das hat damit zu tun, dass der Pegelstand nicht der tatsächlichen Wassertiefe entspricht.

Schiffer können sich Tiefe der Fahrrinne errechnen

Maßgeblich für den Pegelstand ist der Pegelnullpunkt. Dieser Punkt ist so festgelegt, dass er auch bei Niedrigwasser nicht unterschritten wird. Wichtig dabei ist eine feste Bezugsgröße, die mit GlW (Gleichwertiger Wasserstand) bezeichnet wird. Beim Ruhrorter Pegel entspricht der GlW exakt einem Pegelstand von 2,33 Metern. B

ei diesem Stand wird eine Fahrrinnentiefe von 2,80 Metern garantiert. Zeigt der Pegel zum Beispiel 3,13 Meter an (80 cm mehr als der GlW), ist von einer Fahrrinne von 3,60 Metern auszugehen.

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Mit ein wenig Kopfrechnen können die Schiffer auf diese Weise ermitteln, wie viel Wasser sie noch unterm Kiel haben. So, und dank des ELWIS-Informationsportals, können die Schiffer ihre Routen durchplanen und ihre Ladekapazität dem Wasserstand des Rheins bei Bedarf (Niedrigwasser) anpassen. Und das auf der kompletten schiffbaren Strecke zwischen der Schweiz und den Niederlanden, denn die Wassertiefen sind auf diese Weise natürlich auch grenzüberschreitend ermittelbar.

>> AUFGABEN DER WASSERSTRAßEN- UND SCHIFFFAHRTSÄMTER

  • Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter in Deutschland sind Teil der Organisationsstruktur der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Die Ämter sind zuständig für die Wasserstraßen, die Binnenschifffahrt und für die Seeschifffahrt.
  • Zu den vielfältigen Aufgaben gehören der Unterhalt und der Betrieb der Bundeswasserstraßen und der Schleusen, die Wahrnehmung strompolizeilicher Aufgaben, die Erfassung und Verarbeitung von Wasserstandsmeldungen, die Abwehr von Gefahren, die Gewährleistung eines sicheren Schiffverkehrs und vieles mehr.