Duisburg. Zoo Zajac in Duisburg darf trotz Teil-Lockdowns öffnen, der Umsatz ist gut. Ist der bekannte Zoofachhändler also ein Krisengewinner?

Zoo zu, Zajac offen. Viele Tierfreunde ergreifen trotz Teil-Lockdowns die Möglichkeit und machen einen Familienausflug ins Industriegebiet von Duisburg-Neumühl. Corona-Check am Samstagmorgen beim laut Guinness Buch der Rekorde größten Zoohandel der Welt. Erste Überraschung: Nummernschilder aus Hamburg, Euskirchen, Gelsenkirchen und Dortmund, aber insgesamt sichtlich weniger Autos auf dem sonst überquellenden Parkplatz - also leerer als ohne Ausgangsbeschränkungen.

An einem normalen Samstag fahren hier bis zu 10.000 Besucher vor. Viele kommen dann auch nur, um sich umzuschauen zwischen Terrarien und Volieren. Dagegen wirkt es aktuell regelrecht ruhig. „Es sind vielleicht noch ein Drittel”, sagt Inhaber Norbert Zajac. „Und die kommen fast alle, um ihren Bedarf zu decken.”

Zoo Zajac trotz Lockdown offen: Familien reisen nach Duisburg

Wie Kim und Jan Urwals, sie sind mit ihrem einjährigen Sohn Luca aus Heinsberg hergefahren. Jan Urwals: „Hier gibt es ganz bestimmte Süßwasserfische zu kaufen. Die gibt es bei uns nirgends. Deshalb sind wir auch hier. Ich hab sogar gestern extra noch angerufen und gefragt, ob wir zu dritt rein dürfen und wie das mit den Corona-Regeln aussieht.“ Der Familienvater gibt aber auch zu: „Wir haben schon so viel von Zoo Zajac gehört, da wollten wir auch mal schauen. Für den Kleinen ist es ja auch schön.“

Und genau so erleben wir viele Familien, die ihre Kinder dabei haben. Sie nutzen die gemeinsame Zeit, besorgen aber gleichzeitig Futter oder Zubehör - ein Paar misst gerade auf dem Parkplatz den Kofferraum mit einem Zollstock aus. „Für eine neue Hundetransportbox“, ruft die junge Frau und lacht. „Die muss ja passen.“
Manche kommen direkt mit ihrem Hund, andere kaufen Lebendfutter wie Heimchen für ihre Echsen oder Vogelfutter.

Zajac: Viele Menschen schaffen sich in der Coronakrise Haustiere an

Im Verkaufsraum düst Norbert Zajac mit seinem Elektroroller von der Terraristik zur Hundeabteilung. Er weiß, dass es momentan viel ruhiger bei ihm im Laden ist, wichtig auch wegen der Abstandsregeln: „Es sind schon Familien, die ihre Kinder dabei haben, aber das ist ja ein Haushalt. Das ist völlig in Ordnung, da sie meistens tatsächlich ein Tier haben und es versorgen müssen.“

Der Umsatz stimmt trotzdem. Der 66-Jährige erzählt, dass sich viele Menschen in Corona-Zeiten ein Tier anschaffen, das sie schon lange haben wollten. „Jetzt haben sie die Zeit und bei vielen ist auch einfach das Geld da, weil sie nicht in den Urlaub gefahren sind.“ Deshalb seien die Leute jetzt eher bereit, teureres Zubehör zu kaufen als vorher. „Früher haben wir oft das Einsteigerset mit kleinem Aquarium ab 49 Euro verkauft. Jetzt fast gar nicht mehr. Die Kunden nehmen lieber direkt ein ordentliches Becken mit Pumpe und geben dann halt um die 500 Euro aus.“

Zoo Zajac als Krisengewinner? Das sagt der Chef

Und was ist mit dem Virus? Jede Stunde öffnen die Mitarbeiter die 50 Oberlichter zum Lüften der 12.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Bei sechs Metern Deckenhöhe gibt es im Laden viel Luft. Die Türen sind immer geöffnet: „Meine Mitarbeiter an der Info haben es momentan nicht so leicht. Die müssen oft frieren“, sagt Zajac.
Und manchmal doch den Zugang zum Geschäft regulieren. Wie am 2. Januar, als es zwischenzeitlich „so voll war, dass sich dann draußen eine Schlange gebildet hat“. Und immerhin: 6000 Kunden kamen an dem Tag, ein Jahr zuvor waren es noch 13.000. Zajac: „Und wenn es mal eng wird, gibt es eine Durchsage, dass die Besucher an die Abstände denken sollen.“

So habe sich auch die Art der Kunden geändert. Zajac: „Vor Corona kamen oft Siebensitzer hier auf dem Parkplatz an, voll belegt. Vier Menschen in einem Auto waren der Durchschnitt. Viele kamen, weil sie mich aus dem Fernsehen kannten und den Laden einmal sehen wollten. Heute sitzen meistens nur zwei Menschen in einem Auto.“

Alles hat sich verschoben. Teilweise kommen die Züchter nicht hinterher. Das zeigt sich auch bei unserem Test am Wochenende. Die Hundeabteilung ist leer. Alle Welpen sind verkauft. Erst in der kommenden Woche sollen wieder welche auf die Verkaufsfläche kommen, kosten dann das Doppelte.

Die Krise als Chance: weniger Kunden, mehr Umsatz, höhere Nachfrage, höhere Preise. Sieht sich Zajac selbst als Coronagewinner? “Irgendwie schon”, sagt der TV-bekannte Zootierfachhändler, “auch wenn ich nicht unbedingt stolz drauf bin”.

>>ZOO ZAJAC: ZAHLEN IN DER CORONAKRISE

Der wie meist gut aufgelegte Tier-Titan hat noch ein paar Zahlenspielereien auf Lager: Vor Corona gab Norbert Zajac bis zu 100 Autogramme am Tag. Jetzt sind es um die 20.

Auch an der Kasse zählt Zajac heute anders. „Im normalen Monat verkaufen wir 17 Wellensittiche. Im Dezember waren es 500.“ Oder: Zehn bis 15 Hamster kauften die Menschen wöchentlich. Gegenwärtig sind es 20 Hamster am Tag.