Duisburg. Die Innenstadt wird umstrukturiert. Altstadt soll vom Einzelhandels- zum Wohnviertel werden. Haack erwartet schwierige Gespräche mit Händlern.

Noch ehe mit der Umgestaltung der Achse Kuhlenwall/Innenhafen das letzte Projekt des Integrierten Handlungskonzepts Innenstadt (IHI) in die Umsetzung geht, plant Baudezernent Martin Linne eine Neuauflage. In dessen Zentrum soll ab 2023 die Konzentration der Handelsflächen stehen. Die Altstadt soll mittelfristig zu einem Büro-, Dienstleistungs- und Wohnstandort werden. "Wir müssen die Innenstadt kleiner machen", sagt Wirtschaftdezernent Andree Haack - von Händlern und Immobilienbesitzern ist kein Beifall zu erwarten.

Corona-Pandemie: Krise des Duisburger Einzelhandels spitzt sich zu

Die Pandemie verschärft die Krise des Einzelhandels: Leerstände mehren sich selbst an der Königstraße, der letzten 1a-Lage der City. Die Königsgalerie kämpft seit ihrer Eröffnung gegen mangelnde Nachfrage, jenseits der Steinschen Gasse sorgt nur noch der beliebte Knüllermarkt für Frequenz auf der Münzstraße, die von Billigläden geprägt ist. Die einstigen Niederlassungen der Modehäuser C&A und P&C warten auf neue Mieter, ehemalige Möbelhäuser an der Beeckstraße auf Folgenutzungen, auch der Handel auf der Kasinostraße hat schon bessere Zeiten erlebt.

Gebag will im März Vorschläge für Steinsche Gasse präsentieren

Immerhin: Der Neubau von Bibliothek/VHS hat ein wenig Bewegung ins Quartier gebracht, einige Modernisierungen auch im Umfeld ausgelöst. Kaum mehr als ein zartes Pflänzchen, das auch Rückschläge überschatten. Sinnbild dafür ist die Brache an der Steinschen Gasse. Nachdem zwei Projektentwickler scheiterten, versucht sich nun die Gebag.

"Ein Essener Architekturbüro erarbeitet eine Machbarkeitsstudie", sagt Gerhild Gössing, Sprecherin der städtischen Baugesellschaft. Büro, Dienstleistung, Wohnen und auch Gastronomie sollen Themen sein, die Pläne im März der Politik vorgestellt werden.

Fragezeichen hinter der Zukunft des Handels am Sonnenwall

Auch die künftige Entwicklung des Sonnenwalls jenseits der Friedrich-Wilhelm-Straße sei abhängig vom einem Gebag-Projekt, das dort Frequenz bringt, sagt Planer Linne: "Daran werden wir uns ausrichten." Außerdem sollen die Gutachter für ein neues City-Konzept - die Ausschreibung soll im Frühjahr erfolgen - die Düsseldorfer Straße in den Blick nehmen.

"Es geht um die Abschätzung der aktuellen Entwicklung, sowie künftige Optionen für Nutzung und Gestaltung", beschreibt Linne den Auftrag. Fördermittel für die Umsetzung des Konzepts sollen 2022 beantragt werden. Auch eine Neugestaltung des Burgplatzes soll ein Schwerpunkt sein. Ein schwierige Entwicklung, wie die Planung des Mercatorviertels zeigt: Auch vor dem Rathaustor vermuten die Stadtarchäologen spannende Funde.

Wirtschaftsdezernent Andree Haack erwartet einen "Häuserkampf"

"Das wird ein schwieriges Geschäft, ein Häuserkampf", sagt Andree Haack, der schwierige Gespräche mit Händlern und Immobilienbesitzern erwartet. Gegen Kritik aus der Politik musste sich der Wirtschaftsdezernent jüngst wehren, weil es für Duisburg aus einem Fördertopf des NRW-Innenministeriums für die Anmietung von leerstehenden Läden in der City nur 195.000 Euro gab.

Unberechtigt, verteidigt sich Haack: "Das Programm war vor allem für Städte gedacht, wo Karstadt/Kaufhof Standorte schließt, außerdem nur für kleine Flächen." Klepierre, Betreiber von Forum und Königsgalerie, habe kein Interesse gezeigt, Mittel für die Beratung von Immobilien-Eignern seinen beantragt.

Dezernenten: Weniger Handel in den Randbereichen der City

Die Überzeugungsarbeit ist ein wichtiger Mosaikstein, denn die Hausbesitzer müssen mitziehen bei der Umsetzung eines städtebaulichen Konzepts für die City. "In den Randbereichen brauchen wir künftig keinen Handel mehr", sagt der Wirtschaftsdezernent.

Stadtplaner Linne hofft auf Förderprogramme, die Anreize für die Immobilienbesitzer liefern, schließt aber auch Druck nicht aus, um die Entwicklung voranzutreiben: "Wir werden auch Planungsrecht verändern, um unerwünschte Ansiedlungen zu erschweren."

INNENSTADTENTWICKLUNG: MARTIN LINNE ZIEHT POSITIVE BILANZ

"Trotz der Haushaltssicherung haben wir uns intensiv um die Innenstadt gekümmert", sagt Martin Linne. Er verweist auf die Neugestaltung von König-Heinrich-Platz und Portsmouthplatz, den Umbau der Friedrich-Wilhelm-Straße, das frische Pflaster für die Königstraße und die anstehenden Arbeiten zwischen Kuhlenwall und Innenhafen.

Für die Umsetzung des aktuellen Integrierten Handlungskonzepts Innenstadt flossen seit 2011 rund 18,6 Millionen Euro (Städtebauförderung und 3,9 Millionen Euro städtischer Eigenanteil). Die Umsetzung einiger parallel geplanten Bauprojekte verzögerte sich allerdings erheblich: Während das Mercator One auf dem Bahnhofsvorplatz vor der Eröffnung steht, kommen Abriss und Neubau der alten Bibliothek und Volksbank erst jetzt in Gang, noch gar nicht begonnen ist der Neubau des Bahnhofsdaches, der nunmehr zwischen 2023 und 2028 vonstatten gehen soll.

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