Duisburg/Essen. An der Uni Duisburg-Essen sollen bald zum Teil Präsenzprüfungen stattfinden. Einige Studierende äußern Kritik und unterstützen eine Petition.

Trotz des im November und Dezember verschärften Teil-Lockdowns sollen an der Universität Duisburg-Essen (UDE) in diesem Semester zum Teil Präsenzprüfungen stattfinden. Einige Studierende halten diesen Schritt für zu gefährlich und haben eine Petition gestartet, die in nur zwei Tagen fast 2000 Unterstützer gefunden hat.

Die Studierenden fordern von der Uni-Leitung die "Untersagung der Präsenzprüfungen" wegen des ihrer Einschätzung nach zu hohen Infektionsrisikos. Sie listen verschiedene Argumente auf, die die Gefahren deutlich machen sollen. So gehören einige Hochschüler etwa selbst Risikogruppen an, andere haben besonders gefährdete Verwandte.

Universität Duisburg-Essen plant für Februar Präsenzprüfungen

Es sei nicht nachzuvollziehen, so der Tenor, dass die Regierung die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie verschärfe, Studierende aber trotzdem in die Universität geschickt würden, um sich dort mit vielen Kommilitonen aus anderen Städten in einem Raum aufzuhalten.

Oder eben in einem Zelt: Die Universität hatte zuletzt am Standort Duisburg eine Modulbauhalle errichten lassen. Dort sollen bis zu 300 Studierende gleichzeitig unter Einhaltung von Corona-Auflagen ihre Prüfungen schreiben können.

Dabei laute die gesellschaftliche Devise: Kontakte vermeiden. Homeoffice soll, wo möglich, ausgeweitet werden, um Infektionsketten zu unterbrechen. Von Zuhause findet bereits die Lehre für Schüler und Studenten statt. Eine Erklärung, warum in der gegenwärtigen Situation die Vorlesungen und Seminare zwar online laufen, aber ein Teil der Klausuren vor Ort geschrieben werden soll, habe es bisher nicht gegeben, kritisieren die Verfasser der Petition.

Studierende starten Petition: Bedenken seien "nachvollziehbar"

Ein Sprecher der Universität Duisburg-Essen sagt auf Nachfrage: "Die Bedenken der Studierenden sind gut nachvollziehbar." Die Hochschulleitung appelliere an alle Lehrenden, Präsenzprüfungen wo möglich durch andere Formate zu ersetzen. Diese Möglichkeit biete auch die Corona-Epidemie-Hochschulverordnung des Landes NRW. So habe beispielsweise die Fakultät für Geisteswissenschaften ihre Prüfungen bereits vollständig in dezentrale Formate überführt.

"Leider bieten sich nicht für alle Klausuren Online-Prüfungen an", schränkt ein UDE-Sprecher ein. Seit dem Wintersemester habe die Universität zwar die technischen Voraussetzung erweitert, "um auch rechtssicher und im größeren Umfang Online-Klausuren durchführen zu können."

Jedoch gebe es weiterhin technische Einschränkungen: "Massenklausuren mit mehr als 1000 Teilnehmern können nicht einfach in eine Software eingespeist und dann synchron geschrieben werden."

Distanzprüfungen nicht um jeden Preis

Gleichzeitig sieht die Universität für einige Fachgebiete das Problem, dass die Prüfungen täuschungsanfälliger seien, etwa bei mathematischen Berechnungen mit eindeutigen Lösungen. Es gebe deshalb zwar eine große Offenheit für "distante Prüfungen", aber eben nicht um jeden Preis: "Wir müssen die Leistungen unserer Studierenden auch guten Gewissens bescheinigen können."

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Aktuell ist es so, dass Universitäten bis Ende Januar grundsätzlich keine Präsenzprüfungen durchführen dürfen. "Falls Bund und Länder das Verbot verlängern, wird auch die UDE die für ab Februar geplanten Prüfungen absagen", erklärt ein Sprecher. Wie viele Prüfungen in der Theorie vor Ort absolviert werden sollen, könne derzeit nicht gesagt werden. Diese Entscheidung hänge stark von der weiteren Entwicklung des Infektionsgeschehens und von den Vorgaben durch Bund und Länder ab, so der UDE-Sprecher.

Hygienekonzept wird umgesetzt – Studierende sehen Anfahrtswege als Gefahr

Eines sei jedoch sicher: "Die UDE hält sich strikt an die gesetzlichen Vorgaben, die im Rahmen der coronabedingten Einschränkungen erlassen werden. Das gilt selbstverständlich auch für die Begrenzung der Teilnehmerzahlen von Präsenzprüfungen." Für Vor-Ort-Prüfungen wurde ein detailliertes Hygienekonzept erarbeitet, das auch mit den Gesundheitsämtern in Duisburg und Essen abgestimmt worden sei.

Dass das vorgesehene Hygienekonzept in Prüfungsgebäuden eingehalten wird, daran haben auch die Studierenden der Petition wenig Zweifel. Gleiches könne jedoch nicht für den Aufenthalt auf dem Campus und für die Anfahrtswege gewährleistet werden, bei denen die Hochschüler ein zusätzliches Gefahrenpotenzial für Ansteckungen sehen. Viele der 42.000 Studierenden pendeln zu den Standorten in Duisburg und Essen. Konkrete Zahlen konnte die Universität auf Nachfrage kurzfristig nicht nennen.

>> DIE PETITION DER UDE-STUDIERENDEN

- Die Petition gegen Präsenzprüfungen an der Universität Duisburg-Essen haben die Hochschüler auf dem Portal change.org veröffentlicht. Hinter dem Schreiben steckt eine Studenten-Gruppe, die sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht über den Petitionsinhalt hinaus gegenüber der Redaktion äußern möchte.

- Statt über die Öffentlichkeit auf Konfrontation zu gehen, sei es vielmehr der Plan, weitere Unterstützer zu finden und das Gespräch mit Universitätsverantwortlichen zu suchen. "Wir brauchen eine Möglichkeit, alle Klausuren online zu absolvieren", so die Forderung, "da wir als Studenten die aktuelle Lage nicht verschärfen wollen."

- Die Studierendenvertretung stärkt indes der Universität den Rücken: "Unser bisheriger Eindruck zum Krisenmanagement der Uni ist, dass sich allseitig Mühe gegeben wird, sich an die herrschenden Bestimmungen zu halten." Dies betreffe etwa auch Nachteilsausgleiche. So hält die Uni etwa auch im aktuellen Wintersemester an einer Freiversuchsregelung fest. "Es wird ständig streng geprüft, welche Lehreinheiten und Prüfungsangebote tatsächlich Präsenz erfordern", so das Urteil der Vorsitzenden.