Duisburg. Gut ein Drittel der Strafgefangenen ist süchtig nach Drogen. Die JVA Hamborn holt Hilfe von draußen, um den Insassen nachhaltig zu helfen.

Viele Gefängnisinsassen sind abhängig von Drogen – mehr als ein Drittel, schätzen Experten. Oft ist es die Sucht und die damit verbundene Geldnot, die sie Straftaten begehen lässt und überhaupt erst in den Knast bringt. In Duisburg führen deshalb die JVA Hamborn und der Suchthilfeverbund eine Kooperation durch. Sie soll den Gefangenen helfen, nach der Entlassung ihr Leben drogenfrei zu führen – und so den Teufelskreis, der sie immer wieder hinter Gitter bringt, zu durchbrechen.

"Wir können zu den Insassen ein Vertrauensverhältnis aufbauen und sie nach der Zeit im Gefängnis weiter betreuen", beschreibt Mustafa Arslan den Vorteil dieser "Hilfe von draußen". Der Geschäftsführer des Suchthilfeverbunds freut sich, dass die mehr als 20 Jahre alte, vom Innenministerium finanzierte Zusammenarbeit mit der JVA gerade um ein weiteres Jahr verlängert wurde.

Süchtigen schon im Knast ein Hilfsnetzwerk aufbauen

In dem Hamborner Gefängnis sitzen vorwiegend Untersuchungshäftlinge ein sowie Gefangene mit kurzen Haftstrafen von wenigen Monaten. Die Fluktuation ist deshalb hoch in der JVA, die gut 300 Plätze hat. "Bei der Sucht haben wir es am häufigsten mit Heroin, Kokain und Amphetaminen zu tun", berichtet Carina Melles, die in der Haftanstalt die Kooperation organisiert.

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Das Hilfsangebot basiert vor allem auf Gesprächen. Die geschulten Mitarbeiter des Suchthilfeverbunds reden wöchentlich mit den Inhaftierten über deren Sorgen und Schwierigkeiten, und bauen bereits im Knast ein Hilfsnetzwerk auf. "Wir stellen die Weichen in einem geschützten Rahmen, den die Gefangenen draußen nicht haben", erklärt Anstaltsleiter Stefan Cassone. Nach der Entlassung haben die Betroffenen dann gleich mehrere Anlaufstellen – vermittelt vom Team der Suchthilfe.

Das Gefängnis drogenfrei zu halten, ist nicht leicht

Dass zu diesem Team Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund gehören, findet Suchtberaterin Emel Schröder wichtig: "Bei Gefangenen, die ihre Wurzeln zum Beispiel in Nordafrika oder in der Türkei haben, verleiht uns das eine gewisse Glaubwürdigkeit." Und Glaubwürdigkeit braucht es, um die Inhaftierten zu erreichen, etwa die zu überzeugen, die sich zunächst nicht helfen lassen wollen. Das seien jedoch Einzelfälle, die große Mehrheit der Insassen wünsche sich schließlich nichts sehnlicher, als von den Drogen wegzukommen.

Das Gefängnis frei von Rauschmitteln zu halten, ist übrigens gar nicht so leicht, wie JVA-Chef Cassone erklärt: "Wir nehmen Urinproben, kontrollieren Besucher, durchsuchen Zellen, haben auch Hunde im Einsatz. Wir bemühen uns sehr, die Anstalt 'clean' zu halten, aber ganz vermeiden lässt es sich nicht, gerade bei einer so hohen Fluktuation."

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