Essen. Eigentlich sind alle Geschäfte dicht im Lockdown. Warum trotzdem immer noch Menschen in die Fußgängerzonen kommen.

Samstagmittag in der Essener Fußgängerzone. Die Sonne scheint, das Thermometer zeigt knapp 14 Grad. Wie viele jetzt wohl in normalen Zeiten in der Stadt wären? Aber die Zeiten sind nicht normal. Es ist Lockdown, deshalb ist es leer. Nicht menschenleer, eher so leer wie Halbfinale Fußball-Weltmeisterschaft mit deutscher Beteiligung.

Freie Sicht in den meisten Fußgängerzonen

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Freie Sicht auf der Limbecker Straße in Essen. Und auf dem Dortmunder Westenhellweg auch. Wo sonst Gedränge herrscht, bummeln gerade eine Handvoll Menschen über den Asphalt. Gitter sind vor die Eingänge der großen Geschäfte gezogen worden, nebenan haben sie die Rolltore herunter gelassen. „Sorry, wir mussten schließen“, bedauert die Filiale einer Modekette, versichert aber im nächsten Satz: „Wir sind immer für euch da. Besucht uns im Internet.“ Eine Einladung, die offenbar viele annehmen. Jedenfalls stehen gleich zwei große Lkw der Post vor einem großen Bekleidungsgeschäft. Nicht um auszuliefern, sondern um abzuholen, was die Kundschaft bestellt hat.

Click & Collect heißt das neue Angebot vieler Einzelhändler. Groß war das Interesse daran am Samstag nicht
Click & Collect heißt das neue Angebot vieler Einzelhändler. Groß war das Interesse daran am Samstag nicht © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Auf weitaus weniger Interesse scheint dagegen zu stoßen, was neudeutsch Click & Collect genannt wird. Wo der Kunde also per E-Mail, WhatsApp oder am Telefon bestellt und die Ware dann höchstpersönlich vor der Ladentür abholt – selbstredend möglichst kontaktlos. Ein Kaufhaus im Einkaufszentrum Limbecker Platz bietet so etwas an, aber wer mal eine halbe Stunde schaut, wer da so kommt, kann die Kundschaft an den Fingern einer Hand abzählen. Und auch im Buchladen ein Stockwerk höher bleibt die Hotelklingel stumm, die jemand an die mit Plastik verhangene Tür gestellt hat, damit man nicht schreien muss: „Hallo, ich wollte meine bestellte Obama-Biografie abholen.“

Großer Fernseher für die Feiertage

Unten aber müht sich ein Endzwanziger mit einem noch verpackten Flachbild-Fernseher der größeren Kategorie ab, den er gerade beim Elektrogroßmarkt seines Vertrauens in Empfang genommen hat. Der Lockdown sei für ihn etwas überraschend gekommen, sagt er. Und bestellen? „Wer weiß, ob das dann noch vor Weihnachten angekommen wäre.“ Ein Geschenk also? „Nee, ist für mich. Wenn man schon nichts machen kann über die Feiertage, will ich wenigstens vernünftig Netflix gucken können.“

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Draußen beginnt es zu dämmern. Noch immer sind Leute unterwegs. Manche weil sie müssen, andere weil sie wollen. „Bügel abgebrochen“, sagt eine Frau an der Tür zur Filiale einer großen Optiker-Kette. „Gut, dass sie aufhaben.“ Und ein junges Pärchen, das am späten Nachmittag über den Westenhellweg bummelt, wollte mal wissen, „wie die Stadt aussieht, wenn alles geschlossen ist“. Und? „Eigentlich wie sonntags.“

In den Wäldern herrscht Hochbetrieb

Ein paar Kilometer weiter, im Gewerbegebiet Kley, wo Discounter, Möbelhäuser, Groß- und Lebensmittelmärkte teils Wand an Wand stehen, ist es nicht leer. Aber auch längst nicht so voll wie sonst samstags vor Weihnachten. Parkplatzsuche entfällt ebenso wie das Warten auf einen Einkaufswagen. „Hätte ich nicht gedacht, dass so wenig los ist“, sagt eine Frau, glaubt aber auch zu wissen, wo die Leute alle sind. Im Wald war sie mit ihrem Hund. „Da herrschte ein Betrieb, das können Sie sich nicht vorstellen.“